Skip to main content

2. Energieforum in Bruchsal

In den Höhenstadtteilen von Bruchsal könnten elf Windräder stehen

Längst geht es nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wo. In Bruchsal hat die Diskussion um mögliche Standorte für Windräder begonnen.

Offene Diskussion: Beim zweiten Energieforum hat die Stadt Bruchsal aus ihrer Sicht mögliche Standorte für Windkraftanlagen vorgestellt. Über die Potenziale und Nachteile von Windrädern diskutierte lokale Experten mit den Besuchern.
Offene Diskussion: Beim zweiten Energieforum hat die Stadt Bruchsal aus ihrer Sicht mögliche Standorte für Windkraftanlagen vorgestellt. Foto: Heike Schaub

Die Diskussion um mögliche Windkraft-Standorte auf Bruchsaler Gemarkung Bruchsal ist eröffnet. Und sie wird lebhaft werden. Am Samstagvormittag fand im Bürgerzentrum das zweite Energieforum statt. Über 200 Besucher aus der Kernstadt, aber vor allem aus den Höhen-Stadtteilen waren ins Bürgerzentrum gekommen. Das hatte seinen Grund.

Im offenen Dialog mit Bürgern, Fachleuten und örtlichen Initiativen will die Stadt Bruchsal die Potenziale für erneuerbare Energien ausloten. 1.208 Gigawattstunden verbrauchten die Bruchsaler 2016 an Energie, so Professor Hartmut Ayrle vom Stadtplanungsamt.

Mit einem Energie-Mix aus Dach-Photovoltaik, Solar-Freiflächenanlagen, Geothermie und Windkraft will man den wachsenden „Energiehunger“ in Bruchsal befriedigen, Einsparpotenziale nutzen und die Stadt unabhängig machen.

Der Weg dahin ist nicht unumstritten, wie sich am Samstag im Bürgerzentrum gezeigt hat. Dort ging es um Windkraft und grundsätzlich geeignete Standorte. Die Meinung ist gespalten: Kritiker fürchten um Fledermäuse und den Rotmilan. Aber auch um Waldgebiete und Naherholungsgebiete zwischen Obergrombach und Helmsheim sowie zwischen Heidelsheim und Helmsheim.

Auf der anderen Seite stehen Klimawandel und steigende Energiepreise. Auch Unternehmen in Bruchsal sorgen sich um ihre Energieversorgung.

„Wenn Deutschland weiter ein wohlhabendes Industrieland bleiben möchte, kommt es um die Nutzung von Wind- und Solarenergie nicht herum.“ Das entgegnete Gerd Rosenkranz vom Think-Tank Agora Energiewende Kritikern einer „Verspargelung“ der Landschaft.

Ich will unsere Stadt zukunftsfähig und Enkel-tauglich machen.
Cornelia Petzold-Schick, OB von Bruchsal

Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos) will die Stadt zukunftsfähig und „Enkel-tauglich“ machen, wie sie bei der Eröffnung im Bürgerzentrum sagte. Längst geht es nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wo und Wie. Bis 2025 müssen in der Region Mittlerer Oberrhein knapp 4.000 Hektar für Windkraftanlagen ausgewiesen werden.

Im Regionalverband laufen deshalb die Planungen. Nach der Sommerpause erwartet die Stadt Bruchsal, dass der Regionalverband geeignete Flächen präsentiert. Bis dahin wolle man einen offenen Dialog führen. Und eigene Vorschläge einbringen. Die letzte Entscheidung liegt beim Regionalverband.

Stadt ist in der Standort-Diskussion „ergebnisoffen“

Elf von 19 möglichen Windrädern sind aus Sicht der Stadt Bruchsal in der engeren Wahl. „Die Vorschläge sind nicht in Stein gemeißelt“, erklärte Charlotte Klingmüller vom Stadtplanungsamt beispielsweise auf Kritik von Obergrombachs Ortsvorsteher Wolfram von Müller.

Je drei Windräder mit einer Höhe von jeweils knapp 250 Metern sollen nördlich und östlich von Heidelsheim stehen. Vier weitere im Waldgebiet zwischen Helmsheim und Obergrombach.

Mögliche Standorte: Beim Energieforum zeigt die Stadt Bruchsal rund um Heidelsheim, Helmsheim und Obergrombach Standorte für Windkraftanlagen.
Mögliche Standorte: Beim Energieforum zeigte die Stadt Bruchsal rund um Heidelsheim, Helmsheim und Obergrombach geeignete Flächen für Windkraftanlagen. Foto: Heike Schaub/Screenshot

In den nächsten Wochen sollen die städtischen Szenarien in den betroffenen Ortschaftsräten vorgestellt werden. „Wir sind komplett ergebnisoffen“, bekräftigte noch einmal die OB.

Wiederaufforstung mit klimaresistenteren Bäumen

Nach den städtischen Planungen müssten für die elf Windräder 6,6 Hektar dauerhaft gerodet werden. Laut Stadtförster Michael Durst sind das 0,5 Prozent des städtischen Waldes. Dagegen stehen der Stadt Bruchsal 40 Hektar an potenziellen Aufforstungsflächen zur Verfügung.

Pro Anlage werden dauerhaft 500 Quadratmeter Wald für das Fundament, 1.500 Quadratmeter für die Stellfläche des Krans sowie 3.800 Quadratmeter für Zuwege benötigt. Flächen, die für die Bauphase gerodet werden müssen, könnten mit klimaresistenteren Arten wieder nachwachsen, so Förster Durst.

Naturschützer wollen sich nicht vor Karren der Windkraft-Gegner spannen lassen

Das gefiel nicht jedem Besucher, wie bei der anschließenden Fragerunde mit Experten örtlicher Initiativen deutlich wurde.

Michael Hassler von Agnus Bruchsal und dem Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg verwahrte sich dagegen, als Naturschützer vor den Karren von Windkraft-Gegnern gespannt zu werden.

Auf Stellwänden konnten Besucher des Energieforums sehen, wie aus Sicht von Heidelsheim, Helmsheim und Obergrombach mögliche Windräder zu sehen sind.
Auf Stellwänden konnten Besucher des Energieforums sehen, wie aus Heidelsheim, Helmsheim und Obergrombach mögliche Windräder zu sehen sind. Foto: Heike Schaub

„Durch unser Verhalten haben wir über unsere Verhältnisse gelebt und dem Wald großen Schaden zugefügt.“ Er sieht den Bau von Windrädern im Wald und in offenen Lagen als moralische Verpflichtung für künftige Generationen.

Gegenwind will notfalls klagen

Auf die Speichermöglichkeiten von Windenergie in Wasserstoff wies Marco Müller von Parents for future hin. Bei Bedarf werde der Wasserstoff wieder in elektrische Energie umgewandelt.

Dass sich Windräder auch für die Bürger finanziell rentieren können, machte Micha Jost von der Energiegenossenschaft Starkenburg deutlich: „Wenn das erste Windrad profitabel läuft, sind auch viele Kritiker überzeugt.“

Als Propaganda-Veranstaltung Pro-Windkraft kritisierte Christiane Berberich von Gegenwind Obergrombach-Helmsheim-Kraichgau die Diskussion. Sie fürchtet Schwachwinde und Schattenschlag und bezweifelte die Rentabilität. Notfalls würde sie gegen die Windräder klagen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang