Sie teilen sich die beiden Stuben brüderlich – die beiden berühmten Männer aus dem Kraichgau-Örtchen Eichtersheim. Der Hecker Friedrich, der die Knechtschaft der Fürsten abschütteln wollte und nach dem Scheitern der badischen Revolution Karriere in den USA machte, residiert linkerhand. Der Wissenschaftler Friedrich Ratzel, der seinem Dorf ein literarisches Denkmal setzte, stand Pate für die gastliche Stube rechterhand. Das Restaurant „Heckerstuben“ im Wasserschloss Eichtersheim vereint kulinarische Höhenflüge mit Historie.
Als Isabell Landsgesell und Robert Petermann 2007 das Restaurant im Wasserschloss von Eichtersheim übernahmen, krempelte das Duo nicht nur die Lokalität kräftig um; es wollte auch die Geschichte des Ortes mit seinem Wasserschloss erlebbar machen. Weshalb man in den beiden Stuben, wo eine kreative Küche mit regionalen Zutaten aufgetischt wird, dank unzähliger Stiche und Zeichnungen viel über das Leben der beiden namensgebenden Protagonisten erfährt.
Es ist schon etwas Besonderes, wenn man über die lange Platanenallee auf das Wasserschloss zusteuert, das die Herren von Venningen im 16. Jahrhundert erbauen ließen und das im 18. Jahrhundert sein heutiges Aussehen bekam. Im fast sieben Hektar großen Schlosspark, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom späteren Karlsruher Gartenbaudirektor Franz Ries im Stil eines englischen Landschaftsgartens umgestaltet, ziehen Skulpturen des in Eichtersheim lebenden Jürgen Goertz die Blicke auf sich.
Das Schloss selbst beherbergt heute die Gemeindeverwaltung, einen Polizeiposten – und das Standesamt. Ein ausgesprochen glücklicher Umstand für die beiden Geschäftspartner: „Die purzeln da drüben raus und bei uns rein“, erzählt Isabell Landsgesell, wie ihr Geschäftspartner Jahrgang 1964.
„5 Köstlichkeiten“ auf dem Teller
Als die beiden das Schlossrestaurant übernahmen, war es eine bessere Kneipe mit bayerischem Touch. Heute gelten die Heckerstuben als Feinschmecker-Adresse, die weit über die Kreisgrenze hinaus bekannt ist. 36 Genießer finden in den beiden Stuben Platz, in Nicht-Corona-Zeiten sind es 60. Hinzu kommt der lauschige Innenhof, den Hochzeitsgesellschaften gern für den Sektempfang nutzen und der an lauen Sommerabenden der perfekte Ort für einen gepflegten Cocktail ist.
Küchenmeister Petermann hat sich der Slow Food-Bewegung verschrieben, jenem in Italien gegründeten Bündnis, das sich nicht nur für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft einsetzt, sondern auch für faire Arbeitsbedingungen bei allen Beteiligten – angefangen beim Erzeuger bis hin zum Gastronomen. Selbstredend kommen die Zutaten aus der Region - Gemüse vom Hofladen in Eichtersheim, Brot nach eigenem Rezept von einem Bäcker in Eppingen, Zander aus dem Rhein von einem Fischer in Philippsburg.
Die Speisekarte wechselt regelmäßig, wobei es auch einige Dauerläufer gibt – wie beispielsweise „Roberts 5 Köstlichkeiten“, ein Vorspeisenteller, der alle Sinne berührt. Ein feines Süppchen und eine Jakobsmuschel sind fast immer dabei, doch beim Rest schweigt der Küchenchef. Ein bisschen Geheimniskrämerei darf schließlich sein.
Die Heckerstuben in Eichtersheim
Die Heckerstuben im Wasserschloss von Eichtersheim (Schlossstraße 1, 74918 Angelbachtal, Telefon (0 72 65) 49 99 07 haben donnerstags, freitags und samstag ab 18 Uhr geöffnet, sonntags ab 12 Uhr. Reservierung ist erforderlich.