Eine voll besetzte Weissachtalhalle, engagierte Auftritte der Bürgermeisterkandidaten und kritische Fragen aus dem Publikum: Die letzte gemeinsame Runde der Kandidaten vor der Bürgermeisterwahl am 24. Oktober hat noch einmal deutlich gemacht, was die Knittlinger von den jeweiligen Bewerbern erwarten dürfen.
Weitere 200 Bürger verfolgen den Abend am Bildschirm, denn die Vorstellungsrunde wird live gestreamt. Martin Reinhardt, der Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses, moderiert den Abend, Knittlingens Noch-Bürgermeister Heinz-Peter Hopp ist nicht erschienen.
Viel bunter könnte das Angebot nicht sein: Zwei Verwaltungsfachleute, ein Unternehmer, ein Immobilienvermittler, ein Tankstellenbetreiber und ein Kleinkünstler haben ihren Hut in den Ring geworfen. Einige von ihnen auch mit langjähriger Erfahrung in der Kommunalpolitik. Breit ist dabei auch die Altersspanne, das politische Spektrum und der zu erwartende Politikstil der Bewerber, die allesamt mit ihrer Kritik an der Amtsführung des Amtsinhabers nicht hinterm Berg halten und versprechen, vieles besser zu machen.
Knallharte Zustandsanalyse von Alexander Kozel
Alexander Kozel (37), Diplom-Verwaltungswirt aus Straubenhardt und Referent beim Städtetag Baden-Württemberg, will frischen Wind nach Knittlingen bringen.
Der vormalige Mundelsheimer Hauptamtsleiter und langjährige Gemeinderat der Freien Wähler präsentiert sich als Modernisierer der Verwaltung, der die Digitalisierung voranbringen will. „Als Jugendtrainer weiß ich, wie man motiviert“, erklärt er und verspricht, als Bürgermeister ansprechbar zu sein.
Den Anliegen von Jugendlichen wie von Senioren will er große Aufmerksamkeit schenken, schlechte Straßen sanieren und zuerst einmal eine „knallharte Zustandsanalyse“ machen.
Neue Baugebiete auf der grünen Wiese soll es mit ihm nicht geben, wohl aber Expansionsflächen für örtliche Unternehmen. Zudem schlägt er vor, eine Bürgerenergiegenossenschaft zu gründen.
Unternehmerisches Denken bei Jochen Stöhr
Jochen Stöhr, ein 58-jähriger selbstständiger Bauunternehmer aus Knittlingen, will „unternehmerisches Denken“ in die Verwaltung bringen. Davonlaufende Kosten bei kommunalen Projekten werde es mit ihm nicht geben, erklärt er. Und auch die Folgekosten müssten von Anfang an mit im Blick sein. Stöhr sprach sich für Tempo 30 in allen Stadtteilen aus, „denn dies hebt die Lebensqualität für alle“.
Mit einem Investor könnte man etwa eine Zwei- oder Dreifeldhalle bauen und dann per Mietkauf betreiben. Bauhöfe unterschiedlicher Gemeinden könnten sich Fahrzeuge und Gerätschaften gemeinsam anschaffen, lauten weitere Vorschläge. Und auch einen autonomen Busverkehr zwischen den Ortsteilen könne er sich vorstellen.
Gegen „Wachstumswahn“ steht Georg Maximilian Blume
Etwas aus der Reihe fiel Florian Georg Maximilian Blume mit seinem Auftritt, der auf jeden Fall Unterhaltungswert hatte. Der 45 Jahre alte Freigeist aus Knittlingen, der auch als mittelalterlicher Gaukler, Mediengestalter und freiberuflicher Lehrer aktiv ist, gab sich jedenfalls alle Mühe, seine „Mitmenschen“ von seiner „ernsten Wissenschaftlichkeit“ zu überzeugen.
Mit blumigen Worten wandte er sich gegen „Wachstumswahn“ und „Gehirnwäschemedien“ und sprach sich für ein alternatives Gesellschaftsmodell aus, in dem Kooperation und Menschlichkeit statt Konkurrenzdenken vorherrsche und Gemeinden etwa im Blick auf Wasser, Energie und Lebensmittel möglichst autark sind. „Für den Posten eines Bürgermeisters braucht man keine besondere Ausbildung“, so sein Credo, dafür habe man ja seine Verwaltungsfachleute.
Gemeinsam gestalten will Timo Steinhilper
„Gemeinsam gestalten“ lautet das Motto, das sich Timo Steinhilper auf die Fahne geschrieben hat.
Der 39-jährige Diplom-Verwaltungsfachwirt, Bauamtsleiter von Maulbronn, Stadtrat und SPD-Vorsitzender in Knittlingen und Ortsvorsteher in Freudenstein-Hohenklingen, will die Fauststadt zu einem „Ort zum Wohlfühlen“ für alle machen.
Die Anliegen der Kinder will er besonders im Blick haben, die Marktstraße soll mit zur Herzkammer der Stadt werden. Nachhaltigkeit verspricht der Kandidat, der seit 25 Jahren mit seiner Familie in Hohenklingen lebt, nicht nur im Blick auf den Klimaschutz, sondern auch bei den Finanzen.
Als Bürgermeister sieht er sich als erster Diener der Stadt und will eine Politik der offenen Tür betreiben. Gerade auch für die Bürger aus Kleinvillars, die sich abgehängt fühlten.
„Umsetzen statt verwalten“ - darauf setzt Andreas Laitenberger
Andreas Laitenberger (34), Immobilienvertreter aus Bretten, will als Bürgermeister Projekte umsetzen, statt nur zu verwalten.
Der Familienvater, der für die AfD im Brettener Gemeinderat sowie im Kreistag sitzt, will Ideen aus dem Brettener Stadtentwicklungskonzept und dem Mobilitätskonzept auch in die Knittlinger Politik einbringen, Wohnungspolitik auch für einkommensschwache Familien machen und durchaus auch mal dreigeschossig bauen.
Für die Senioren schwebt ihm ein Seniorenwohnpark wie in Flehingen vor, für die Jugend soll es bessere Freizeitangebote geben.
Vieles im Argen sieht Klaus Meisner
Tankstellenbetreiber Klaus Meiser ist mit 62 Jahren der älteste in der Bewerberrunde. Seit 20 Jahren ist er Gemeinderat, die längste Zeit davon auch Fraktionssprecher der CDU.
„In Knittlingen liegt vieles im Argen“, sagt der Bewerber für den Bürgermeisterposten, der auf seine langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik verweist und eine vernünftige Politik für Knittlingen machen möchte.
Vor allem will er das Ohr beim Bürger haben, für einen besseren Informationsfluss sorgen und die Verwaltung transparent machen.