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Masterplan auf dem Prüfstand

Achern sucht nach Lösungen für Verkehrsprobleme

Der Masterplan ist in Achern in aller Munde. Von dem Zukunftkonzept erhoffen sich Bürger und Stadträte, aber auch der Einzelhandel, Konzepte für die nächsten Jahre. Jetzt stand der Masterplan zum ersten Mal im Gemeinderat zur Debatte.

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Ideen gefragt: Die Verkehrsbelastung in der Acherner Hauptstraße ist unter anderem Thema des Masterplans. Foto: Christian Schäfer
Die Debatte über die Zukunft der Acherner Hauptstraße ist längst noch nicht abgeschlossen. Das ist ein Ergebnis umfangreicher Beratungen über den sogenannten Masterplan im Gemeinderat. Ungeachtet der eindeutigen Stellungnahme der Werbegemeinschaft „Achern aktiv“ („Wir wünschen keine Fußgängerzone...“) sind Maßnahmen der Verkehrsberuhigung oder ein Einbahnstraßenring offenbar wieder im Rennen.

Das Thema stößt bei den Bürgern auf großes Interesse: Die Zuhörerplätze im Bürgersaal des Rathauses waren sehr gut besetzt.

Bürger informiert

Wie berichtet, hatte die Stadtverwaltung den Masterplan Mitte Oktober in einer Bürgerinformationsveranstaltung als Leitbild und Steuerungsinstrument für die künftige Stadtentwicklung präsentiert: Er enthält Vorschläge zur Verkehrslenkung ebenso wie Ideen zur Neugestaltung zentraler Plätze in der Innenstadt. Ergänzt wird der Masterplan durch den brandneuen Lärmaktionsplan sowie ein Radwegkonzept, das im Januar 2020 vorgestellt werden soll. Erste Weichenstellungen sollen Anfang Dezember in einer weiteren Gemeinderatssitzung folgen; die finanziellen Konsequenzen stehen dann im Rahmen der Beratungen über den Doppelhaushalt 2020/2021 zur Debatte.

Bekenntnis zur Einkaufsstadt Achern

In teilweise umfangreichen Stellungnahmen nahmen die Sprecher der Gemeinderatsfraktionen erstmals Stellung zum Masterplan. Allen gemeinsam war das klare Bekenntnis zur Einkaufsstadt Achern. In der Frage der künftigen Gestaltung der Hauptstraße schieden sich jedoch die Geister. Die Stadtverwaltung hatte in ihrer Vorlage der Einrichtung einer Fußgängerzone angesichts der hohen Verkehrsbelastung und fehlender Umfahrungsmöglichkeiten ebenso wie den Überlegungen zur Einführung eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs oder eines gegenläufigen Einbahnverkehrs eine Absage erteilt.

Temporeduzierung wird kommen

CDU-Fraktionschef Karl Früh nannte in seiner Stellungnahme die von der Stadt ins Gespräch gebrachte Umgestaltung zentraler Plätze die im Vergleich zur Verkehrslenkung als „leichteste Übung“. Mit Blick auf die Hauptstraße äußerte Früh die Erwartung, dass man um eine Temporeduzierung nicht herumkommen werde. Früh begrüßte ferner die Einführung von „Mobilitätsdrehscheiben“ für E-Bikes und Carsharing-Angeboten.

"Einbahnregelung nicht ausreichend diskutiert"

„Wir begrüßen die Vorschläge zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität“, machte Thomas Kohler im Namen der Freien Wähler deutlich. Gleichzeitig sieht er die Stadt vor einem „Verkehrskollaps“. Ziel müsse sein, die Qualität für Autofahrer, aber auch für Radfahrer und Fußgänger zu verbessern. Für „nicht ausreichend diskutiert“ halten die Freien Wähler Kohler zufolge die Einbahnstraßenregelung zur Entlastung der Hauptstraße. „Unstrittig“ sei die Einführung einer geänderten Temporegelung. Einen neuen Pflasterbelag auf dem Rathausplatz stuft Kohler nicht in die erste Priorität ein. Von dem Masterplan erwartet er „ein ausgewogenes Konzept für Bürger, Handel und Verkehr“.

"Preis für ungebremstes Wachstum"

„Die Verkehrsentwicklung ist der Preis für ungebremstes Wachstum“, so die Analyse von Manfred Nock (ABL). Über eine Fußgängerzone in der Hauptstraße brauche man „nicht zu reden“, so Nock, über eine Einbahnstraßenregelung könnr man aber „ergebnisoffen diskutieren.“ Möglicherweise sei ein „kleiner Innenstadtring bis zur Allerheiligenstraße der richtige Ansatz. Klar sei für die ABL aber auch: „Wir wollen keine Lösung, die unsere Geschäftswelt in ihrer Existenz bedroht.“

Aufenthaltserlebnis als Ziel

Ein „Entwicklungskonzept für die nächsten 20 Jahre“ forderte Martin Siffling für die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Erst dann sollte man Prioritäten für einzelne Maßnahmen setzen. Mit Blick auf die Innenstadt nannte Siffling das „Aufenthaltserlebnis“ als vordringliches Ziel – das gelte auch für den Adlerplatz, der nicht nur Autos vorbehalten sein solle.

SPD will nicht zustimmen

Patrik Schneider (SPD) sparte nicht mit Kritik: Dem Masterplan fehle Weitsicht und Weitblick: „Uns geht er nicht weit genug“. Schneider forderte einen „Meta-Masterplan“ und legte einen „Fünf-Punkte-Katalog“ vor. Er will die „Dominanz des Autos“ brechen, eine Fußgängerzone und keine Einbahnstraßen-Lösung, einen „städteplanerischen roten Faden statt Einzelmaßnahmen“, einen „langfristigen kommunalen Plan für den öffentlichen Personennahverkehr“ und einen „Fahrradplan“. Schneider forderte in diesem Zusammenhang beispielsweise einen „Bus, der im Minutentakt Bahnhof und Parkplätze verbindet“, eine Seilbahn zur Verkehrsanbindung des Nationalparks Schwarzwald sowie Fahrradtrassen durch die Innenstadt. Dem vorliegenden Plan werde die SPD nicht zustimmen.

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