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100 km zur abgeriegelten Stadt

In der Sasbacher Partnergemeinde Mapello geht die Angst vor dem Coronavirus um

Das Coronavirus ist in Norditalien ausgebrochen. Zu den beiden Brennpunkten zählt auch die Lombardei, in der die Sasbacher Partnergemeinde Mapello liegt. Das hat jetzt Folgen. Das öffentliche Leben in der betroffenen Region ist weithin eingeschränkt.

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Weitgehend eingeschränkt wurde das öffentliche Leben auch in der Sasbacher Partnergemeinde Mapello - aus Angst vor dem Coronavirus. Foto: Spether

Knapp hundert Kilometer fährt man mit dem Auto von Casalpusterlengo in der norditalienischen Provinz Lodi in die Sasbacher Partnergemeinde Mapello. Eine Information, die bedeutsam geworden ist. Die offenbar weitgehend abgeriegelte Stadt ist Schauplatz des bislang vermutlich größten Coronavirus-Ausbruchs in Europa. Und in Mapello bekommt man es langsam mit der Angst zu tun.

Die Kommune hat jetzt eine Reihe von Notfallmaßnahmen verkündet, die den Kontakt der Menschen untereinander begrenzen soll. Öffentliche Einrichtungen wie Turnhallen und andere Sportanlagen werden geschlossen und Veranstaltungen abgesagt.

Bislang sieben Todesopfer in der Lombardei

„Die Stimmung ist recht aufgeheizt“, sagt der Sasbacher Bürgermeister Gregor Bühler über die Partnergemeinde. Er verfolge derzeit in den Sozialen Medien, wie die Menschen mit der gefühlten – oder tatsächlichen – Bedrohung umgehen.

Was Bühler auch sagt: Die Aufregung könnte durchaus einen politischen Hintergrund haben. Die Lega Nord regiere die betroffene Region, die Lombardei. Der Partei könnte das Auftreten des Erregers mit mehr als 200 Infektionen und bislang sieben Todesopfern an zwei Brennpunkten durchaus in die Hände spielen.

Bewohner räumen Supermärkte leer

Doch die Sorge der Menschen ist nicht unbegründet. Auch in Bergamo, das nur noch knapp ein Dutzend Kilometer von Mapello entfernt, ist die ansteckende Krankheit offenbar ausgebrochen. Es gebe jeden Tag neue Patienten. Das berichtet der Vorsitzende der Freundeskreises Mapello-Sasbach, Fabrizio Locatelli, an seinen langjährigen Sasbacher Gegenpart Johannes Allgöwer. Im Moment gehe man von zehn Erkrankten aus.

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In Mapello selbst sei bis jetzt niemand betroffen. Doch das öffentliche Leben beginne, unter der Furcht vor Ansteckung zu leiden. „Viele Menschen fangen an, Angst zu haben. Am Sonntag und Montag waren die Supermärkte leer geräumt von Milch, Fleisch, Tiefkühlkost und anderen Dingen“, schreibt Locatelli besorgt.

In Norditalien seien Schulen, Theater und Kinos geschlossen. Versammlungen könnten nicht abgehalten werden. Kirchen seien zwar geöffnet, es gebe aber keine Gottesdienste. „Es ist eine neue Situation für alle“.

Partnergemeinden seit 25 Jahren

Etwas weniger dramatisch ist die Schilderung von Samantha Sala, die lange im Sasbacher Rathaus gearbeitet hat. Jetzt ist sie beim Bremsenhersteller Brembo in Mailand beschäftigt. In Mapello verlaufe das Leben noch normal. Es gebe keine Infizierten, so ihr Bericht aus der Partnergemeinde.

Auch in Mailand habe man noch keine Hamsterkäufe beobachten können, berichtet Sala in ihrer Notiz an Johannes Allgöwer. Er war mehr als 30 Jahre lang Vorsitzender des Freundeskreises Mapello-Sasbach auf deutscher Seite. Allgöwer ist erst vor einem Monat von diesem Amt zurückgetreten – nachdem das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft noch groß gefeiert worden war.

Ansteckung in Wartezimmern umgehen

Die Gemeindeverwaltung von Mapello weist unterdessen im Internet auf eine Verordnung der Regionalregierung hin. Demnach wird das öffentliche Leben flächendeckend weitreichend eingeschränkt. Menschen, die möglicherweise infiziert sind, sollten sich nicht direkt an Notaufnahmen wenden, sondern zunächst eine Notrufnummer wählen, um Verhaltenshinweise zu erhalten.

Damit will man ganz offenkundig verhindern, dass die Infektion in den Notaufnahmen und Wartezimmern der Arztpraxen weiter übertragen wird. Ein Phänomen, das auch im Ortenaukreis zur Verbreitung der Masern beigetragen hatte.

"Made in China" harmlos

Das Bürgermeisteramt gibt außerdem eine Reihe von allgemeinen Hygieneempfehlungen - wie die, sich regelmäßig die Hände zu waschen. Es wird aber auch darauf verwiesen, dass Produkte und Pakete aus China keine Infektionsgefahr mit sich bringen. Auch von Haustieren gehe keine Bedrohung aus. Sie verbreiten das Virus nicht, heißt es weiter.

Vorbereitungen in Deutschland

Im Gesundheitsamt in Offenburg beraten Infektionsspezialisten, wie sich Bürger bei verdächtigen Symptomen verhalten sollen - und wie sich die Influenza und das Corona-Virus voneinander unterscheiden. Neben der auf den gesamten Kreis verteilten Masern-Infektionen und einer deutlichen Zunahme der Influenza-Fälle muss man sich jetzt auch noch Gedanken über das Corona-Virus machen.

„Wir haben bereits ein Informationsschreiben an die Ärzte verfasst", sagt Thomas Wolf vom Gesundheitsamt. Dieses enthalte einen Fragebogen, der Aufschlüsse über eine mögliche Corona-Infektion liefern soll - beispielsweise bei einem Aufenthalt in einem Verdachtsgebiet wie in China oder nun auch in Italien.

Das Problem für die Ärzte: Wie bei den Masern können Patienten schon geraume Zeit vor den ersten Symptomen ansteckend sein. Bei verdächtigen Symptomen solle man erst einmal telefonisch abklären wie man sich verhalten soll: „Es ist nicht zielführend, gleich in die Arztpraxis zu gehen“.

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