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Er half Kriegsgefangenen

Der frühere Laufer Bürgermeister Josef Rummel legte sich im Dritten Reich mit den Nazis an

Im Dritten Reich hat der einstige Bürgermeister von Lauf, Josef Rummel, sich für die Menschlichkeit eingesetzt und der Nazi-Partei die Stirn geboten. Der Laufer Heimatforscher Alfred Graf stieß zufällig auf diese beinahe vergessene Geschichte.

Rummel mit Familie 1936
Josef Rummel (sitzend), Bürgermeister von Lauf, mit seiner Familie auf einem Foto von 1936. Foto: Foto: Archiv Rummel/Repro: Brück
Von unserem Mitarbeiter Michael Brück

Unter dem Diktat des Dritten Reichs ein Zeichen der Humanität zu setzen, das zeugt von Zivilcourage und innerer Stärke, die man im nationalsozialistischen Deutschland seinerzeit nur allzu schnell auch mit dem Leben bezahlen konnte. „Josef Rummel wusste das nur zu gut, als er während des Zweiten Weltkriegs keinen Unterschied zwischen der Bevölkerung und französischen Kriegsgefangenen machte“, sagt der Künstler und Heimatforscher Alfred Graf über die Gefahr, in die sich der einstige Laufer Bürgermeister in den Kriegsjahren begeben hatte.

Heimatforscher stößt aus Zufall auf die Geschichte

Eher aus Zufall war Graf vor einiger Zeit auf die fast schon vergessene Geschichte des Mannes gestoßen, der im Februar 1880 in Lauf geboren wurde und neben dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb zunächst eine Vertretung für Fahrräder, Mopeds und landwirtschaftliche Maschinen führte.

„Ich war auf der Suche nach alten Fotografien einer Kapelle, die früher in der Nähe des Hofs der Familie Rummel stand. Deshalb hatte ich dort nachgefragt und war zwar nicht auf die erhofften Bilder gestoßen. Dafür aber auf die Dokumente von Josef Rummel, der von 1928 bis 1946 die Geschicke der Gemeinde Lauf lenkte“, so der Heimatforscher, der schon seit vielen Jahren die Ortshistorie für kommende Generationen aufarbeitet.

Ein Dorfbewohner denunzierte Josef Rummel

Der Vater von sieben Kindern, so erzählt Alfred Graf, habe sich in schwierigen Zeiten nicht nur darum gekümmert, dass die Arbeitslosen in der Gemeinde zu Lohn und Brot kamen. Er zeigte in den Kriegsjahren auch ein großes Herz für die 20 französischen Kriegsgefangenen, die als Arbeiter auf den Bauernhöfen als Ersatz für die eigenen fehlenden Arbeitskräfte eingesetzt wurden.

„Er sorgte für sie, zeigte Menschlichkeit und machte ihnen zuweilen auch kleine Geschenke und damit das Leben ein wenig angenehmer – was den Nationalsozialisten allerdings ein Dorn im Auge war“, erklärt Graf. So sei gekommen, was kommen musste. „Ein Dorfbewohner hatte ihn denunziert, und nach einem Ermittlungsverfahren im Juni 1941 vor dem Kreisgericht der NSDAP in Bühl beließ man es zunächst bei einer Geldstrafe von 100 Reichsmark und der Aberkennung der Bekleidung von Parteiämtern.“

Alfred Graf
Der Autor Alfred Graf aus Lauf hat einen wichtigen Teil im Leben des ehemaligen Laufer Bürgermeisters Josef Rummel recherchiert. Foto: Michael Brück

Zudem habe man ihm nahegelegt, das Bürgermeisteramt abzugeben, was für Josef Rummel allerdings nicht in Frage gekommen sei. Er habe sich vielmehr weiterhin mit den Nationalsozialisten angelegt, sei deshalb vielfach angefeindet, bespitzelt und auch immer wieder denunziert worden.

Und selbst, als Rummel schließlich 1944 das Bürgermeisteramt verlor, habe er noch Rückgrat bewiesen und in einem letzten Schreiben die Bürger seiner Gemeinde aufgefordert, den „neuen Bürgermeister durch verständnisvolle Mitarbeit in seinem schweren Amt zu unterstützen, und durch edle und hochherzige Gesinnung dem Missmut und der Kritik keinen Platz einzuräumen“.

Essenspakete an den Verräter für das "ruhige Gewissen"

Haltung habe Josef Rummel übrigens auch bewahrt, als nach dem Krieg unter der französischen Besatzung auch der Mann zur Verantwortung gezogen wurde, der ihn einst bei den Nazis angezeigt habe. „Ihm hat er nach Angaben seiner jüngsten Tochter Clara sogar noch Essenspakete ins Gefängnis geschickt. Sonst hätte er wohl nicht mehr ruhigen Gewissens ein ,Vater unser‘ beten können“, erzählt Alfred Graf über die Erinnerungen, die Clara Rummel über ihren Vater aufgeschrieben hat.

Nächstenliebe und ein Leben im Einklang mit einem starken Glauben hätten Josef Rummel zu einem ganz besonderen Menschen geformt, der ohne Angst seine Überzeugungen vertreten hätte.

Kriegsgefangene bezeugen seine Hilfe – Rummel erhielt Amt zurück

Zur Entlastung Josef Rummels hatten ehemalige Kriegsgefangene in einem Schreiben an die französische Verwaltung später bezeugt, wie fürsorglich dieser sich um sie gekümmert habe. Sie berichteten von „väterlichem Verhalten“, von kleinen Weihnachtsgeschenken und Kuchen, die er für die Gefangenen backen ließ. Sie berichteten, wie sich Rummel mit den Wachleuten stritt, wenn etwas seiner Meinung nach nicht in Ordnung war, und auch von der „vornehmen Gesinnung“ des Bürgermeisters.

„So konnte Rummel unter der französischen Besatzung sein Amt wieder bis 1946 aufnehmen und Gutes tun, bevor er selbst unter dem Druck der vergangenen Jahre zusammenbrach und sein Amt aufgab.“

Josef Rummel starb am 9. März 1956. Sein Hof befindet sich noch heute in den Händen seiner Nachkommen. Und die sind, wie Heimatforscher Alfred Graf berichtet, noch heute sehr stolz auf die Taten ihres Urahns.

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