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Strom an jeder Laterne

Schüler aus Achern entwickeln ein unkompliziertes Ladesystem für Elektroautos

2020 – ein Jahr der E-Mobilität? Schärfere Abgas-Grenzwerte und neue Umweltrichtlinien sollen Autobauer dazu bewegen, ihre Produktion immer mehr auf Elektroautos umzustellen. Doch das Problem liegt auf der Hand: Es mangelt in den meisten Orten an öffentlich zugänglichen Lademöglichkeiten.

Joel Schneider (links), Silvio Bär und Berit Allgeier präsentieren ihren Prototypen.
Eine gute Idee: Joel Schneider (links), Silvio Bär und Berit Allgeier präsentieren ihren Prototypen eines Laternen-Ladepunkts für Elektroautos. Die Jungunternehmer haben inzwischen aufgegeben. In Dortmund aber gbt es bereits die ersten Ladepunkte an Straßenlaternen. Foto: Konrad Schröter

Von Konrad Schröter

Genau diese Situation haben sich drei Gymnasiasten aus Achern zu Herzen genommen. Mit ihrer Idee eines unkomplizierten öffentlichen Ladesystems haben es Berit Allgeier, Joel Schneider und Silvio Bär mit dem Namen „E-ChargeNets GmbH“ unter die besten Teams beim bundesweiten Wettbewerb „Jugend gründet“ geschafft.

Wir wollen den unkomplizierten Ausbau der öffentlichen Ladestruktur unter Nutzung vorhandener Energiequellen fördern.
Bert Allgeier, Schüler

Den Schüler- und Jugendwettbewerb „Jugend gründet“ gibt es seit 2003. Seitdem können Schülerinnen und Schüler dort Businesspläne mit ihren Geschäftskonzepten einreichen, um darauf professionelles Feedback zu erhalten. In der ersten Phase des Wettbewerbs nahmen in diesem Jahr 783 Teams aus ganz Deutschland teil. Auf den Gewinner, der im Juni bei einem Online-Finale gekürt wird, wartet eine Reise ins Gründerparadies Silicon Valley.

„Wir wollen den unkomplizierten Ausbau der öffentlichen Ladestruktur unter Nutzung vorhandener Energiequellen fördern“, erklärt Berit Allgeier die Idee ihres Teams. Der Fahrer eines Elektroautos kann sich mithilfe einer App zu freien Lademöglichkeiten in der Umgebung leiten lassen.

Straßenlaternen werden „angezapft”

Das Besondere dabei: Als Ladestationen werden nicht etwa neue komplizierte Säulen errichtet, sondern Straßenlaternen und andere vorhandene Energiequellen werden einfach „angezapft“. Ein QR-Code auf der Energiequelle soll den Kunden dann auf die unternehmenseigene Website leiten, damit er dort ganz simpel ohne Vertragsbindung die Rechnung für die Aufladung bezahlen kann.

Auf die Idee kamen sie durch ihr Engagement bei der „Fridays for Future“- Bewegung. „Wir wollten nicht nur etwas fordern, sondern aktiv mitwirken und haben nach nachhaltigen Lösungen gesucht“, erklärt Joel Schneider.

Anmeldung zum Patent geplant

Auf jeden Fall gehen sie mit gutem Beispiel voran: Die 17-Jährigen sind rein elektrisch unterwegs oder werden es zumindest bald sein. „Ich bin gerade noch am Führerschein dran“, berichtet Schneider. Vermutlich könnte man jetzt sagen: „Das ist doch alles nur Traumdenken.“ Aber dem ist nicht so. Ein lokaler Energieversorger hat ihnen eine Straßenlaterne zur Verfügung gestellt, in die sie ihre Technologie eingebaut haben. Diese wollen sie übrigens auch demnächst zum Patent anmelden.

Weiterhin unterstützt wurden sie von Marco Beicht und seinem Unternehmen „PowerCloud“, die ihnen bei der Programmierung der App geholfen haben. „Der nächste Schritt ist jetzt, eine eigene Ladestation zu bauen“, stellt Berit Allgeier in Aussicht. Volle Unterstützung bekommen sie dabei auf jeden Fall: Die Stadt Achern hat ihnen bereits Hilfe angeboten und will dafür sorgen, dass sie die besten Plätze bekommen, um ihre Ladestationen dort zu errichten.

Teilnahme bei „Jugend gründet”

Doch bevor es soweit ist, steht erst mal ein erfolgreicher Abschluss von „Jugend gründet“ im Vordergrund. Am vergangenen Dienstag durften sie dank ihres guten Businessplans an einem Pitch-Event teilnehmen, welches dieses Jahr aufgrund der Corona-Krise zum ersten Mal online stattfand.

„Wir haben sehr gute Bewertungen erhalten und Kontakt zu einigen Mitgliedern der Jury aufgenommen“, freut sich Berit Allgeier.

Um auch in der zweiten Phase des Wettbewerbs gut abzuschneiden, müssen sie mithilfe einer Online-Simulation für acht Jahre ein virtuelles Unternehmen leiten. Beste Voraussetzungen also, um sich auf ihren zukünftigen Weg vorzubereiten. Denn ihr Ziel ist, ein eigenes Start-up zu gründen und dann an verschiedenen Standorten in ganz Deutschland ihre Idee umzusetzen.

Und wer weiß, vielleicht ist die Idee von drei Schülern aus Achern der entscheidende Anstoß für einen nachhaltigen Weg in die elektrische Zukunft? Wünschenswert wäre es auf jeden Fall.

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