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Abhol- und Lieferangebote

Corona-Krise: Wie Gastronomen in Baden-Baden Verluste auffangen

Trotz der Corona-Krise bekommen Baden-Badener derzeit bei Gastronomen, was das Herz begehrt. Viele Betreiber bieten Gerichte zum Abholen an, einige haben Lieferservices organisiert. Angesichts der drohenden Verluste entzünden die Angebote zumindest einen Hoffnungsschimmer.

Bestes Ausflugswetter herrscht derzeit. Eigentlich perfekt fürs Ostergeschäft, sagt Hans Schindler. „Das können wir mit Lieferservices nicht aufholen, das ist klar.“
Bestes Ausflugswetter herrscht derzeit. Eigentlich perfekt fürs Ostergeschäft, sagt Hans Schindler. „Das können wir mit Lieferservices nicht aufholen, das ist klar.“ Foto: Christiane Krause-Dimmock

Hirschgulasch und Forellenschnitzel, Antipasti und Curry: Trotz der Corona-Krise bekommen Baden-Badener derzeit bei Gastronomen, was Herz und Appetit begehren. Viele Betreiber bieten Gerichte zum Abholen an, einige haben Lieferservices organisiert. Ob die Angebote sich rechnen, muss sich zeigen – doch angesichts der drohenden Verluste entzünden sie zumindest einen Hoffnungsschimmer.

„Die Unternehmer stehen mit dem Rücken an der Wand“, sagt Hans Schindler. Er ist Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands in Baden-Baden. „Die Kostenblöcke laufen weiter und die Umsätze sind auf Null runtergefahren.“  Das Ostergeschäft, normalerweise der erste große Umsatzgarant nach den schwächeren Wintermonaten, „bricht komplett weg.“ Zudem sind Großveranstaltungen abgesagt worden, die gutes Geld bedeutet hätten.

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Und über allem schwebt die Frage: Wie lange dauern die Schließungen an? „Das ist meines Erachtens mit das Schlimmste“: die Unsicherheit. „Wir müssen gucken, dass wir mit einem blauen Auge aus der Sache herauskommen.“

Die Soforthilfe ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Hans Schindler, Vorsitzender des DEHOGA in Baden-Baden.

Schindler fordert Unterstützung von der Regierung. „Wer den Schaden verursacht, muss auch für Liquidität sorgen“, sagt er – und zwar mit langfristigen Finanzhilfen.

„Die Soforthilfe ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Die Summe – je nach Zahl der Beschäftigten zwischen 9.000 und 30.000 Euro für drei Monate – sei viel zu gering. Die Kredite der staatlichen Förderbank KfW seien zu kurzfristig. Sie sollen innerhalb von fünf Jahren zurückgezahlt werden. Wer das nicht leisten kann, geht leer aus.

Gutscheine können Gastronomen nicht retten

Im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen sagt Schindler: „Wir tragen alle Entscheidungen natürlich mit. Die waren, soweit man das im Moment beurteilen kann, ja richtig.“ Die Folgen spürt er jedoch am eigenen Leibe. Sein Betrieb, das Gasthaus Auerhahn in Geroldsau, ist geschlossen, Kurzarbeit ist beantragt. Anfang der Woche soll feststehen, ob es zumindest ein Osterangebot gibt.

Gutscheine, wie sie Politiker derzeit immer wieder bewerben, sind für Schindler kein rettender Strohhalm. „Ich halte das nicht für sinnvoll, muss ich Ihnen ehrlich sagen.“ Sie ermöglichen zwar für den Moment, Rechnungen zu bezahlen. „Aber das holt Sie ja wieder ein.“

Wenn Kunden die Gutscheine einlösen, müssen Wirte Zutaten kaufen, das Personal bezahlen und so weiter. Die Frage, mit welchem Geld sie das tun sollen, verschiebt sich nur nach hinten.

Mamma Lina fährt mit Übergangs-Angeboten verhältnismäßig gut

Umso wichtiger sind also Lieferangebote und Abholung. Gastronomen bewerben sie mit Aushängen und Anzeigen, auf ihren Webseiten und in sozialen Medien. „Es gibt ein paar, da läuft’s sehr gut“, sagt Schindler. Andere haben Angebote mangels Nachfrage aufgegeben.

Die Pizzeria Mamma Lina dürfte eines der erfolgreichen Beispiele sein. „Wir haben schnell geschaltet“, sagt Angelo Tortora. Noch vor der Aufforderung zur Schließung hat sein Restaurant einen Liefer- und Abholservice eingerichtet.

Der Umsatz sei geringer als sonst, aber „es könnte mich schlimmer treffen“. Von 12 bis 22 Uhr ist geöffnet; ab 18 Uhr stehen dank einer Kooperation acht Taxis bereit. Die Pizzeria arbeitet auch mit Betrieben wie dem Kloster-Café Lumen und Griffin’s Burger in Oos zusammen.

Wir kommen so durch. Irgendwie.

Angelo Tortora, Geschäftsinhaber der Pizzeria Mamma Lina

Ihre Bekanntheit kommt ihr zugute. Sie ist online gut vernetzt und durch Berichte über Sonntagslieferungen ans Klinikum Mittelbaden noch mehr in den Fokus gerückt. Trotzdem ist Kurzarbeit angesagt. „Mir war wichtig, dass wir keinem kündigen müssen“, sagt Tortora. „Wir kommen so durch. Irgendwie.“

Unsicherheit bleibt: „Ich bin davon überzeugt, dass das nicht in drei Wochen vorbei ist. Viele werden das nicht packen.“

Lieferservice und Mitnahme: Besser als nichts

Im Burger-Restaurant Cito übernehmen Mitarbeiter die Lieferungen. Dieser Service sowie das Mitnahme-Angebot zwischen 11 und 22 Uhr seien „besser als nichts“, sagt Geschäftsführer Ivan Sesar. Hilfreich findet er auch Gutscheine, aber „wenn die Leute nicht rausgehen, holen sie auch keine Gutscheine.“

Ähnlich erlebt es Monique Bakshi, Inhaberin des indischen Restaurants „Namaskaar“. Die Nachfrage nach Gutscheinen sei nicht gestiegen. Sie spürt die Krise deutlich am Geldbeutel.

Ihr Mitnahme-Angebot habe sich mittlerweile gut eingespielt, sagt sie. Nach Ostern werde sie Bilanz ziehen, ob es sich rechnet. Bis dahin können Kunden weiterhin Gerichte bestellen und zwischen 12 und 14 Uhr oder 18 und 21 Uhr abholen. In Ausnahmefällen organisiert Bakshi auch Lieferungen mit dem Taxi.

Im Hintergrund läuft viel organisatorische Arbeit. Einen Teil der Belegschaft musste Bakshi in Kurzarbeit schicken, außerdem Beratungsgespräche führen und Gelder anfordern. Ware aus Indien sei zurzeit schwer zu kriegen, aber noch habe sie Quellen. Ihre Lieferanten seien insgesamt sehr entgegenkommend.

Umsatzeinbrüche treffen Unternehmen hart

Ein reines Abhol-Angebot hat das Forellen-Schlemmer-Lädele eingerichtet. Vergangene Woche konnten Kunden sich zwischen 10 und 16 Uhr Bouillabaisse in Töpfe schöpfen lassen, nun gibt’s Fischgerichte mit Kartoffelsalat.

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Das Schlemmer-Lädele ist ein Beispiel für Betriebe mit Abhol-Angeboten. Inhaber Jörg Richter (mit Vater Rainer) verkauft frische Fischgerichte. Foto: Christiane Krause-Dimmock

„Wir sind froh, dass wir hier noch verkaufen können“, sagt Jörg Richter. Auch Märkte beliefert er weiterhin. „Es trifft uns hart. Wir beliefern ja auch die Gastronomie im Umkreis mit unseren Fischen.“ Ihm fehle die Hälfte seines Umsatzes.

Das Übergangsangebot im Clubrestaurant Rosso-Bianco sei „nicht sehr gut“ angelaufen, sagt Geschäftsführer Lulzim Beqiri. „Ich halte noch ein bisschen daran fest.“ Kunden können weiterhin zwischen 12 und 21 Uhr Speisen kaufen.

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