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Internationale Gäste fehlen

Das Corona-Jahr wird für das Casino Baden-Baden zu einem Glücksspiel

Das Casino im Kurhaus in Baden-Baden hat wieder geöffnet, aber die internationalen Gäste werden noch schmerzlich vermisst. Wegen der Corona-Krise dürfen derzeit nur maximal 200 Besucher in die weltberühmte Spielbank. Hygiene- und Abstandsregeln sind einzuhalten.

Es darf wieder gezockt werden: Auch im Casino im Kurhaus Baden-Baden ist die Corona-Zwangspause beendet. Allerdings dürfen derzeit nur maximal 200 Personen ins Casino.
Es darf wieder gezockt werden: Auch im Casino im Kurhaus Baden-Baden ist die Corona-Zwangspause beendet. Allerdings dürfen derzeit nur maximal 200 Personen ins Casino. Foto: Bernd Kamleitner

Manche kommen nur, um für ein paar Stunden in eine völlig andere Welt einzutauchen und das Geschehen zu beobachten. Andere träumen vom großen Gewinn mit kleinem Einsatz. Es gibt auch Besucher, die stecken selbst größere Verluste an einem der Spieltische locker weg, weil ihr Bankkonto das ohne Schmerzen hergibt.

Knapp 230.000 Besucher registrierte das Casino im Kurhaus in Baden-Baden im vergangenen Jahr – ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch der positive Trend wird sich nicht fortsetzen. Die Corona-Krise brachte den Glücksspielbetrieb von einem Tag auf den anderen zum Erliegen.

Glücksspiel unter strengen Auflagen

Nach der Zwangspause darf in den prunkvollen Räumen wieder gezockt werden, allerdings nur mit deutlich reduzierter Besucherzahl und unter strengen Hygieneauflagen. Unter diesen Vorzeichen wird das Corona-Jahr für das Casino selbst zu einem Glücksspiel.

Sängerin Marlene Dietrich lobte Casino in den höchsten Tönen

Die Sängerin und Schauspielerin Marlene Dietrich soll die Baden-Badener Spielbank einst als die schönste der Welt bezeichnet haben. Opernstar Enrico Caruso verzockte sich dagegen und musste 40.000 Mark abschreiben, so ist es überliefert.

Verluste machte auch der spielsüchtige Fjodor Michailowitsch Dostojewski. Im Roman „Der Spieler“ verlagerte der russische Schriftsteller seine Erfahrungen an der Oos in den fiktiven Kurort Roulettenburg.

Dennoch: Die Faszination der Spielbank war vor Corona und im Zeitalter der Glücksspielkonkurrenz im Internet ungebrochen, vor allem am Roulettetisch. „Es ist nur eine Kugel, die im Kreis läuft und die Menschen unterhält“, beschreibt Direktor Thomas Schindler das Spektakel. „Das bekommen Sie so im Internet nicht.“

Nicht zu vergessen: das Ambiente mit Kronleuchtern und Wandgemälden in den historischen Räumen. Das Interieur ist opulent. Inzwischen zählen auch Desinfektionsmittelspender zur Ausstattung, keine gewöhnlichen: Wer die Hand unter das Gerät hält, dem wird das Mittel fein zerstäubt und wohlriechend über die Handfläche verbreitet.

In den Casino-Prunksälen, zwischen 1851 und 1855 entstanden, sind behördliche Abstandsvorgaben nicht – wie etwa im Supermarkt – durch schlichte Klebestreifen markiert, sondern mit goldfarbenen Leisten. Gedränge, etwa an einem der Roulettetische, ist in Corona-Zeiten ebenfalls tabu.

Maximal drei Personen dürfen an einen Roulettetisch

Maximal drei Personen dürfen Jetons setzen, die Abschnitte sind mit Plexiglasscheiben unterteilt, die Mund-Nasen-Maske ist obligatorisch, Begleitpersonen am Spieltisch nicht zulässig. Spielkarten, Jetons und Automaten werden regelmäßig desinfiziert.

„Es läuft alles ein bisschen ruhiger“, charakterisiert Schindler den mit „angezogener Handbremse“ wieder aufgenommenen Spielbetrieb. An Samstagen und vor Feiertagen registrierte das Casino vor Corona 1.500 und mehr Besucher.

Jetzt sind in der Spielbank und im integrierten Restaurant „The Grill“ maximal 200 erlaubt. So viele, wie der staatliche Glücksspielbetrieb Mitarbeiter zählt. Schindler nennt lieber eine andere Zahl: „Jedem Gast stehen rechnerisch fast zehn Quadratmeter zur Verfügung.“

Mit dem Automatenspiel im Gewölbekeller, derzeit sind maximal 70 Spieler an den einarmigen Banditen zugelassen, sowie dem noch geschlossenen Club Bernstein, in dem ansonsten ein DJ auflegt, und „The Grill“ ist das Casino eine Art Entertainment-Center. „Das hat hohen Unterhaltungswert“, findet der Spielbankchef und verweist auf eine europaweit einmalige Kombination.

Im „The Grill“ kann sich der Gast etwa zu Hummer, Austern, Sushi oder Beef badischen Wein ab 48 Euro die Flasche servieren lassen, oder einen Petrus aus dem berühmten Rotweinanbaugebiet Pomerol bei Bordeaux – für 3.688 Euro.

Erste Zwangsschließung seit dem Zweiten Weltkrieg

Eine Zwangsschließung des Casinos gab es seit der Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg noch nie. Im Gegenteil: Die Spielbank hat an 360 Tagen im Jahr geöffnet. Lediglich an Weihnachten sowie Feiertagen wie Totensonntag oder Karfreitag ruht der Betrieb.

Besonders schmerzhaft wird derzeit das internationale Publikum vermisst. Vor allem Schweizer und Franzosen sind gern gesehene Gäste. Mit weiteren Grenzlockerungen, so hofft Schindler, werden auch die Gäste aus den Nachbarländern wieder kommen.

Südamerikaner ging mit 1,3 Millionen nach Hause

Den bislang höchsten Einzelgewinn sicherte sich allerdings ein Südamerikaner in den 90-er Jahren. 1,3 Millionen  Mark (650.000 Euro) strich der Glückspilz damals am Roulette-Tisch 1 ein. Danach wurde er in der Spielbank nie mehr gesehen.

Die verbuchte im vergangenen Jahr einen Brutto-Spielertrag oder Umsatz von 30,4 Millionen Euro. Im Schnitt spielte jeder Besucher für etwa 130 Euro. Der Mindesteinsatz liegt bei zwei Euro. Dass ein Spieler mehrere tausend Euro etwa auf eine Zahl am Roulettetisch setzt, das kann immer wieder beobachte werden.

Man muss im richtigen Moment aufhören können
Spielbankdirektor Thomas Schindler

Spielleidenschaft kann aber auch zur Sucht werden. „Man muss im richtigen Moment aufhören können“, meint dazu der Spielbankchef. Sein Ratschlag: Nur das einsetzen, was der Spieler bereit ist, zu riskieren: „Es soll Unterhaltung sein und darf niemals zum Zwang werden!“

Wer prüfen möchte, ob er zur Spielsucht neigt, kann auf der Homepage des Casinos einen Katalog mit 20 Fragen beantworten – und sich gegebenenfalls bei EVA melden, dem Beratungsteam der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart.

Die Suchtexperten, so heißt es weiter, haben die Angestellten des Casinos geschult, um auffälliges Spielverhalten bei der Kundschaft zu erkennen.

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