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BNN-Interview

Elke Heidenreich: Ich habe oft Sehnsucht nach Baden-Baden

Elke Heidenreich hat oft Sehnsucht nach Baden-Baden. Davon erzählt sie im BNN-Interview. Vor allem die ausgedehnten Waldspaziergänge vermisst die Schriftstellerin und Literaturkritikerin, die 17 Jahre in Baden-Baden lebte und zu den Gründungsmitgliedern der damaligen Popwelle SWF3 (heute SWR3) gehörte.

Mit weißer Haube: Blüten vor der Trinkhalle Baden-Baden.
Mit weißer Haube: Blüten vor der Trinkhalle Baden-Baden. Foto: Bernd Kamleitner

Nach einigen Jahren Abstinenz kommt Elke Heidenreich an diesem Samstag wieder einmal nach Baden-Baden. Beim damaligen SWF (heute SWR) nahm ihre Karriere ihren Lauf. Die 76-jährige Wahl-Kölnerin ist mit vielen Begabungen ausgestattet und als Schriftstellerin, Literaturkritikerin, Kabarettistin und Moderatorin bekannt. In die Bäderstadt reist sie mit ihrem Freund Marc-Aurel Floros sowie mit Hund, dem kleinen schwarzen Mops Don Vito. Mit Elke Heidenreich sprach BNN-Redakteur Bernd Kamleitner. Nachfolgend Auszüge aus dem Gespräch. Das komplette Interview erscheint an diesem Mittwoch in den Ausgaben Rastatt/Murgtal und Baden-Baden der Badischen Neuesten Nachrichten.

Was verbinden Sie mit der Oos?

Heidenreich: Ganz viel! Ich habe fast 17 Jahre in Baden-Baden gewohnt – immer in der Nähe der Oos. Meine Hunde haben darin geplanscht und ich hab’ meine Füße reingehängt. Ich habe die Oos immer geliebt und wunderschön gefunden und tue das immer noch. Ich freue mich richtig drauf, das alles wiederzusehen. Ich habe oft Sehnsucht nach Baden-Baden!

 

Gibt es etwas, das Sie aus der damaligen Zeit sehr vermissen?

Heidenreich: Das ganze Umfeld ist schön. Ich war oft im Elsass, in Straßburg und in den Wäldern. Ich hatte ja immer Hunde. Da bin ich nach Mariahalden gewandert oder auf die Yburg. Die großen, schönen Waldwanderungen, die fehlen mir!

Ist Ihnen bei einer Wanderung Else Stratmann eingefallen?

Heidenreich: Die ist mir im Funk eingefallen, als ich für SWF3 gearbeitet habe, die schnelle Welle, wie ich den Sender immer genannt habe. Ich gehörte zu den Gründungsmitgliedern, als Peter Stockinger ein Team um sich versammelte. Das war noch nicht die Zeit der Comedians, aber jeder hatte so eine Figur. Weil ich aus dem Ruhrgebiet kam, wurde meine Figur Else Stratmann, die einfach alles auf die Schippe nahm, was sich irgendwie dazu eignete: blöde Fernsehsendungen oder ulkige Meldungen in der Zeitung oder in der Tagesschau.

Du verstehst doch gar nix vonne Pferde
 

Angefangen hatte es damit, dass mich SWF3 auf die Rennbahn nach Iffezheim geschickt hat. Ich sollte über das Pferderennen berichten. Ich verstehe überhaupt nix von Pferderennen und habe auch kein Interesse daran. Da war aber ein Ehepaar aus dem Ruhrgebiet, die Frau sagte immer: ’Willi, setz’ doch nicht dauernd auf Platane, du verstehst doch gar nix vonne Pferde’. Das fand ich so lustig und habe es nachgemacht. Else Stratmann war geboren.

Kommt Else ab und zu noch zu Wort?

Heidenreich: Nein! Ich habe sie viele Jahre im Radio gemacht und war zweimal mit ihr ins Fernsehen ausgebüxt: Bei den Olympiaden 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul. Danach war ich so bekannt, fast berühmt, weil Olympia schaut ja fast jeder. Da habe ich gewusst: Ich muss damit aufhören, sonst werde ich mit Else Stratmann identifiziert. Ich wollte aber nicht Kabarettistin oder Comedian sein, ich wollte ganz normale Journalistin und Autorin sein. Nach Seoul 1988 habe ich keine Folge mehr mit ihr gemacht.

 

Sie sind leidenschaftliche Leserin. Was muss ein Buch haben, damit Sie es gewissermaßen nicht mehr aus der Hand legen?

Ein gutes Buch muss eine gute Sprache und eine gute Geschichte haben
 

Heidenreich: Zwei Dinge, und die müssen stimmen: Es muss eine gute Sprache haben und eine gute Geschichte. Wenn ein Autor eine gute Geschichte hat, kann aber nicht erzählen und holpert da rum, dann macht es mich müde und ich mag es nicht lesen. Wenn einer noch so elegant parliert, aber er hat nix zu sagen, dann ist es auch schlecht. Ein gutes Buch ist ganz einfach eine gute Geschichte gut erzählt. Wunderbarerweise passiert das immer wieder!

Ihr neuestes Buch handelt vom Rhein. Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?

Heidenreich: Ich habe den Rhein immer sehr geliebt. Ein Freund von mir, Tom Krausz, ist Fotograf in Hamburg. Mit ihm habe ich sehr viele Bücher, Reisen und Reportagen gemacht. Wir haben uns gefragt: Worauf hätten wir beide mal richtig Lust? Da sind wir auf den Rhein gekommen. Wir sind ihn abgefahren und gewandert, zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto und von Basel bis Amsterdam mit dem Schiff.

Ich habe den Rhein immer sehr geliebt
 

Von den beiden Quellen bis zu den beiden Mündungen haben wir uns dafür wochenlang Zeit gelassen und alles gesammelt, was wir gesehen und gehört haben, auch die ganzen Sagen und Mythen. Daraus haben wir ein Buch gemacht. Es heißt: Alles fließt. Dazu mache ich jetzt in diesem schönen Museum in Baden-Baden eine Lesung.

Sie kommen aber nicht alleine?

Heidenreich: Mein Freund Marc-Aurel Floros kommt mit. Er ist Komponist und ausgebildeter Pianist. Mir zuliebe spielt er immer mal wieder. Er wird bei der Lesung auch Rhein-Musiken spielen: Einmal die blöden Lieder wie ’Warum ist es am Rhein so schön?’ – das gehört dazu! Aber auch von Robert Schumann „Die Rheinische“. Franz Liszt hat Rheingedichte von Heinrich Heine vertont, davon gibt es was, den Anfang von „Rheingold“ von Wagner natürlich auch. Wir machen das sehr oft, auch zu anderen Themen, weil es sehr schön ist und sich bewährt hat. Die Leute schätzen es, wenn nicht nur geredet wird. Musik greift wunderbar die Stimmung auf und vertieft sie.

Musik greift wunderbar die Stimmung auf und vertieft sie
 

Haben Sie noch einen Traum?

Heidenreich: Ich bin ein großer Opernfan. Ich gehe mindestens fünf- bis sechsmal im Monat in die Oper. Wenn es klappt, würde ich mit meinem Freund gerne noch einmal eine Oper machen. Zwei Opern haben Floros und ich schon zusammen gemacht. Das ist schwierig, aber wir basteln an was. Wenn das gelingen würde, wäre es sehr schön.

Mit einer Uraufführung im Festspielhaus in Baden-Baden?

Heidenreich (lacht): Das wär’s noch!

Termin: Elke Heidenreich stellt am Samstag, 11. Mai, 17 Uhr, im Kristallsaal des Museums LA8 in Baden-Baden ihr Buch „Alles fließt – auch der Rhein“ vor. Karten unter (0 72 21) 5 00 79 60. 

 

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