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Projekt "Win-win-Coach"

Jugendliche erklären Senioren in Baden-Baden das Smartphone

Was ist WhatsApp? Wo finde ich mein WLAN-Passwort? Für Senioren wirft das Thema Smartphone viele Fragen auf. In Baden-Baden helfen ihnen Jugendliche, sie zu beantworten. Beim Projekt "Win-win-Coach" schlüpfen die Senioren in die Schüler-Rolle.

Jugendliche helfen Senioren und umgekehrt: Das Projekt "Win-win-Coach" verbindet Generationen.
Jugendliche helfen Senioren und umgekehrt: Das Projekt "Win-win-Coach" verbindet Generationen. Foto: Siebnich

Um das Passwort ihres Funknetzwerks zuhause abzulesen, hat Helga Lehmann einiges auf sich genommen: „Ich bin auf dem Boden gelegen“, erzählt die 72-Jährige von ihren Mühen, einen Blick auf die Rückseite ihres WLAN-Routers zu werfen. Stolz präsentiert sie auf ihrem Smartphone ein Foto von den technischen Eckdaten, das sie geschossen hat.

David Grimm schaut sich das Bild an und hebt die Daumen: „Ja, das ist das richtige Passwort.“ Der 17-Jährige gibt der Seniorin Handy-Nachhilfe. Beide sind Teilnehmer des Projekts „Win-win-Coach“, das in Baden-Baden angelaufen ist.

Der Kurs ist ein Segen
Seniorin Helga Lehmann

Lehmann besitzt ihr Smartphone erst seit zwei Wochen. Sie hat es sich gekauft, als sie von dem Angebot im Gutleuthaus gelesen hat. „Der Kurs ist ein Segen“, sagt sie. Ihr Sohn wohnt weit weg in Wien. Die moderne Technik lässt die Distanz dank sekundenschneller Foto- und Videoübertragung schrumpfen.

Offene Treffs im Gutleuthaus und Theresienheim

Um sie herum sitzen gut ein Dutzend Senioren mit einer Handvoll Jugendlichen zusammen. Zusammengebracht hat sie die Juki-Förderung. Nach rund einem Jahr Vorbereitung startete der Verein das Projekt im September vergangenen Jahres.

Seitdem finden regelmäßig samstags um 14 Uhr im Gutleuthaus und freitags um 15 Uhr im Theresienheim offene Treffs statt, zu denen alle Interessierten kommen können. Außerdem treffen sich die Jugendlichen mit den Senioren in Kleingruppen an öffentlichen Orten wie der Stadtbibliothek.

Projektleiter Willi Schönauer ist davon überzeugt, dass es einen hohen Bedarf für das Angebot gibt. „Wir schließen die Lücke zur Volkshochschule“, sagt er. Beim "Win-Win-Coach" gehe es bei null los. Wer später weitermachen wolle, könne gut vorbereitet zur VHS wechseln. Ein ähnliches Projekt laufe in Ludwigsburg bereits seit fünf Jahren. Auch in Baden-Baden solle sich das Angebot zur Dauereinrichtung entwickeln.

Die Finanzierung haben zunächst die Aktion Mensch, der Kiwanis-Club Baden-Baden Aida und die Sparkassenstiftung übernommen. Neben Geld braucht es für den dauerhaften Erfolg aber auch genügend Jugendliche. Für die ersten Treffen hat Jacques Koller, der als Koordinator fungiert und ab Sommer bei Juki eine Ausbildung beginnt, Freunde als Coaches akquiriert.

Bürgermeister Roland Kaiser und die Mitarbeiter des städtischen Fachgebiets Schule und Sport wollen helfen, Kooperationen mit Baden-Badener Schulen aufzubauen. Kaiser ist überzeugt, dass von dem Angebot beide Seiten profitieren. Die Begegnung von älteren und jüngeren Menschen stehe im Vordergrund. „Das Handy ist nur das Werkzeug“, sagt Kaiser.

Senioren loben die Geduld der Jugendlichen

Die Senioren haben auf jeden Fall nur lobende Worte für ihre jungen Trainer. Isabella Schröder ist schon über 80, aber wagt trotzdem den Schritt ins Smartphone-Zeitalter. „Ich bewundere die liebevolle Aufmerksamkeit und die Geduld der jungen Leute“, sagt sie.

David Grimm war schon mehrmals als Coach bei den Treffen dabei. Die Bandbreite der Fragen ist groß: Wie starte ich eine App? Wie speichere ich einen Kontakt? Was ist WhatsApp? Mit einfachen Worten versucht Grimm, sein Wissen weiterzugeben.

Der Verein stellt Jugendlichen, die regelmäßig dabei sind, ein Zertifikat aus, das sie zum Beispiel in die Bewerbungsmappe stecken können. Schönauer ist überzeugt, dass das bei Arbeitgebern gut ankommt: „Wir vereinen drei Dinge: soziale Arbeit, generationsübergreifend und mit neuen Medien.“

Auch die Vereinsvorsitzende Anke L. Geiger ist davon überzeugt, dass die Jugendlichen „wachsen und etwas für ihr späteres Leben mitnehmen“. Die Senioren sind dankbar und gewillt, sich weiterzubilden. „Ich übe jeden Tag“, sagt Helga Lehmann.

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