Mit der Ruhe vor dem Sturm hat es auch in den Krankenhäusern des Klinikum Mittelbaden so seine Tücken. Wie die Crew eines Schiffes vor dem Aufprall der ersten großen Wellen das Boot möglichst sturmfest bekommen sollte, laufen auch am Klinikum Mittelbaden die Vorbereitungen auf die durch die Corona-Krise zu erwartende Versorgungssituation mit Volldampf.
„Wir arbeiten mit Hochdruck an den Vorbereitungen“, erklärt Thomas Iber, medizinischer Geschäftsführer des Klinikums, auf Anfrage. So sei am Standort Baden-Baden-Balg bereits eine zweite Notaufnahme eingerichtet worden und in der Klinik wurde ein komplett abgetrennter Bereich geschaffen, um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu unterbinden.
Gewissermaßen eine Klinik in der Klinik. „Das ist nur unter entsprechendem Personaleinsatz aus allen unseren Kliniken möglich, sodass wir andere Leistungen, wie planbare, elektive Operationen komplett verschieben“, erläutert Iber.
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Die Maßnahmen betreffen mehr als 50 Prozent der regulären Versorgung. „Wir stellen aber weiterhin die Versorgung bei dringlichen Operationen in der Geburtshilfe, der Schwerverletztenversorgung und bei dringlichen Tumor-Operationen im gewohnten Umfang sicher“, beruhigt Iber.
Das bedeutet, dass nur Operationen verschoben werden, wenn dadurch niemand zu Schaden kommt. Hierzu zählt beispielsweise der Einsatz künstlicher Gelenke an Hüfte oder Knie bei Arthrose oder ambulante Operationen. Unverändert läuft auch die reguläre Notfallversorgung bei Herzinfarkten, Schlaganfällen und allen weiteren internistischen und chirurgischen Notfällen.
Wegen Coronavirus täglicher Kampf um Schutzmasken
Aber auch an weiteren Fronten hat das Klinikum derzeit zu kämpfen. „Für Schutzmasken und weiterem Schutzmaterial bleibt es bei einem täglichen Kampf. Unser Einkauf arbeitet seit Wochen auf Hochtouren an diesem Punkt“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Jürgen Jung. Beatmungsgeräte seien dagegen, soweit aktuell absehbar, ausreichend vorhanden, unter anderem auch weil im Gegensatz zum Klinikum Karlsruhe bislang noch keine Beatmungspatienten aus dem Elsass am Klinikum Mittelbaden aufgenommen wurden.
Allerdings seien am vergangenen Wochenende Notfalloperationen von Patienten aus dem Elsass durchgeführt worden. „Diese Patienten bleiben selbstverständlich auch nach der Operation bei uns, bis ihr Gesundheitszustand die Entlassung nach Hause ermöglicht“, sagt Jung, der dennoch unabhängig davon versucht zusätzliche Beatmungsgeräte für das Klinikum zu erhalten.
Zehn Klinikmitarbeiter in Quarantäne
Doch auch wenn die größte Arbeit den Mitarbeitern des Klinikums Mittelbaden erst noch bevorsteht, ist gerade das Pflegepersonal schon jetzt besonders gefährdet. So mussten in der vergangenen Woche nach einer Operation in der Gynäkologie des Rastatter Krankenhauses gleich zehn Mitarbeiter des Klinikums in häusliche Quarantäne gesteckt werden, nachdem nachträglich festgestellt wurde, dass die OP-Patientin mit dem Coronavirus infiziert war.
Bislang ist keiner der Betroffenen erkrankt. „Zum Zeitpunkt der OP lag bei der Patientin ein negativer Befund vor“, erklärt der Rastätter Klinikdirektor Andreas Eichenauer auf BNN-Anfrage. „Da haben wir einfach Pech gehabt."
80-jähriger Corona-Patient an Covid-19 gestorben
Am Mittwoch gab das Klinikum Mittelbaden zudem bekannt, dass bereits am Montag in der Klinik Baden-Baden-Balg der erste Corona-Patient gestorben sei. Dabei handelt es sich laut Angaben der Klinik um einen 80-jährigen Mann mit mehreren Vorerkrankungen.
Aktuell werden in der Balger Klinik 17 Corona-positive Patienten behandelt, alle im streng getrennten Corona-Trakt der Klinik. Fünf Patienten befinden sich in einem kritischen Zustand auf der Intensivstation. Aber es gibt auch positive Nachrichten. Die ersten Corona-Patienten konnten die Klinik mittlerweile wieder genesen verlassen.