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Standortleiter im Interview

Kurzarbeit im Mercedes-Benz-Werk Gaggenau wird weiterhin sehr kurzfristig festgelegt

Kurzarbeit bleibt ein Thema im Mercedes-Benz-Werk Gaggenau. Es hat nach der durch Corona bedingten Schließung wieder den Betrieb aufgenommen, ist von einem Regelbetrieb aber noch weit entfernt. Dies nicht nur mit Blick auf die Produktionsumfänge, sondern auch wegen der erforderlichen Schutzmaßnahmen an den Arbeitsplätzen.

War zeitweise selbst auch im Home Office: Thomas Twork (Archivfoto) spricht über die Herausforderungen im Benz-Werk Gaggenau angesichts der jetzt notwendigen Schutzmaßnahmen.
War zeitweise selbst auch im Home Office: Thomas Twork (Archivfoto) spricht über die Herausforderungen im Benz-Werk Gaggenau angesichts der jetzt notwendigen Schutzmaßnahmen. Foto: Mandic

Im Interview mit BNN-Redakteur Thomas Dorscheid spricht Standortleiter Thomas Twork über den Wiederanlauf im Werk und über neue Abläufe im Zuge von Sicherheitsvorgaben.

Wie viele der rund 6.400 Beschäftigten im Werk Gaggenau sind aktuell noch in Kurzarbeit beziehungsweise bauen Überzeiten ab?

Twork: In Summe kann ich sagen, dass in den ersten Wochen seit Wiederanlauf rund zwei Drittel der Mannschaft im Einsatz waren, aber noch ein Teil der Belegschaft in Kurzarbeit ist. Wir nutzen auch im Mai das Instrument Kurzarbeit für das Mercedes-Benz-Werk Gaggenau und orientieren uns dabei eng an den Kundenbedarfen. Das heißt, dass die Umfänge der Kurzarbeit sehr kurzfristig und individuell festgelegt werden. In einigen Bereichen wird bereits wieder im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet, in anderen Bereichen derzeit allerdings weniger.

Mein Dank gilt an dieser Stelle der Mannschaft.
Thomas Twork, Standortleiter

Wie bewerten Sie den bisherigen Anlauf im Werk? Worin bestanden die besonderen Herausforderungen?

Twork: Wir haben die Produktionspause genutzt und bereits frühzeitig mit den Vorbereitungen des Wiederanlaufs begonnen. Denn anders als beim Wiederanlauf nach der Betriebsruhe an Weihnachten, ging es diesmal nicht ausschließlich um technische, personelle und organisatorische Themen, sondern es gab eine ganz neue Herausforderung von höchster Priorität: Wie können wir unseren Mitarbeitern in Zeiten der Corona-Pandemie ein sicheres Arbeitsumfeld bieten?

Gemeinsam mit dem Betriebsrat, Arbeitsschutz und den Fachbereichen haben wir ab dem ersten Tag der Produktionsunterbrechung mit der Umsetzung von Schutzmaßnahmen begonnen. Hierzu gehörte unter anderem eine flächendeckende Risikobewertung von Arbeitsplätzen. Auf dieser Basis haben wir im ganzen Werk entsprechende Schutzmaßnahmen umgesetzt.

Dies reicht von einfachen Bodenmarkierungen bis hin zu speziell angefertigten Plexiglasscheiben zwischen einzelnen Arbeitsplätzen. Mein Dank gilt an dieser Stelle der Mannschaft, die den Wiederanlauf unter diesen schwierigen Voraussetzungen hervorragend gemeistert hat.

Home Office war für zahlreiche Firmen in den letzten Wochen eine praktikable Lösungsmöglichkeit, viele wollen auch zukünftig dabeibleiben – können Sie sich vorstellen, dass auch am Standort Gaggenau nach den aktuellen Erfahrungen das Home office zukünftig deutlich mehr genutzt wird? Und war der Standortverantwortliche auch im „HO“?

Twork: Daimler bietet seit Jahren eine Vielzahl an Arbeitsmöglichkeiten an, zum Beispiel flexible Arbeitszeiten oder mobiles Arbeiten. Seit Dezember 2016 haben unsere Beschäftigten ein grundsätzliches Recht, mobil zu arbeiten, wenn dies mit der jeweiligen Aufgabe vereinbar ist.

Aktuell habe ich aber eher das Gefühl, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen wieder auf den Arbeitsplatz im Werk freuen. Auch ich habe das Homeoffice genutzt, aber aufgrund der Herausforderungen in Sachen Wiederanlauf war meine Präsenz vor Ort auch oft notwendig.

Wir werden nicht von heute auf morgen in einen Regelbetrieb kommen.

Wie bewerten Sie die Einschränkungen in der Produktion, falls noch längere Zeit unter „Corona-Spielregeln“ zum Gesundheits- und Arbeitsschutz gearbeitet werden müsste?

Twork: Unsere Mitarbeiter gehen verantwortungsvoll mit der Situation um und halten sich an die Schutzmaßnahmen. Nun ist es wichtig, dass wir uns weiterhin an alle Vorgaben diszipliniert halten. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer motivierten Mannschaft auch unter diesen schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit leisten. Es ist klar, dass die neuen Abläufe unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen greifen, sich aber erst etwas einspielen müssen. Wir werden nicht von heute auf morgen in einen Regelbetrieb kommen, wie wir ihn vor der Corona-Zeit kannten.

Von Wirtschaftsexperten war bereits eine „Warnung vor der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg“ zu hören – Ihre Meinung?

Twork: Aus heutiger Sicht muss für das Gesamtjahr 2020 mit einem erheblichen Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung gerechnet werden. Die Corona-Pandemie wird Spuren auch auf unseren diesjährigen Geschäftszahlen hinterlassen. Das steht außer Frage.

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