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ZDF-Doku aus Baden-Baden

Menschen in den Tod begleiten: sechs Monate im Hospiz Kafarnaum

Viele Menschen essen kurz vor ihrem Tod noch mal gerne die Leibspeise ihrer Kindheit – etwa Mutters Erdbeerkuchen. Die Köchin Christiane arbeitet im Hospiz Kafarnaum in Baden-Baden und erfüllt diese letzten Wünsche. Das ZDF hat sie und zwei ihrer Kolleginnen sechs Monate lang bei ihrer Arbeit begleitet.

Pflegerin Filomena nimmt sich im Hospiz Kafarnaum viel Zeit für den Gast Eduard Noether.
Pflegerin Filomena nimmt sich im Hospiz Kafarnaum viel Zeit für den Gast Eduard Noether. Foto: ZDF/Christel Pullmann

Am Ende steht der Anfang: Viele Menschen essen kurz vor ihrem Tod noch mal gerne die Leibspeise ihrer Kindheit – das Gulasch, wie Oma es gekocht hat, oder Mutters Erdbeerkuchen. Die Köchin Christiane weiß das. Sie arbeitet im Hospiz Kafarnaum in Baden-Baden und erfüllt Gästen, wie Patienten dort genannt werden, ihre letzten kulinarischen Wünsche. "Der Geschmack von Leben – Die Köchin, das Hospiz und ein gutes Ende": So lautet der Titel einer ZDF-Dokumentation in der Reihe "37 Grad", die Christiane und zwei ihrer Kolleginnen über sechs Monate begleitet hat und an diesem Dienstag ausgestrahlt wird.

„Heute gibt es Jakobsmuscheln mit Kartoffelpüree auf Wunsch einer Dame, dazu schwarzen Trüffel und ein bisschen gebräunte Butter noch. Ich denke, das wird gut“, erzählt die Köchin zu Beginn des Films. Christiane ist sich bewusst, dass sie für viele Gäste des Hospizes die letzte Mahlzeit zubereitet.

Etwa für den Krebspatienten Eduard Noether, den sie in seinem Zimmer besucht und mit ihm zusammen ein Gericht zusammenstellt: Spargelspitzen mit Sauce Hollandaise und in Butter geschwenkten Kartöffelchen. "Ich habe gut gelebt, ich möchte aber auch gut sterben", erklärt der 89-Jährige. "Essen hält Leib und Seele zusammen – und zwar bis zum Schluss", ist auch Christiane überzeugt.

Drei Mitarbeiterinnen vom Hospiz Kafarnaum werden begleitet

Neben der Köchin begleitet der Film von Jana Matthes und Andrea Schramm auch die Pflegerin Filomena und die ehrenamtliche Sterbebegleiterin Bea bei ihrer Arbeit. Bea etwa flechtet für den Gast Ingrid Tritsch einen duftenden Blumenkranz. Auch Filomena nimmt sich viel Zeit für die Frau, die an einem Gehirntumor leidet und deren größter Wunsch erfüllt wurde: Sie durfte ihren 55. Geburtstag erleben.

Für mich gehört das Sterben zum Leben dazu

„Wenn man hier arbeitet, weiß man täglich, dass man selbst auch sterben wird", erklärt die Pflegerin, deren Vater mit 46 Jahren an einem Hirnschlag gestorben ist. Ihre Mutter erkrankte als Nicht-Raucherin an Lungenkrebs und wurde nur 54 Jahre alt. "Für mich gehört das Sterben zum Leben dazu", sagt die Pflegerin.

Es sind die schönen Schnittbilder – etwa von den Gleitschirmfliegern über Baden-Baden –, die Einblicke in das Familienleben der drei Protagonistinnen sowie deren zärtlicher Umgang mit den Gästen, die diese ZDF-Dokumentation so sehenswert wie eindrücklich machen.

Hinzu kommt die fehlende Scheu vor dem Sterben. Denn am Ende des Films sind sowohl Eduard Noether als auch Ingrid Tritisch tot. Dem Abschied nehmen von den lieb gewonnenen Patienten wird in der Dokumentation ebenfalls Raum gelassen. So erinnert sich Köchin Christiane daran, wie sehr sich Noether, der ohne Schmerzen einschlief und nicht mehr aufwachte, kurz vorher über die Hechtklößchen in Weißwein-Butter-Soße gefreut hatte.

Die Dokumentation "Der Geschmack von Leben – Die Köchin, das Hospiz und ein gutes Ende" läuft am Dienstag, 12. Februar, um 22.15 Uhr im ZDF. Bereits jetzt ist der Film in der Mediathek abrufbar .

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