Manchmal sind auch erfahrene Standesbeamte sprachlos. Weil der Gesetzgeber Eltern bei der Wahl der Namen für ihre Kinder kaum Grenzen setzt, treibt ihre Kreativität mitunter kuriose Blüten. Unlängst sorgte eine Meldung aus Karlsruhe für Aufsehen, wo Eltern ihren Jungen Y nannten . Auch in Mittelbaden liegt Ungewöhnliches im Trend, etwa Sturm, Platon, Prinz und Sky. Doch was ist erlaubt? Und wo endet die Freiheit bei der Namensfindung?
„Eine Beschränkung gibt es grundsätzlich nicht“, erklärt Günter Lippert, Leiter der Abteilung Standesamt in Baden-Baden. Aber: „Zum Wohl des Kindes sind die durch Sitte und Ordnung gezogenen Grenzen einzuhalten.“ Unzulässig sind demnach „anstößige, geschmacklose oder das Kind der Lächerlichkeit preisgebende Vornamen.“ In einem solchen Fall müsse das Familiengericht über die Zulässigkeit entscheiden.
Allgemeine Regeln
Aus dem Rastatter Standesamt heißt es: „Es ist üblich, aber rechtlich nicht geboten, dass der Vorname des Kindes das Geschlecht eindeutig erkennen lässt.“ Die Schreibweise richte sich nach den allgemeinen Regeln der deutschen Rechtschreibung. Eine Ausnahmegenehmigung könne das Gericht erteilen. Falls nicht die übliche Schreibweise gewünscht wird (Beispiel: Stiven) und in Fällen der „Nichtzuordnung des Geschlechts“, etwa Andrea als männlicher Vorname deutscher Kinder, müssten Eltern eine Erklärung unterschreiben. Bei ausländischen Staatsangehörigen gehe man davon aus, „dass sie die Namen und deren Bedeutung kennen“.
Englische Namen in Mode
Keine Einwände hatte das Rastatter Standesamt dagegen, dass Eltern ihren Jungen Sturm nannten. In Baden-Baden sind neben Prinz und Platon offenbar englische Namen groß in Mode. Dort heißen Jungs Sky (deutsch: Himmel), Wisdom (Weisheit) und Bright (hell), Mädchen Gracious (gnädig), Gift (Geschenk) und Purity (Reinheit).
Biblische Hintergründe
Weitere ungewöhnliche Vornamen: Bennett, Ledion, Quentin, Butrin, Getoar, Tymon und Watar (alle männlich) sowie Divine, Behta, Fritzi, Medlove und Phoebe (weiblich). Spitzenreiter sind übrigens Mia (19 Geburten) und David (14). Noah (10), Samuel (8) und Elias haben wie David einen biblischen Hintergrund.
Zwei bis vier Vornamen
Gleich fünf Schreibweisen gibt es von einem arabischen Namen: Mohamad, Mohammad, Mohammed, Mohmmed und Muhammed. Jedes dritte Kind, das 2018 in Baden-Baden geboren wurde, trägt einen zweiten Vornamen. Hier liegt Sophie (24) in der Elterngunst klar vorne. Jungen tragen am häufigsten die Mittelnamen Alexander, Elias und Maximilian (alle 7). Immerhin 47 von 1410 Kindern haben einen dritten Vornamen, ein Quartett hat sogar einen vierten: Anouk, Heidi, Alberto und Carl. Ein Y findet sich in Mittelbaden indes nicht. Der kürzeste Name aus dem Jahr 2018 gehört einem Jungen: Er heißt Bo.
Erlaubt und verboten
Folgende Namen haben Standesämter in Deutschland zugelassen: Sexmus Ronny, Don Armani Karl-Heinz, Pumuckl, Sunil und Lenor, Tarzan, Winnetou, Schneewittchen, Apple, Maier, Imperial-Purity, Sunshine, Courage, Sheriff, Desppot, Fanta, Prestige, Chanel, Cindarella-Melodie, Schaklyn, Jazz, Filou, Nussi, Bluebell und Sturmhard.
Abgelehnt wurden: Pfefferminza, Junge, Störenfried, Blitz, Whisky, Waldmeister, Joghurt, Crazy Horse, Borussia, Desperado, Popo, Köln, Porsche, Satan, Atomfried, Bierstübl, Gastritis, Puppe, Rasputin, McDonald, Pepsi-Carola, Verleihnix und Rumpelstilzchen.