Die Trikots waren werbefrei, es gab noch keine Gelben und Roten Karten und es durfte nicht ausgewechselt werden. Wolfgang Böhni, der aus Baden-Oos stammt, hat sie mitgemacht – die Zeiten, als die Fußbll-Bundesliga laufen lernte.
Als Böhni am 21. Dezember 1966 für den Karlsruher SC im Spiel beim Meidericher SV (heute MSV Duisburg) seinen ersten Bundesliga-Einsatz hatte, konnte er nicht ahnen, dass damit der Ausgangspunkt für eine Rekordmarke in der deutschen Eliteliga gesetzt war.
16 Jahre und 245 Tage später kam Böhni zu seinem zweiten Auftritt in der deutschen Eliteliga. Längst hatte der Kommerz Einzug gehalten, längst trug die Sportkleidung die Namen der Sponsoren und zwischenzeitlich war der gute Ruf der Bundesliga durch den Bestechungsskandal erheblich ramponiert.
Böhni verbrachte diese Phase in der zweithöchsten deutschen Klasse, zunächst mit Schwaben Augsburg, Reutlingen und Bayreuth in der Regionalliga Süd, dann mit Mannheim in der neugegründeten Zweiten Bundesliga.
Aufstieg mit dem SV Waldhof Mannheim
Mit dem SV Waldhof schaffte er schließlich 1982/83 unter Trainer Klaus Schlappner den Aufstieg in die Bundesliga. Man schrieb den 23. August 1983, als er mit den Waldhof-Buben nach knapp 17 Jahren erstmals wieder um Bundesliga-Punkte kämpfte. Beim VfB Stuttgart holten die Mannheimer ein 0:0. Seither ist Böhni in den Annalen verewigt als „der Mann mit dem längsten Abstand zwischen zwei Bundesliga-Spielen“.
Mit einem Einsatz habe ich nie und nimmer gerechnet.Wolfgang Böhni, ehemaliger Spieler des Karlsruher SC
Dass er sich diesen speziellen Platz in der Bundesliga-Historie sichern konnte, hat er Dragoslav Sekularac, seinem ehemaligen Mannschaftskameraden beim Karlsruher SC, zu verdanken. Böhni erinnert sich: „Es war kurz vor Weihnachten 1966. Ich war 18 Jahre alt. Wir reisten mit dem Zug nach Duisburg. Schon am Bahnhof kündigte mir Sekularac am Tag vor der Partie an, dass ich spielen würde.“
Mit der Aussage des eigenwilligen Stars konnte Böhni zunächst nichts anfangen. Böhni: „Da noch nicht ausgewechselt werden durfte, wurden zu den Auswärtsfahrten meist nur elf Profis sowie der ein oder andere Nachwuchsakteur zum Reinschnuppern mitgenommen. Die Talente sollten sich lediglich an die Atmosphäre gewöhnen. Mit einem Einsatz habe ich nie und nimmer gerechnet.“
Sekularac hatte keine Lust zu spielen
Das änderte sich dann aber am Spieltag bei der Abschlussbesprechung im Hotel. Sekularac erklärte, dass er verletzt sei und nicht spielen könne. Große Aufregung im Umfeld. „KSC-Trainer Werner Roth war verärgert, er glaubte Sekularac nicht. Mit dem Mannschaftsarzt musste er dann Laufübungen auf der Straße machen“, erinnert sich Böhni.
Doch es blieb dabei: Der Serbe hatte an diesem Tag keine Lust, für den KSC Fußball zu spielen. Böhni feierte so sein Debüt in der Bundesliga und verkaufte sich beim 1:0-Sieg der Karlsruher mehr als ordentlich. Dabei hatte er als Linksaußen in Hartmut Heidemann einen eisenharten Verteidiger der alten Schule zum Gegenspieler. Trotz der guten Kritiken bekam Böhni beim KSC aber keine weitere Bewährungschance.
Über Augsburg, Reutlingen und Bayreuth nach Mannheim
Spielpraxis sammelte er ab 1968 in Augsburg, Reutlingen sowie Bayreuth und dann ab 1974 in Mannheim. Beim SV Waldhof nahm er zehn Jahre lang meist eine tragende Rolle ein, stieg sogar zum Spielführer auf.
Im Herbst der Karriere, zwischenzeitlich auch vom Verletzungspech heimgesucht, trat Böhni unter Trainer Karl-Heinz Schlappner noch einmal ins Rampenlicht der Bundesliga. Dem Einsatz in Stuttgart, der die Rekordmarke vollendete, folgten weitere sieben Spiele im Oberhaus – mit dem Höhepunkt eines Tores beim 3:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt.
Das ist schon so lange her.Wolfgang Böhni über seine Fußballer-Karriere
Wenn Böhni heutzutage auf seine ungewöhnliche Bundesliga-Karriere angesprochen wird, macht er darum nicht viel Aufhebens. „Das ist schon so lange her“, sagt er. Fußball spielt im Leben des Ex-Profis keine große Rolle mehr.
Die Funktion des Jugendleiters beim Heimatverein FV Baden-Oos hat er aufgegeben. „Da waren bis zu 400 Jugendliche zu versorgen, das war auf Dauer zu aufwendig“, erklärt er. Zumal der mittlerweile 72-Jährige als Chef des familieneigenen Heizung/Sanitär-Betriebs arbeitsmäßig ausgelastet ist.
Von der Tatsache, dass Böhni einst in der Bundesliga gespielt und sogar einen Rekord inne hat, lässt sich in der freien Wirtschaft nichts kaufen. Da heißt es „hinlangen“.