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Neuer Investor und Betreiber

Bald wieder Altenpflege in Sankt Laurentius

Es könnte so eine gute Nachricht für Bretten werden: In St. Laurentius gibt es wieder Altenpflege. Das ist nämlich seit dem unrühmlichen Abschied der Caritas aus Bretten nicht mehr der Fall; das Gebäude steht leer. Nun haben "die aktiven" erneut einen millionenschweren Investor und einen professionellen Betreiber aufgetan - beide aus Pforzheim - aber die Kirchengemeinde, beziehungsweise deren Stiftungsrat, ziert sich. Womöglich liegt es an der fehlenden katholischen Einstellung.

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Nachdenklich schaut sich Pfarrer Harald-Mathias Maiba im einstigen katholischen Altenheim um. Das Gebäude steht leer, aber bislang konnte sich der Stiftungsrat noch mit keinem Investor und Betreiber richtig anfreunden. Foto: Rebel

Noch steht das ehemalige katholische Altenheim Sankt Laurentius leer, doch das könnte sich in absehbarer Zeit ändern: Laut BNN-Informationen plant ein Pforzheimer Investor, der allerdings nicht seinen Namen in der Zeitung lesen möchte, sich das Gebäude mittels 99-jähriger Erbpacht anzueignen und dann auf Kurs zu bringen, will heißen: komplett zu sanieren. Von einer Investitionssumme zwischen sieben und acht Millionen Euro ist dabei die Rede.

Pforzheimer Unternehmen will Laurentius betreiben

Sankt Laurentius soll danach von der Pforzheimer Domus Cura GmbH betrieben werden, unter deren Dach sich „Einrichtungen, die in ihrer Region meist schon viele Jahre eine verlässliche Größe in der Pflege und Betreuung von Senioren sind“, versammeln, wie es auf der Homepage des Unternehmens heißt.

„Viele unserer Pflegeheime sind als Familienunternehmen entstanden. Bis heute werden sie liebevoll und zugleich professionell in bester Tradition fortgeführt“, heißt es weiter. Das Management der Domus Cura sieht seine Aufgabe vor allem darin, die Einrichtungen in ihren betrieblichen Abläufen und Entscheidungsprozessen vor Ort so zu stärken, dass sie sich in erster Linie um ihre Kernkompetenzen kümmern können: „die optimale Pflege und Unterstützung der Bewohner“. Es sei das Anliegen des Unternehmens, die Häuser „nicht nur zu erhalten, sondern ihr Angebot weiter auszubauen und sie so fit für die Zukunft zu machen“.

Pfarrgemeinde wollte ursprünglich rund 2,8 Millionen Euro als Erlös

Wie die BNN weiter erfahren haben, wollte der Eigentümer des Geländes, vertreten durch den Stiftungsrat, rund 2,8 Millionen Euro als Erlös – die katholische Pfarrgemeinde habe schließlich noch eine knappe Million Euro Verbindlichkeiten für die Sanierung des Bernhardushauses sowie die „Nachwirkungen der Caritas“ (ein Insider).

Der Investor unterbreitete zuletzt ein Angebot von deutlich über einer Million Euro und bat den Stiftungsrat um eine rasche Entscheidung. Er könne, so erklärte er, sein Geld ansonsten auch anderweitig investieren.

Maiba will St. Laurentius "wieder mit Leben erfüllen"

Dieser Tage trafen sich Vertreter der Domus-Cura-Geschäftsführung und Projektentwickler mit den Verantwortlichen der Kirchengemeinde, bestätigt Gerhard Göttert, Geschäftsführender Gesellschafter des Pforzheimer Unternehmens den BNN auf Nachfrage. „Wir haben die Räume besichtigt und bauliche Veränderungen diskutiert.“ Es habe dabei „konstruktive Gespräche“ mit den Kirchenvertretern gegeben.

Das bestätigt auch Pfarrer Harald-Mathias Maiba, der Vorsitzende des Stiftungsrates. Er freue sich über die Bereitschaft, Sankt Laurentius wieder als Seniorenpflegeheim zu betreiben. „Unser Interesse ist es, dass das ehemalige Heim wieder mit Leben erfüllt wird und dort auch ein Kommunikationsort für die ältere Generation entsteht.“

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Aus den 1980er Jahren stammt das einstige Altenheim St. Laurentius, das derzeit leer steht. Ein Investor will sieben bis acht Millionen Euro in die Modernisierung stecken. Foto: Rebel

Die von den BNN genannten Zahlen wolle Maiba nicht kommentieren. Allerdings: „Es geht uns nicht ums Geld, sondern um die Zukunft von St. Laurentius im kirchlichen Sinne. Wenn wir Luxuswohnungen wollten, hätten wir schon verkauft.“

Stiftungsrat will sich noch Zeit lassen

Der Stiftungsrat, der noch für etwa ein Jahr im Amt ist, wolle sich „Zeit lassen“, um alle Varianten zu prüfen. Es gebe, so Maiba, nämlich noch „zwei, drei Interessenten“, allerdings sei da kein katholischer Träger darunter. „Uns wäre auch lieb, wenn alles in einer Hand läge“, sagt der Pfarrer.

Mit der Entscheidung, wer denn nun den Zuschlag bekommt, rechne er „im Spätsommer“, erklärte Maiba auf Nachfrage. „Wir sind jetzt auf der Zielgraden.“ Ihm sei durchaus bewusst, „dass es bald geschehen muss, denn der Zustand des Hauses wird ja nicht besser, wenn es Tag für Tag leer steht.“

Hintergrund

In der Vergangenheit hatte es bereits mehrere Versuche der Wählerinitiative „die aktiven“ gegeben, die katholische Altenpflege in Bretten weiterzuführen (die BNN berichteten). Die Idee, das Altenheim zu modernisieren und weiter zu betreiben, hatte der Caritasverband Ettlingen seinerzeit aus wirtschaftlichen Erwägungen abgelehnt und stattdessen einen Neubau auf dem Mellert-Fibron-Gelände forciert. Dazu kam es dann aber nicht, weil es – so die offizielle Begründung – der Caritas mit dem Genehmigungsverfahren zu lange dauerte.

Der nächste Vorschlag der „aktiven“, die den Sulzfelder Architekten Wolfram Pfaus (dessen Vater die Pläne für den Bau entwickelte), einen aus Bretten stammenden Investor sowie einen Betreiber aus der Region präsentierten, fand ebenfalls keine Zustimmung bei den kirchlichen Eigentümern.

Und vor fast genau einem Jahr hatte der Brettener Pflegedienstexperte Ronald Schmidt die Idee, dass seine Certus Pflegeservice GmbH (Baden-Baden), eine überkonfessionelle Einrichtung, das Brettener Altenheim weiter als solches betreibt. „Wir hätten alle Mitarbeiter übernommen“, sagte Schmidt im April 2018 beim BNN-Gespräch. Seinerzeit war die Rede davon, dass die Deutsche Fachpflegegruppe GmbH (München) das Brettener Heim saniert und modernisiert und dann an die Certus verpachtet.

Auch dieser Vorschlag, für den sich die Brettener CDU und „die aktiven“ stark gemacht hatten, fand keine Gnade beim Stiftungsrat. Für ihn sei eben wichtig, dass ein Betreiber des Heims der katholischen Kirche nahestehe, hatte Maiba damals erklärt, da es sich um eine katholische Einrichtung handele.

Kommentar

Es ist ein Kuriosum: Für die Caritas war St. Laurentius als Altenpflegeheim nicht wirtschaftlich rentabel genug, weshalb sie lieber einen Neubau im Brettener Süden wollte – mit den bekannten Folgen. Seit dem Rückzug der katholischen Einrichtung aus Bretten steht das Gebäude an der Apothekergasse leer.

Seitdem haben – fast ausnahmslos auf Vermittlung der Wählerinitiative „die aktiven“ – verschiedene Pflegedienstunternehmen Interesse bekundet, St. Laurentius den Anforderungen an moderne Altenpflege anzupassen und als Seniorenheim weiterzuführen. Aber alle wurden vom Stiftungsrat ausgebremst.

Und hier liegt der Hase im Pfeffer: Die Kirche zögert und zögert. Laut Pfarrer Maiba geht es dabei nicht ums Geld, sondern rein um das Konzept. Das jedoch hat die Domus Cura GmbH, die auf diesem Gebiet auch kein Anfänger ist.

Was ist es also dann? Etwa die Konfession? Maiba wollte zwar, dass es dort weiterhin Altenpflege gibt, doch sei ihm wichtig, dass der Betreiber katholisch ist. Das ist bei der überkonfessionellen Domus Cura nicht der Fall. Die kümmert sich nur um die alten Menschen, egal, was diese glauben. Das ist zwar im Sinne Jesu Christi, aber offenbar nicht der katholischen Verantwortlichen.

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