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Eigene Messgeräte gebaut

Brettener misst die Feinstaub-Werte nach dem Silvester-Feuerwerk

Rainer Dosch aus Bretten hat die Feinstaub-Werte in der Region gemessen und verrät, welche Straße Spitzenreiter nach dem Silvesterfeuerwerk war. Außerdem setzt er sich mit einer Petition für ein Verbot in der Stadt ein...

Er misst die Feinstaubbelastung und baut selbst die Geräte hierfür: Rainer Dosch ist aktiv für die Luftreinhaltung im Einsatz.
Er misst die Feinstaubbelastung und baut selbst die Geräte hierfür: Rainer Dosch ist aktiv für die Luftreinhaltung im Einsatz. Foto: Dederichs

Silvester ohne Knaller? Für viele geradezu undenkbar; für echte Fans gehören Raketen und Böller mindestens so sehr zum Jahreswechsel wie Fondue oder „Dinner for One“. Deutlich sind aber die Zahlen des Deutschen Umweltamtes: Demnach wird durch Knaller und Co. in dieser einen Silvesternacht genauso viel Feinstaub in die Luft gejagt wie durch den gesamten Straßenverkehr innerhalb von zwei Monaten. Ebendieses Thema hat sich Rainer Dosch auf die Fahne geschrieben.

Von unserer Mitarbeiterin Cathrin Dederichs

Seit gut zweieinhalb Jahren baut der Brettener Geräte, mit denen er die Feinstaubkonzentration in der Luft misst . Damit beobachtet er die Belastung in seiner Heimatstadt sowie in Gondelsheim, in Kraichtal und in Ubstadt-Weiher. Im Gespräch mit den Brettener Nachrichten verrät der 66-Jährige, wie es mit dem Feinstaub an Silvester in Bretten aussah und mit welchen Methoden er dagegen ankämpft.

Ein Feuerwerk, wie dieses in Walzbachtal-Jöhlingen, in der Nähe einer Kirche zu entzünden, wäre in Bretten heute schon verboten. Für ein generelles Verbot in Bretten läuft eine Petition im Internet. Auch die Feinstaubentwicklung ist hier gut sichtbar.
Ein Feuerwerk, wie dieses in Walzbachtal-Jöhlingen, in der Nähe einer Kirche zu entzünden, wäre in Bretten heute schon verboten. Für ein generelles Verbot in Bretten läuft eine Petition im Internet. Auch die Feinstaubentwicklung ist hier gut sichtbar. Foto: Dederichs

Eine Straße in Gölshausen ist Spitzenreiter

Zunächst die Fakten: „Spitzenreiter“ in der Melanchthonstadt ist laut Doschs Messung die Obere Bergstraße in Gölshausen mit 845,50 Mikrogramm pro Kubikmeter, wie seine Messung im frühen Neujahr zeigt. Damit war die Konzentration laut Dosch mehr als 42 Mal so hoch wie im Jahresdurchschnitt und übersteigt den in Deutschland definierten Grenzwert um knapp das 17-fache.

Warum das genau dort der Fall ist, erklärt der Elektromechaniker. „Der Wind weht den Feinstaub den Berg hoch, die kriegen dann alles ab.“ Ebenfalls exponiert ist der Postweg in Bretten. Hier erfasste Doschs Station 760,57 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Asthmatiker drehen durch bei solch hohen Werten.

Zu den gesundheitlichen Auswirkungen sagt er, „Asthmatiker drehen durch bei solch hohen Werten“. Der Brettener misst jedoch nicht nur, er ist auch anderweitig aktiv gegen Luftverschmutzung. An Bastelnachmittagen baut er mit Gleichgesinnten weitere Messstationen, auch verkauft er Geräte. Sein Interesse sei aber nicht finanzieller Natur, sagt Dosch. „Ich möchte, dass die Leute ein Gefühl für die Verschmutzung kriegen.“

Petition für Feuerwerksverbot in Bretten gestartet

Zudem startete er nach Anfrage von Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, am ersten Dezember 2019 eine Petition für ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk in Bretten. In der Melanchthonstadt läuft eine von 25 Unterschriftenaktionen in ganz Deutschland.

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Auf dieser Internetseite spricht er Oberbürgermeister Martin Wolff direkt an. „Sie reden immer von einer vorbildlichen Stadt, die in allen Richtungen Vorreiter sein will. Gehen Sie mit gutem Beispiel in unserer Stadt voran und verbieten Sie in Bretten das private Abfeuern von Silvesterböllern“, fordert der 66-Jährige.

Mehr als 500 Bürger haben unterzeichnet. Damit sei der Initiator „sehr zufrieden“. Neben Unterschriften finden sich dort viele zustimmende Kommentare.

Dialog mit der Stadt stellt ihn nicht zufrieden

Unzufrieden zeigt der Brettener sich dagegen mit dem Dialog – oder eben Nicht-Dialog – mit der Stadt Bretten. Außer einer Eingangsbestätigung habe er vom Oberbürgermeister keine Antwort erhalten, informiert er und vermerkte dies auf der Petitionsseite wie folgt: „Trotz Rechtsbelehrung ignoriert OB Wolff bestehende Gesetze. Anzeigen von Privatpersonen sind nicht erwünscht und werden abgewiesen …“

OB Wolff merkt dazu gegenüber den BNN an, er könne, so wörtlich, „nicht permanent Einzelaktionen im Internet verfolgen“. Er verwies auf das Feuerwerkverbot im Bereich der Altstadt und darauf, dass er an die Vernunft der Menschen appelliert habe, Feuerwerk maßvoll abzubrennen. Gemeinsam ist dem Tüftler Dosch und OB Wolff aber, dass sie auf Feuerwerk verzichten. „Das mach ich schon lange nicht mehr, das könnte ich gar nicht bringen“, so Rainer Dosch.

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