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Bretten

DRK fährt medizinisches Gerät im Wert von rund 800.000 Euro nach Serbien

Dringend erwartet im serbischen Sombor: Nach 2.200 Kilometern, zuletzt über Schotterpisten, und nach schwierigem Grenzübergang ins Nicht-EU-Ausland Serbien kommt die Hilfslieferung an: Ein DRK-Team aus Bretten kutschierte medizinisches Gerät im Wert von rund 800.000 Euro tagelang durch halb Europa.

Serbische Medien interessieren sich für die außergewöhnlich umfangreiche Hilfslieferung aus dem Karlsruher Raum für die Klinik in Sombor.
Serbische Medien interessieren sich für die außergewöhnlich umfangreiche Hilfslieferung aus dem Karlsruher Raum für die Klinik in Sombor. Foto: pr

Nach 2.200 Kilometern, zuletzt über Schotterpisten, und nach schwierigem Grenzübergang aus dem Schengenraum ins Nicht-EU-Land Serbien kommt die Hilfslieferung an: Ein DRK-Team aus Bretten fährt medizinisches Gerät im Wert von rund 800.000 Euro in die serbische Region Sombor. Die Geräte -  ermöglicht durch Spende des städtischen Klinikums Karlsruhe – stoßen dort auf dankbare Empfänger. Sie wurden dringend erwartet.

„Man merkt erst, was man an der EU hat, wenn man sie verlässt“ – so schildert Christoph Glück einen bleibenden Eindruck. Der Bereitschaftsleiter des DRK Bretten hat eine Fahrt von über 1100 Kilometern hin und 1100 Kilometern zurück hinter sich: von Bretten durch Österreich und Ungarn über Kroatien in die autonome Provinz Vojvodina im Nordwesten Serbiens.

Heribert Rech, Landesinnenminister a. D. und Präsident des Deutschen Roten Kreuzes Kreisverband Karlsruhe, hatte vom Städtischen Klinikum Karlsruhe medizinisches Gerät im Wert von über 800.000 Euro erhalten und wandte sich ans DRK-Team aus Bretten.

Der Vorsitzende der HOG, der Heimatortsgemeinschaft Parabutsch mit Sitz in Bad Schönborn, pflegt seit Jahren Kontakte nach Serbien. „Ein neues Kapitel bei der Hilfsarbeit für uns“, so Bereitschaftsleiter Glück. „Sie haben unglaublich tolle Arbeit geleistet“, lobt Rech die Brettener und Vertreter des DRK Kreisverbands, die dabei waren. Auch sei eine Unterstützung solchen Ausmaßes selten bis einzigartig, so Rech dankbar ans Krankenhaus Karlsruhe gerichtet.

Ein Krankenwagen für 180.000 Einwohner

Das Armutsgefälle nach Verlassen des Schengenraums – Kroatien gehört noch dazu – sei augenfällig, komme man in Serbien an: sichtbar am Straßen- oder Gebäudezustand und auch am einzigen öffentlichen Klinikum in der ganzen Region Sombor, dem einzigen für 180.000 Einwohner, bestehend aus Bauten der 1960er, 70er und 80er Jahre. „Bei uns würden diese wohl nicht mal mehr saniert“, so Rech und Glück. Da frage man sich angesichts des Brexit auch, so der 36-jährige Glück: „Wieso will irgendwer aus der EU raus?“

Vergangenen Dienstag kamen sie zurück, im Klinikum Sombor aber blieben ein Ultraschallgerät, ein Videoprozessor für Endoskopien, Spül- und Saugpumpen für Bauchspiegelungen oder auch Kompressoren, die unter der Operation den Blutfluss begrenzen. Die Klinik aber freute sich auch über 29 Transport-Monitore. Das Krankenhaus für etwa 300 Patienten hatte bislang eines.

Diese Geräte erlauben modernes Patientenmonitoring und erheben auch etwa Daten wie den Dauerblutdruck- und andere für die Patientenüberwachung wichtige Informationen – nötigenfalls auf dem Krankentransport. „Allerdings fehlen auch die Krankentransportwagen selbst“, so Glück. Für ein Gebiet von etwa der Größe des Kreises Karlsruhe, in dem wir 40 Krankentransportfahrzeuge haben, sind es dort zwei.“ Und eines sei, so Rech, nach einem Unfall nun ein Totalschaden.

Im Privatauto zur Klinik

„Dort ist nichts mit unseren paradiesischen 15-Minuten-Rettungsfristen, wenn ein Fahrzeug hunderte Kilometer durch die Prärie fahren muss. Und für einen Herzpatienten ist es dann schlicht zu spät“, erläutert Rech. Oft bringen Angehörige oder Freunde die Patienten im Privatauto zur Klinik, sagt Glück. Krankentransportwagen könnten darum womöglich Gegenstand weiterer Hilfslieferungen werden. „Das ist aber noch offen“, so Glück. Und Rech zögert angesichts aller bürokratischen Hindernisse.

Hürden an der EU-Außengrenze

Denn Glück wusste die Planung für die Serbienfahrt zwar anzugehen. Der ausgebildete Rettungsassistent ist auch Betriebswirtschaftler und Wirtschaftsingenieur mit Logistikschwerpunkt. Doch auch er sagt: „Da waren sechs Wochen aber ziemlich kurzfristig angesetzt.“ Denn viele Formulare für exakte Warenbeschreibungen mit Prüfnummern und mehr nahmen schon im Vorfeld wie auch dann auf der Fahrt viel Zeit in Anspruch – „vor allem wegen der Ausfuhr komplexer Geräte in ein Nicht-EU-Land, wie Ausfuhrgenehmigungen, Entzollung und mehr.“

Und hätten sie nicht – mit schon rund zwei Dritteln der Kilometer im Kreuz – einen Donauschwaben als Übersetzer gehabt bei der Abwicklung vor serbischen Behörden, hätte das Wörtchen „Strahlung“ – eigentlich nur auf eine Wärmelampe bezogen – beinahe alles in Frage gestellt. „Da war kurz Aufregung an der kroatisch-serbischen Grenze angesagt“, so Glück.

Große Freude und Dankbarkeit

Zu dritt wechselten sich Christoph und Stefan Glück, sein Bruder, mit Michael Eggert am Steuer des Lastwagens ab. Weitere saßen am Steuer des zweiten Fahrzeugs, einem Transporter. „Wir wussten nicht, ob es der alte Lkw macht“, so Glück zu einem spannenden Detail der Viertagesfahrt. „Sonst wäre mein Bruder Stefan als Handwerker und Techniker gefragt gewesen.“ Christoph Glück schmunzelt.

Der Laster machte es und die Freude beim Direktor des serbischen Klinikums, Dragan Rastovic, und seinem Team lohnte den Aufwand, beschreibt Glück. Rech fügt an: „Sie sind sie so unglaublich engagiert dort. Das lohnte es.“

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