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Bald Unverpackt-Laden

Ein Brettener Schritt gegen die Plastikflut

Hafermilch zum Kaffee? Bislang in Bretten selten. Doch im Cafe im künftigen Unverpackt-Laden wird es das geben und mehr: Zwei Jungunternehmerinnen wollen im September gegenüber der Post ein Geschäft eröffnen, das „Unverpackt-eingepackt”. Hier gibt es dann Ware ohne Plastikmüll drumherum.

Noch werkeln und planen sie: Janine Dienhart (links) und Sara Wolf eröffnen, wenn es die Pandemie zulässt, am 5. September einen Unverpackt-Laden in Bretten.
Noch werkeln und planen sie: Janine Dienhart (links) und Sara Wolf eröffnen, wenn es die Pandemie zulässt, am 5. September einen Unverpackt-Laden in Bretten. Foto: Tom Rebel

„Wenn man Wege als falsch erkennt, muss man selber etwas ändern“, sagt Sara Wolf. Ihr Blick aus tiefbraunen Augen fixiert das Gegenüber. Die 32-Jährige meint die Plastikberge an Müll, die auch in ihrem vierköpfigen Haushalt anfallen. Unerträglich fand sie das, wollte etwas ändern. Die Unternehmerin und ihre Mitinhaberin Janine Dienhart öffnen ihren „Unverpackt-eingepackt“-Laden in Bretten, gegenüber der Post – falls in diesen Coronazeiten alles gut geht, am 5. September.

Momentan werkeln sie eifrig in der ehemaligen Weststadt-Reinigung in der Melanchthonstraße, um ein ansprechendes Geschäft mit Café daraus zu machen. Etwa 20 Plätze groß werde es, einige davon draußen in einer lässigen Palettenmöbel-Lounge zwischen Pflanzen. In Selbstbedienung können Kundinnen und Kunden neben Kaffee auch Müsli oder andere Kleinigkeiten testen, teilweise auch vegane, bevor sie sie kaufen.

Wir wollen den ökologischen Fußabdruck verringern.
Sara Wolf, Mitinhaberin des Unverpackt-eingepackt-Ladens in Bretten

„Unsere Absicht ist, den ökologischen Fußabdruck beim Verkauf und bei unserem Einkauf zu verringern,“ erläutert Wolf. Die Beiden kaufen darum überwiegend regional ein und sie legen Wert auf viel Biologisches. Sie wollen preislich, wo möglich, unter Bio-Niveau bleiben.

Nicht immer nur 500-Gramm-Mehl

Die Vorteile neben der Plastikvermeidung kommen nicht nur allein lebenden Seniorinnen und anderen Singles zugute. „Endlich kann die Oma auch kleinere als 500-Gramm-Packungen Mehl kaufen“, sagen sie. Und auch jungen Familien mit dem Bedürfnis nach nachhaltiger Lebensart kommen bedarfsgerecht abfüllbare Waren entgegen. Mehl liefert unter anderem die Störrmühle Knittlingen.

Honig liefert der Imkerverein Gölshausen. Vieles kommt vom Biohof Knittlingen. Und zum Kaffee von Salvatore Nerone aus Bretten gibt es ab 5. September auch in Bretten Soja-, Hafer- oder Mandelmilch.

Zur Trockenware gehören Nudeln, Getreide wie Kraichgaukorn, Müsli, Bohnen oder Nüsse aus Freiburg. Aus Tanks kann man Seifen, Shampoos sowie Öle und Essig zapfen – in eigene, mitgebrachte Behälter oder in gemietete. Das Sortiment werde nach und nach erweitert im Einklang mit Kundenwünschen. Die Frage nach der Hygiene wurde ihnen zu Beginn – coronabedingt – häufig gestellt.

Läden im Verband haben hohe Hygiene-Standards

Jeder Unverpackt-Laden müsse hohe Standards erfüllen, schon immer, betonen sie. Die komplette Reinigungskette aller Behälter im Laden – sie sind aus Glas und tragen die Bezeichnung Bins – ist so transparent, wie die Herkunft der Ware im Übrigen auch. Diese ist auf allen Behältern nachzulesen.

Janine Dienhart erläutert Details aus dem Vorfeld des neuen Lebensabschnittes der Beiden. Sie waren bislang Erzieherinnen, wollten sich aber umorientieren und sind inzwischen offensichtlich gut vorbereitet auf den Schritt in die Selbstständigkeit.

Sie kennen ihre Zielgruppe, haben eine Analyse erstellt und sind überzeugt: „Es findet in der Gesellschaft gerade ein Umdenken statt“, so Janine Dienhart. Vielleicht habe die Coronakrise da auch ihr Gutes. Sara Wolf ergänzt: „Wir denken, viele Menschen wollen inzwischen mehr Wertschätzung in ihrem Leben, ihr Umweltbewusstsein auch wirklich umsetzen können“, sagt Janine.

Es findet gesellschaftlich ein Umdenken statt.
Janine Dienhart, Mitinhaberin des Unverpackt-eingepackt Bretten

Sie besuchten Unverpackt-Läden in Stuttgart, Pforzheim, Reutlingen oder Ludwigsburg. Sie erhielten viele wertvolle Tipps, auch zu Lieblingsprodukten. „Nussecken“ beispielsweise von Bäcker Küfers mit Macadamia-Nüssen und essbaren Blüten oder das bei Unverpackt-Kunden wohl heiß begehrte Schokomüsli.

Wolf und Dienhart stehen in Kontakt mit dem Unverpackt-Verband, der viel Unterstützung biete. Sie haben einen Businessplan nebst Rentabilitätsvorschau für die Bank erstellt und mit Mark Hönes jemanden gefunden, der für sie das Warenwirtschaftssystem programmierte.

Sie sind zuversichtlich: Die beiden künftigen Unternehmerinnen glauben fest daran, in der Melanchthonstadt die richtige Klientel zu finden.
Sie sind zuversichtlich: Die beiden künftigen Unternehmerinnen glauben fest daran, in der Melanchthonstadt die richtige Klientel zu finden. Foto: Irmeli Thienes

Und so gehe im Laden dann alles unkompliziert vonstatten. „Man wiegt nur den leeren Behälter, um das Taragewicht zu vermerken. Dann errechnet das System die Differenz zum Füllgewicht“, so Janine Dienhart. „Automatisch, ganz einfach.“

Die jungen Geschäftsfrauen sehen ihrem Ziel von 7.000 Euro-Spenden auf einer Crowdfunding-Plattform zuversichtlich entgegen. Sie haben eigenes Gespartes im Projekt stecken und sind froh über die Hilfe ihrer Hausbank. Doch, so Sara: „Noch etwas Anschub würde uns riesig freuen.“

Denn noch ist in der Küche vieles zu tun, Böden zu machen und anderes mehr. Und jeder Spender erhält je nach Betrags höhe einen Gutschein für den Einkauf bei Unverpackt-eingepackt in Bretten.

Mehr zum Projekt auf der Crowdfunding-Plattform: www.startnext.com/unverpackt-eingepackt-de

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