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Nur wenig Kunden unterwegs

Einzelhandel in Bretten: Verhaltener Auftakt nach Corona-Durststrecke

Beschaulich geht es zu in der Brettener Fußgängerzone. Wo sonst um die Mittagszeit der Bär steppt, flanieren nur wenige Passanten. Dass der Einzelhandel wieder geöffnet hat, lockte am Montag nur wenige Kunden in die Innenstadt.

Einkaufserlebnis statt Online-Shopping: Familie Wolf aus Diedelsheim nutzt gleich den ersten Tag der Geschäftsöffnung, um bei Schuhmode Noll in der Brettener Fußgängerzone Sandalen für die Kinder zu kaufen.
Einkaufserlebnis statt Online-Shopping: Familie Wolf aus Diedelsheim nutzt gleich den ersten Tag der Geschäftsöffnung, um bei Schuhmode Noll in der Brettener Fußgängerzone Sandalen für die Kinder zu kaufen. Foto: Ebert

Beschaulich geht es zu in der Brettener Fußgängerzone. Wo sonst um die Mittagszeit der Bär steppt, flanieren nur wenige Passanten. Dass der Einzelhandel wieder geöffnet hat, lockt nur wenige Kunden in die Innenstadt. Die Geschäftsinhaber sind dennoch alle froh, dass sie die vierwöchige Durststrecke der Schließungszeit überstanden haben.

„Wir hatten auf das Ostergeschäft und den Verkaufssonntag gehofft und dafür in Bayern noch Ware eingekauft, aber das fiel aus“, sagt Daniela Mößner. Bei ihr gibt es alles rund ums Bad zu kaufen, nur ein Kunde erschien am Vormittag. Der wirtschaftliche Einbruch hält sich für sie dadurch in Grenzen, dass hinter ihrem Geschäft der Handwerksbetrieb ihres Mannes steht.

Unterstützung für örtlichen Handel

Bei Schuhmode Noll tut sich mehr. Familie Wolf aus Diedelsheim hat gerade Sandalen für die Kinder gekauft. „Wir hätten auch online bestellen können, doch wir wollten den örtlichen Handel unterstützen“, erklärt der Familienvater. Filialleiterin Helga Veit freut sich, dass ihr Geschäft wieder offen hat. Doch mit der Corona-Bedrohung im Nacken, mit Schutzmaske, Schutzschild und Desinfektionsmittel fühlt sich das Verkaufsgeschäft doch anders an.

„Der Umsatzausfall war verkraftbar“ sagt Marcus Knodel vom Schmuck- und Trauringstudio, der am Vormittag schon einige Kunden bedient hat. Als „wirtschaftlich herb“ empfand dagegen Andreas Drabek vom Modehaus Martin die Zwangspause, doch man sei guter Dinge.

„Alles wird darauf ankommen, auf welchem Niveau sich die Umsätze kurz- mittel- und langfristig einpendeln werden“, erklärt der Geschäftsmann. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wohl noch das ganze Jahr in Kurzarbeit sein. Er hat auch Unterstützung beantragt und 15.000 Euro bekommen. „Das hat uns über die eine oder andere Klippe geholfen“, sagt er.

Gesundheit gut – Geschäft in Covid-19-Krise schlecht

„Gesundheit gut – Geschäft schlecht“: So lautet das Fazit von Phi Pham, die in der Fußgängerzone das Tee- und Feinkost-Geschäft Terrona betreibt. Ihre Kunden seien froh, dass der Laden wieder offen sei. Online-Bestellungen haben es in den vergangenen vier Wochen keine gegeben. Auch sie habe staatliche Unterstützung beantragt, der Vermieter sei ihr zudem mit 20 Prozent Nachlass entgegengekommen.

In der Weißhofer-Galerie herrscht nur dürftiger Publikumsverkehr. Die Osiander- Buchhandlung ist um die Mittagszeit noch gänzlich leer. Das Modegeschäft Schwesterherzen im Untergeschäft öffnet erst am Mittwoch die Glastüren. Wie übrigens auch einige andere Läden in der Fußgängerzone. Lediglich „denn’s Biomarkt“ ist gut frequentiert.

Im Nähstudio Klopft haben sich derweil einige Kunden eingefunden.
Im Nähstudio Klopft haben sich derweil einige Kunden eingefunden. Foto: Ebert

"Masken, Masken, Masken - ich hatte keine Probleme mich zu beschäftigen", erklärt Ruth Kloft. Die Inhaberin des Näh- und Stickzentrums Bretten hat die zwangsweise Schließung ihre Geschäfts genutzt um Aufzuräumen, Änderungen zu machen und Vorbereitungen zu treffen. Jetzt ist sie froh, dass wieder Kunden kommen.

Die Zeit dazwischen nutzt sie, um Schutzmasken zu nähen. Sie sieht in der Corona-Krise die Chance, dass dass Handwerk wieder stärker in den Blick gerät und dass die Leute vielleicht selbst mal wieder etwas nähen.  "Und darüber nachdenken, nachhaltiger zu leben und ein älteres Kleidungsstück wieder aufarbeiten, statt es wegzuwerfen", sagt sie.

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Als anstrengend und schwierig empfand Karin Kuhn-Zorn von der Blumenwerkstatt Calla & Co. die vergangenen Wochen, die Unsicherheit sei groß. „Treue Stammkunden haben das Geschäft über Wasser gehalten“, berichtet sie, denn auch Beerdigungen seien komplett ausgefallen.

Hoffen auf Unterrichtsbeginn trotz Coronavirus

Ein besonderes Problem stellt sich für das Musikcenter Winkler. Da der Verkauf von Noten und Instrumenten eng mit dem angegliederten Musikschulbetrieb verbunden ist, lief in den vergangenen Wochen nicht viel.

"Doch die Eltern verhielten sich sehr solidarisch, sodass wir fast den ganzen Musikunterricht online per Skype geben konnten“, erklärt Ronny Winkler. Er hofft, dass er ab 4. Mai wieder unterrichten darf, für jeden Schüler und seinen Lehrer hätte er ein Zimmer mit ausreichend Platz. Doch bislang gibt es dafür noch kein grünes Licht von Behördenseite.

In der Buchhandlung Kolibri laufen noch die Vorbereitungen für die Öffnung am Dienstag. Die Einbußen seien nicht ganz so schlimm wie befürchtet ausgefallen, sagt Inhaberin Ulrike Müller, die ihren Lieferservice beibehalten will.

Starker Andrang beim Discounter Tedi: 15 Leute dürfen in den Laden, eben so viele stehen draußen.
Starker Andrang beim Discounter Tedi: 15 Leute dürfen in den Laden, eben so viele stehen draußen. Foto: Ebert

Eine lange Schlangen hat sich vor dem Discounter Tedi gebildet. 15 Kunden lassen die Mitarbeiter in den Laden, noch einmal so viele warten geduldig und mit gehörigem Abstand vor der Tür.

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