Einblicke in eine völlig andere Welt erfährt Florian Barton aus Bretten derzeit in Senegal. Seit September ist als Helfer auf dem Hospitalschiff Afrika Mercy im Einsatz und erlebt das Leben und die Nöte in Westafrika hautnah.
Florian Barton aus Diedelsheim hat im Sommer am Bruchsaler Paulusheim Abitur gemacht. Seit September ist er als freiwilliger Helfer auf dem Hospitalschiff „Mercy Afrika“ im Einsatz und erlebt das Elend der von Armut und Krankheiten geplagten Bevölkerung hautnah.
„Mir geht es so gut, darum möchte ich auch an die denken, denen es nicht so gut geht“, so beschreibt der 18-Jährige seine Motivation für dieses Engagement. Außerdem wollte er zwischen Abitur und Studium noch etwas sinnvolles machen, etwas mehr von der Welt sehen und Klarheit über seine berufliche Laufbahn gewinnen. Hier sein Bericht:
Auf Hospitalschiff ist Multi-Kulti-Bordleben
„Während in meiner Heimat das Thermometer fällt und die Vorfreude auf die Adventszeit steigt, pendeln sich die Temperaturen in Senegal um die 30 Grad ein, bei einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 Prozent. Doch es ist weniger das Klima, das meinen Einsatz auf dem Hospitalschiff in Dakar so besonders macht, auch wenn es mitunter sehr schweißtreibend ist.
Es ist die besondere Mischung von Multi-Kulti-Bordleben mit 420 Crew- und 250 Day-Members aus 40 Nationen, der sie einende besondere Spirit an Bord – Dienst am Nächsten im Zeichen christlicher Caritas – und die menschlichen Begegnungen mit den Patienten und Einheimischen. Sie sind Motivation und Ausgleich für alle ehrenamtlichen Helfer, die wie ich ihren Dienst unentgeltlich leisten, dazu noch Flug und Unterkunft finanzieren.
Dringend benötigte Spezialchirurgen an Bord
Dabei ist der unmittelbare tägliche Kontakt zu den Patienten dem medizinischen Fachpersonal vorbehalten, den Schwestern, Pflegern und Ärzten, die in fünf modernen OP-Sälen an Bord kostenlos Operationen durchführen und damit dringend benötigte Spezialchirurgie in die ärmsten Länder Afrikas bringen.
Die mobile Schiffsklinik ist autark und besucht in regelmäßigem Turnus die Länder an der afrikanischen Westküste. Zahlreiche Entwicklungsprojekte im Landesinneren sowie Fortbildungsmaßnahmen für die einheimische Bevölkerung gewährleisten eine langfristige Besserung der Lebensumstände sowie Hilfe zur Selbsthilfe in Ländern, in denen eine ausreichende medizinische Versorgung für die meisten entweder nicht gegeben oder nicht bezahlbar ist.
Helfer erfahren viel Dankbarkeit
In ihrer Freizeit können die Volunteers wie ich, die nicht dem medizinischen Bereich zugehörig sind, ebenfalls die Patienten an Bord besuchen, auf dem Krankendeck oder im Hospital, an Land bei den Vor- und Nachsorgestationen.
Diese Momente habe ich wie einige Ausflüge zu Entwicklungsprojekten an Land, etwa einem Waisenhaus, während der letzten acht Wochen besonders genossen: Das dankbare Lächeln und die strahlenden Augen der Kinder, die für vieles entschädigen, ihre herzliche Zuwendung und ihr Vertrauen, weil sie spüren: Mercy Ships schenkt ihnen eine neue Zukunft.
Dann ist der stressige Arbeitstag in der Kantine, den ich mit einigen Pausen von 5.30 Uhr morgens bis 20 Uhr abends leiste, wesentlich leichter.
Job ist nicht so einfach, wie er klingt
Zusammen mit anderen Mitarbeitern bin ich auf dem Hospitalschiff verantwortlich für die Logistik zwischen Küche und Kantine, das Vor- und Nachbereiten sämtlicher Mahlzeiten für knapp 700 Leute inklusive Essensausgabe und Reinigen.
Der Job klingt easy und unbedeutend, ist er aber nicht: lange Schichtzeiten, wenig Schlaf in einer Sechser-Kabine, anstrengendes Klima, Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen – und scheinbar nie endende Essensportionen.
Gutes Essen ist wichtig für Basis
Ob Hühnchen mit Reis nach der OP oder eine Extraportion Salat nach dem heftigen Tropensturm, gutes Essen ist die wichtige Basis für alle an Bord – und so ist jeder auf dem Schiff in seiner Arbeit geschätzt.
Jeder ist wichtiger Teil des gesamten Teams, und alle tragen auf ihre Art dazu bei, den Ärmsten der Armen zu helfen. Insofern hat für mich auch die Kantinen-Arbeit ihren Wert, und jedes Mal, wenn ich an meinen freien Tagen zum Ausgleich für den langen Schichtdienst neuen Patienten begegne, werde ich dankbar daran erinnert.
Bleibende Eindrücke für Florian Barton
Meine Zeit hier auf dem Hospitalschiff geht nun zu Ende, doch die Erinnerungen und Eindrücke werden mich immer begleiten und motivieren, auch künftig Menschen zu helfen, die ohne unsere Unterstützung keine Zukunft haben.
Ich habe dieses Jahr am Gymnasium St. Paulusheim in Bruchsal mein Abitur gemacht, auch da wird christliche Nächstenliebe großgeschrieben. Nächstes Jahr werde ich vor Beginn meines Studiums Praktika in New York, Dubai, Los Angeles und London absolvieren.
Das empfinde ich als großartige Chance. Bildung und Zukunftschancen für junge Menschen sowie beste medizinische Versorgung sind für uns hier in Deutschland fast selbstverständlich; tatsächlich sind sie ein großes Geschenk und in Afrika für viele unerreichbar. Auch Wohlstand, Frieden, Rechtssicherheit und Freiheit bleiben für viele mehr Traum als Wirklichkeit.
Anderer Blick auf die Welt
Weihnachten werde ich daheim mit meiner Familie und Freundin feiern – zurück in einer völlig anderen Welt, die ich künftig mit anderen Augen betrachte. Gerne werde ich mich an meine Zeit auf dem Hospitalschiff Africa Mercy erinnern und an viele wunderbare Momente, in denen ich erfahren konnte: Mercy Ships – bekannt aus der ZDF-Spendengala „Ein Herz für Kinder“ – bringt in die ärmsten Länder Afrikas Hoffnung und Heilung."
Weihnachtsappell an alle
Das Weihnachtsfest ruft jeden von uns auf, die Welt ein bisschen heller zu machen. Die Gesichter und Geschichten der Patienten zeigen mir dabei ganz deutlich unseren Auftrag und unsere Chance: „Wir können nicht die ganze Welt retten, wohl aber die ganze Welt vieler einzelner Menschen, die auf unsere Hilfe warten“, sagt Gary Parker, der Chefchirurg auf der Africa Mercy.