Von Arnd Waidelich
Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Der grobe Klotz, der den Gondelsheimern ab dem 10. April mit der Sperrung des Bahnübergangs für 205 Tage vor die Füße gelegt wird, wurde denn auch während einer Informationsveranstaltung in der Saalbachhalle mit deutlichen Worten belegt.
Ein Unding sei es, diese Hiobsbotschaft erst am 30. August erhalten zu haben, meinte beispielsweise Bürgermeister Markus Rupp. Der Vorlauf sei viel zu kurz gewesen, um von Seiten der Gemeinde genügend Zeit zu haben, ausreichend Notfallpläne auszuarbeiten.
Infoveranstaltung in der Gondelsheimer Saalbachhalle
Gastronomie, Wirtschaft, Landwirtschaft und Pendler würden von der Sperrung ungeheuer in Mitleidenschaft gezogen. Auswirkungen habe die Maßnahme auf viele andere Maßnahmen in der Gemeinde, da Arbeitskraft gebunden werde. Beeinträchtigt werde etwa der Feuerwehrhausbau. „Da könnte ich schon mal laut werden“, nutzte Rupp sein ausfallendes Mikrofon für eine Gemütsbeschreibung.
Funktionale Fußgängerbrücke als Teil der Baumaßnahmen
Teil der Bemühungen ist eine funktionale Fußgängerbrücke, die keine „architektonische Kostbarkeit“ sei, wie Projektleiterin Anke Engelmann einräumte. Das Bauwerk wird von Rupp als „wenig mobilitätsfreundlich, aber unverzichtbar“ eingeschätzt. Schließlich wolle man alle Gefahrensituationen an der Stelle minimieren, meinte der Bürgermeister und erinnerte daran, dass an der Stelle vor nicht allzu langer Zeit ein Schüler zu Tode gekommen sei.
Bahnübergang in Gondelsheim ab dem 10. April geschlossen
Bei allen Bemühungen werde man die entstehenden Probleme nicht lösen, sondern nur lindern können, gibt sich Bürgermeister zweckoptimistisch. Eine solche Situation mit der kompletten Spaltung der Gemeinde habe niemand anders als Gondelsheim, stellt Rupp gleichwohl klar. Trösten könne da nicht, dass die Bahn mit Gondelsheim ein wenig mehr Mitgefühl als mit anderen betroffenen Gemeinden zeige.
Während in Diedelsheim der Bahnübergang schon am 2. April geschlossen wird, werde das in Gondelsheim erst am 10. April erfolgen. Viel mehr Trost hatte DB-Netze-Vertreter Rüdiger Weiß nicht parat für die genau 110 Besucher der Informationsveranstaltung.
Überlastung der Ausweichstrecken erwartet
Die Bahn sei in der Pflicht, den Menschen zwischen Mannheim und Stuttgart während der Sanierungsarbeiten der Schnellbahnstrecke einen Ausweichstrecke anzubieten. Nach 30 Jahren weise die Schnellbahnstrecke einen immensen Sanierungsbedarf auf. 380 Kilometer Schienen müssten raus und auf 300.000 neuen Schwellen und 200.000 Tonnen Schotter wieder rein.
Unvermeidlich sei damit die Überlastung der Ausweichstrecken, die nur mehr wenig Spielraum zur Öffnung der betroffenen Bahnübergänge biete. „Da wird ihnen manchmal der Kragen platzen“, befürchtete Engelmann.
Einschränkungen durch Sanierung lassen Emotionen hochkochen
Weit in die Zukunft musste sie mit dieser Befürchtung nicht schauen. Schon in der unmittelbar folgenden Fragerunde platzte dem ein oder anderen Besucher der Kragen. Die Notwendigkeit der Streckensanierung wollte dennoch niemand in Frage stellen.
Dennoch gab es für Rupp den wohl lebhaftesten Beifall, als er von der Bahn forderte: „Das ist nichts, was Gondelsheim ein zweites Mal erleben darf.“ Der Bahnübergang müsse dringlichst beseitigt werden. Dazu mochten sich die DB-Netze-Vertreter nicht äußern.
Baumaßnahme soll laut Bahn bis 31. Oktober abgeschlossen sein
Wohl aber gaben sie das Versprechen ab, dass die Maßnahme am 31. Oktober abgeschlossen sei, zumal sie sich unter der direkten Beobachtung des Vorstandes der Bahn sähen, wie Anke Engelmann abschließend informierte.