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Bahnübergang gesperrt

Gondelsheim ist ab jetzt für ein halbes Jahr lang zerschnitten

Der Bahnübergang ist gesperrt, damit ist Gondelsheim ab sofort für ein halbes Jahr geteilt. Auf die rund 4.000 Einwohner zählende Gemeinde im westlichen Kraichgauer Hügelland kommen somit massive Einschränkungen zu. "Ein Teil des Ortes ist quasi amputiert", sagt Bürgermeister Markus Rupp.

Ein Bild über die Lage vor Ort hat sich Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp beim Bahnübergang in Diedelsheim gemacht, der bis Ende Oktober ebenfalls gesperrt bleibt – allerdings sind in dem Brettener Stadtteil die Schranken dauerhaft geschlossen.
Ein Bild über die Lage vor Ort hat sich Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp beim Bahnübergang in Diedelsheim gemacht, der bis Ende Oktober ebenfalls gesperrt bleibt – allerdings sind in dem Brettener Stadtteil die Schranken dauerhaft geschlossen. Foto: Bindschädel

Auf diese Information von der Deutschen Bahn (DB) musste Markus Rupp zu Beginn dieser Woche noch einige Tage warten. Doch mittlerweile herrschen beim Gondelsheimer Bürgermeister sowie im Rathaus der rund 4.000 Einwohner zählenden Gemeinde im westlichen Kraichgauer Hügelland Gewissheit. Seit Karfreitag ist der innerörtliche Bahnübergang geschlossen, bis Ende Oktober ist der Ort geteilt.

„Somit ist ein Teil der Gemeinde quasi amputiert“, sagt Rupp, der weiß, dass auf die Bevölkerung in den kommenden sechs Monaten jede Menge Einschränkungen zukommen werden.

Sorge bereitet Rupp vor allem die aktuelle Corona-Krise. „Ich habe meine Bedenken deswegen mehrfach geäußert. Wir hoffen einfach, dass alles gut geht und die Arbeiten im geplanten Zeitraum über die Bühne gehen“, erklärt der Bürgermeister.

Er wolle nicht daran denken, was passieren würde, sollten beispielsweise Lieferschwierigkeiten bei den benötigten Baumaterialien auftreten oder wegen Infektionsfällen etwa bei den Arbeitern für einige Zeit Stillstand herrschen.

Massive Einschränkungen für die Bevölkerung

„In den vergangenen Monaten musste die Gondelsheimer Bevölkerung schon einiges mitmachen, wobei man da natürlich am Ende einen sichtbaren Gewinn für alle hatte. Das ist bei der Sperrung des Bahnübergangs definitiv nicht der Fall, dadurch haben wir nur massive Einschränkungen“, betont Rupp.

Der Gondelsheimer Verwaltungschef spielt damit auf die rund 20-monatigen Bauarbeiten an der B35 an. Diese wurden zwar Ende März beendet, allerdings war der Ort wegen der örtlichen Umleitung über einen langen Zeitraum von großen Verkehrsproblemen geplagt.

An der B35-Ostseite wurde eine durchgängige Lärmschutzwand installiert, zudem wurden drei Brücken saniert und bei der Gondelsheimer Südausfahrt wurde eine bedarfsgesteuerte Ampelanlage eingebaut. Dazu wurde noch eine neue lärmabsorbierende Fahrbahndecke eingezogen. „Was lange währt, wird endlich gut. Zum Glück sind die Bauarbeiten an B35 fertig. Es war wichtig, dass sich das nicht mit der Sperrung des Bahnübergangs überschneidet. Da hat das Regierungspräsidium sehr gut gearbeitet, wobei wir da ordentlich Druck gemacht haben. Und man muss ganz klar sagen: Das Wetter war unser Freund“, sagt Rupp.

Auch in Diedelsheim sind die Schranken zu

Am Mittwoch machte sich der Gondelsheimer Verwaltungschef in Diedelsheim vor Ort ein Bild über die Lage. Seit Wochenbeginn sind schließlich auch in dem Brettener Stadtteil die Schranken zu – übrigens mit viertägiger Verspätung, da der zunächst von der Bahn angegebene Termin am 2. April wegen Lieferschwierigkeiten des Absperrmaterials nicht eingehalten wurde.

„Das ist allgemein eine halbjährige Behinderung der örtlichen Mobilität, wobei wir in Gondelsheim noch eine deutlich schärfere Situation haben“, meint Rupp.

Dort sind durch die Sperrung des Bahnübergang rund 900 Menschen, die im östlichen Teil leben, vom restlichen Ort abgeschnitten.

So müssen im nächsten halben Jahr beispielsweise Berufspendler, die im Gondelsheimer Osten wohnen und die mit dem Auto in Richtung Bruchsal müssen, einen rund 15 Kilometer langen Umweg in Kauf nehmen. „Man kann durchaus sagen, dass uns die Schließung des Bahnübergangs doppelt trifft, schließlich ist wegen Corona ohnehin vieles anders als sonst“, betont Rupp.

Fußgängerbrücken aufgebaut

Immerhin sind in Gondelsheim – im Gegensatz zum Bahnübergang in Diedelsheim – die Schranken nicht dauerhaft geschlossen. Fußgänger können bei geöffneten Schranken den Fußgängerweg über die Gleise nutzen. Ansonsten wurden sowohl in Gondelsheim, als auch in Diedelsheim Fußgängerbrücken aufgebaut.

Allerdings, und das betont Rupp immer wieder, seien diese Brücken alles andere als mobilitätsfreundlich. Doch daran könne man nun mal nichts ändern.

So bleibt dem Gondelsheimer Schultheiß letztlich nicht viel anderes übrig, als zu versuchen, der Corona-Krise und dem damit einhergehenden Beinahe-Stillstand des öffentlichen Lebens zumindest etwas Positives abzugewinnen: „Die Sperrung des Bahnübergangs kann wegen der aktuellen Einschränkungen in Ruhe anlaufen. Eventuell gewöhnen sich die Leute so etwas schneller an die neue Situation, die sie ja ein halbes Jahr begleiten wird.“

Zudem habe die Gemeinde alle Vorarbeiten abgeschlossen, die man habe leisten können, um die Situation für die Bürger so erträglich wie möglich zu gestalten, betont Rupp.

Parkplatz für 125 Pendler-Autos errichtet

So wurde auf der Westseite der Bahnschienen ein provisorischer Parkplatz für 125 Autos errichtet, wo Pendler, die im Ostteil des Ortes wohnen, ihren Pkw abstellen können und so keine lange Umleitung fahren müssen.

Zudem gibt es seit einigen Tagen in Gondelsheim in Zusammenarbeit mit dem Bikesharing-System „KVV.nextbike“ mehrere Stationen und insgesamt zehn Fahrräder, die man nutzen kann – die erste halbe Stunde ist übrigens kostenlos. „Auch wenn sechs Monate eine lange Zeit sind, aber wir werden auch diese Situation meistern“, versichert Rupp.

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