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Haus Schönblick in Bretten

Gourmetkoch schenkt Mitarbeitern von stark Corona-betroffenem Pflegeheim Sonntagsmenü

Das Pflegeheim Haus Schönblick in Bretten-Neibsheim hat das Coronavirus besonders getroffen. 27 Todesfälle sind zu beklagen, viele Bewohner und Mitarbeiter sind infiziert. Als Zeichen der Wertschätzung bekommen sie ein leckeres Sonntagsessen gebracht, gezaubert von Gourmet-Koch Guy Grässel. Der Rotary-Club Bruchsal-Bretten engagiert sich als Lieferservice.

Ungewöhnlicher Lieferservice: Draußen essen, geht in diesen Tagen nicht. Besondere Gaumenfreuden können die Mitarbeiter im Haus Schönblick dennoch genießen, dank Guy Grässel (links), Wolfgang Stütz (rechts) und dessen Rotarier-Freunden.
Ungewöhnlicher Lieferservice: Draußen essen, geht in diesen Tagen nicht. Besondere Gaumenfreuden können die Mitarbeiter im Haus Schönblick dennoch genießen, dank Guy Grässel (links), Wolfgang Stütz (rechts) und dessen Rotarier-Freunden. Foto: Kraus

Es gibt Kalbsbraten mit Spargeln und Sahnesößchen, dazu neue Kartoffeln und zum Nachtisch Rhababer-Joghurt Mousse mit frischen Erdbeeren.

Idee und Lieferdienst vom Rotary-Club Bruchsal-Bretten

Guy Grässel hat sich gemeinsam mit seinen Kindern Nicola, Maximilian und Anna am Sonntagmorgen an den Herd gestellt, um ein leckeres Mittagessen zu zaubern für Menschen, die in diesen Tagen über die Maßen hinaus leidgeprüft sind: Die Mitarbeiter des Neibsheimer Pflegeheims Haus Schönblick.

Das Essen soll Seelennahrung sein
Wolfgang Stütz, Präsident des Rotary Clubs Bruchsal-Bretten

Die Idee, ihnen als Wertschätzung und Dank für ihren Mut und ihr Engagement ein gutes Essen im Kreis der Familie zukommen zu lassen, hatte Wolfgang Stütz, Präsident des Rotary Clubs Bruchsal-Bretten. „Innerhalb von zehn Minuten ist mein Email-Account übergelaufen“, sagt er zur spontanen Bereitschaft der Rotarier-Freunde für einen ungewöhnlichen sonntäglichen Lieferservice. „Das Essen soll Seelennahrung sein und Kraft für die schwere Situation geben“, sagt Stütz. Sämtliche Essen hat der Rotary Club bezahlt.

Mitarbeiter freuten sich mit Mundschutz auf 124 Mittagessen

So warten 13 mit Schutzmasken vermummte Menschen am Treffpunkt Kraichgaucenter darauf, die Essen in Empfang zu nehmen und sie zum Haus Schönblick zu fahren, wo die Mitarbeiter bald Mittagspause haben.

Wer an diesem Tag nicht im Dienst ist, bekommt die Lieferung von den Rotariern nach Hause gebracht. Zum Essen gibt es eine Flasche Weißburgunder, und Präsident Stütz hat für jeden im Schönblick-Team eine Dankeskarte geschrieben.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

Und da fährt auch schon der Meisterkoch im Kleinbus vor. Seine Kinder helfen Grässel dabei, die in großen Boxen verstauten Gerichte an die Mitglieder des Rotary Clubs zu verteilen. 124 Essen hat die Familie gekocht.

Da entsprechend der Corona-Verordnung auch das Restaurant Maxime nicht öffnen darf, ist Grässel froh, einmal wieder mehr Menschen als die eigene Familie bekochen zu dürfen. „Das ist eine doppelte Freude. Ich kann arbeiten und anderen eine Freude machen“, sagt er, während er eine große Box aus dem Wagen hievt.

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Neibs-Grae Foto: None

Im Haus Schönblick wartet man gespannt. Per Durchsage teilt Heimleiterin Clarita Kosel die gute Nachricht mit: „Das Essen ist da.“ Da keiner das Haus betreten darf, wird auf den Gehweg ein Tisch gestellt für die Essen, die die Heimmitarbeiter dann abholen.

Nächsten Sonntag wird die Aktion wiederholt

Alles ist wohl organisiert. Auf einer Liste sind die Namen vermerkt. Die Essensausgabe geht schnell über die Bühne. „Das könnte ich stundenlang genießen“, sagt Kosel und ergänzt nachdenklich: „Wenn es ein anderes Thema wäre, würde ich sagen: gerne wieder.“

Die Mitarbeiter, die nacheinander in Schutzkleidung vor die Tür kommen, freuen sich sichtlich über die Essensspende. Wer das Essen versäumt, wird nächsten Sonntag bekocht. „Wir kommen wieder“, verspricht Stütz.

Für die Bewohner ist auch die Isolierung schlimm
Clarita Kosel, Heimleiterin

„Das geht hier nur, weil die Mitarbeiter zu uns halten“, äußert sich Leiterin Kosel später über die extrem schwierige, belastende Situation im Haus. Zuletzt hatte sich die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Bewohner und Mitarbeiter weiter erhöht. Stand Freitag waren es 132 Bewohner und 57 Mitarbeiter. 27 Todesfälle gab es bereits zu beklagen.

„Schlimm ist für die Bewohner auch die Isolierung“, erklärt Kosel. Sie selbst hat an diesem Tag Geburtstag. „Es könnte ein so schöner Tag sein.“ Auf das Essen des Gourmet-Kochs verzichtet sie. Denn am Abend gibt es ein besonderes Geburtstagsmenü für sie, zubereitet von ihrem Mann, ebenfalls ein „begnadeter Koch“, wie sie versichert.

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