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Abwicklung übers DRK

In Zeiten von Corona wächst in Bretten die Solidarität

Ein Schock veranlasst Betina Laboranovits, sich zu engagieren. Sie näht hunderte von Mund-Nasen-Abdeckungen. Firmeninhaber Peter Steiner erwägt tausende Euro für ein Spritzguss-Werkzeug auszugeben. Er könnte damit mehr Schutzvisiere noch professioneller produzieren. Die Solidarität in Bretten wächst.

Schutzvisiere, wie sie DRK-Helfer Marius Lang (links) trägt und Mund-Nasen-Abdeckungen, wie sie DRK-Helfer Lenhard Bader nutzt (rechts), sind stark nachgefragt und immer mehr Brettener helfen bei der Herstellung.
Schutzvisiere, wie sie DRK-Helfer Marius Lang (links) trägt und Mund-Nasen-Abdeckungen, wie sie DRK-Helfer Lenhard Bader nutzt (rechts), sind stark nachgefragt und immer mehr Brettener helfen bei der Herstellung. Foto: Somorai

Die Solidarität in Bretten wächst. „Bemerkenswert“, bewertet Bernhard Brenner, Leiter des Polizeireviers Bretten. Für die Arbeit seiner Kollegen kann er vom Glück funktionierender polizeiinterner Versorgungsketten berichten – anders als andernorts.

Für Betina Laboranovits waren beispielsweise die Verstorbenen im Neibsheimer Pflegeheim „ein echter Schock“. Sie wandelt ihn in Hilfsbereitschaft um. Und neben nähenden Privatleuten und solchen mit 3-D-Druckern sind auch Unternehmer, Schulen und die Hochschule Karlsruhe mit von der Partie, um in Coronazeiten zu helfen.

Labranovits fertigt so etwa in acht Stunden 50 Mund-Nasen-Abdeckungen. Diese Woche seien es 100 Stück, letzte Woche waren es 250. „Ich nähe, solange die Nachfrage hält“, sagt die Inhaberin des Brettener Geschäfts „Die Hutschmiede“ – gratis und aktuell für die Feuerwehr.

Vereinigung Altbrettheim sponsert den Stoff

Derzeit fehle ja bei geschlossenem Geschäft die Kundschaft. Ihr Mann, ebenfalls zuhause, helfe ihr. Laboranovits` Werke können dank eines eingenähten Drahts am oberen Rand individuell und eng angelegt werden. Die Vereinigung Altbrettheim (VAB) sponsert ihr den Baumwollstoff, waschbar bei 60 Grad. Peter Dick, VAB-Vorsitzender vermittelte die Kontakte.

Hunderte Visiere täglich wären möglich

Im Gewerbegebiet in Gölshausen läuft derweil ein 3-D-Industrie-Drucker. Peter Steiner, Geschäftsführer der Firma Lindörfer + Steiner erwägt, ein Spritz-Guss-Werkzeug für den Druck von Schutzvisieren fertigen zu lassen. Dann könne man anstelle von acht Visieren täglich hunderte produzieren.

Auch der Brettener Arno Rath nutzt seinen Geschäfts-3-D-Drucker. 13 Ring-Halterungen für Visiere hat er ans DRK Bretten geliefert, 50 folgen diese Woche.

Abwicklung läuft übers DRK Bretten

Beim Roten Kreuz Bretten laufen die Fäden zusammen und die Drähte heiß. Nachdem die BNN aus Bretten vergangene Woche über das Engagement von Bereitschaftsleiter Christof Glück und seinem Team berichteten, meldeten sich viele. Unter ihnen Firmenchef Steiner.

Und dieser wickelt die Verteilung der Visiere aus seiner Fertigung nur über das DRK ab, sagt er. „Schon um Käufer auszuschließen, die unsere Visiere nur zum Wiederverkauf erwerben wollen.“ Normalerweise fertigt sein Firmen-Drucker Ladungsträger für Automobilteile oder Verpackungsmaterial. Auch habe er noch Folie für etwa vier Wochen auf Lager für die Scheiben der Visiere selbst.

Wir haben derzeit alle dasselbe Ziel.
Peter Steiner, Inhaber der Firma Lindörfer + Steiner, Bretten

Auf dem Markt dagegen ist die Folie so wenig erhältlich wie Gummibänder zur Befestigung. Steiner erkundigte sich, was ein neues 3-D-Druck-Werkzeug kostet. „Es muss eigens gefräst werden vom Werkzeugmacher.“ Was sonst bis zu acht Wochen dauere, könne momentan in vier da sein und koste wohl bis zu 10.000 Euro. Er wartet die Entwicklung noch etwas ab, will aber von den Kosten nicht sprechen. „Wir haben derzeit alle dasselbe Ziel.“

300 Feuerwehrkräfte: dankbar für die Hilfe

An Visieren hat die Feuerwehr ebenso Bedarf wie an Mund-Nasen-Abdeckungen. Denn 300 Kräfte sind in Bretten und seinen Ortsteilen im Einsatz. Die Stoff-Abdeckungen verringerten das Risiko, selbst jemanden zu infizieren. „Wir sitzen schon mal dicht zusammen im Fahrzeug“, so Kommandant Oliver Haas. „Pro Person zwei Mund-Nasen-Masken zu haben ist da optimal, damit immer eine in die Wäsche kann. Wir sind sehr dankbar für die wachsende Hilfsbereitschaft.“

Vor allem aber wüssten die Wehrleute „nie, wen wir vor uns haben, wenn wir Türen öffnen oder Unfallwracks aufschneiden“ – und mit welchen Körperflüssigkeiten sie in Berührung kommen können. Darum, so Haas, seien auch Visiere wichtig.

Es ist nicht unser erstes Virus.
Bernhard Brenner, Revier-Leiter der Polizei Bretten

Bei der Polizei, sagt Bernhard Brenner, könne man sich notfalls auch mal mit den Anzügen der Spurensicherung aushelfen. "Allerdings rechnen wir nicht mit solchen Notfällen. Bislang sind wir gut ausgestattet. Jeder Streifenwagen verfügt über entsprechende Schutzausrüstung. "Und es ist nicht unser erstes Virus", so der Revier-Leiter aus Bretten mit Verweis auf das erste Sars- und das Schweine-Grippe-Virus.

Das Hoffen aufs Ausbleiben von Großszenarien

Auch darf die Polizei von Gesetztes wegen – vor allem zur Vermeidung von Korruption - keinerlei Zuwendungen aus dem privaten Bereich annehmen.

„Noch mussten wir keinen Infizierten retten", ergänzt Feuerwehrkommandant Oliver Haas. "Und wir hoffen sehr, dass solche Groß-Szenarien nicht eintreten, in denen wir beispielsweise viele Infizierte umbetten müssten.“ Auch dazu könnte die Feuerwehrleute unter Umständen gerufen werden – Umstände, die niemand wünscht.

Kontakt zum DRK Bretten ist unter folgender Emailadresse möglich: kontakt@drk-bretten.de . Die Open-Source-Druckanleitung findet sich unter diesem Link .

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