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Kritik an Abellio

Noch immer gibt es Verspätungen und Zugausfälle auf der Strecke Bruchsal-Bretten-Mühlacker

Seit rund neun Monaten ist die Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH der Betreiber auf den Strecken in der Region. Verspätungen und Zugausfälle wurden in den Anfangswochen als Startschwierigkeiten deklariert. Doch gebessert hat sich seitdem wenig. Da werden sogar die Schulleiter ungeduldig.

Auf der Bahnstrecke Bruchsal–Bretten–Mühlacker kommt es nach wie vor zu Verspätungen und Zugausfällen. Das wird vor allem von den Schulen in Bretten und dem Umland angeprangert, da bis zu den Schulschließungen wegen Corona fast täglich Schüler und auch Lehrer zu spät zum Unterricht kamen.
Auf der Bahnstrecke Bruchsal–Bretten–Mühlacker kommt es nach wie vor zu Verspätungen und Zugausfällen. Das wird vor allem von den Schulen in Bretten und dem Umland angeprangert, da bis zu den Schulschließungen wegen Corona fast täglich Schüler und auch Lehrer zu spät zum Unterricht kamen. Foto: Rebel

So muss man nach einem Dreivierteljahr – Abellio hatte im Juni 2019 die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) und die DB Regio AG als Betreiber abgelöst – festhalten, dass es auf den Schienen für Abellio noch immer nicht rund läuft.

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Vor allem im Schüler- und im Pendlerverkehr kam es bis zu den durch das Coronavirus bedingten Schulschließungen immer wieder zu Verspätungen, entweder weil die Züge nicht pünktlich sind oder weil sie sogar ganz ausfallen.

Die Probleme sind bei dem privaten Anbieter im Schienenpersonennahverkehr bekannt, wie Hannelore Schuster, die Sprecherin der Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH erklärt.

Diese Gründe nennt Abellio

„Wir haben noch immer mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen, aber es ist in den letzten Monaten besser geworden. Optimal läuft es aber trotzdem nicht“, betont Schuster. Für die Verspätungen und Ausfälle gibt es laut Schuster drei Gründe.

Zum einen fehlen Abellio schlichtweg Fahrzeuge, da die Firma Bombardier nach wie vor nicht alle der bestellten und benötigten Talent-Triebwagen geliefert hat . „Wir hatten uns den Start natürlich viel schöner vorgestellt, aber Bombardier hat uns das kräftig verhagelt. Darunter leidet jetzt auch die Reputation von Abellio“, weiß Schuster.

Daneben gibt es noch immer Probleme bei der Zugkopplung in Mühlacker, die durch die Software in den Zügen verursacht wird, erklärt Schuster.

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Kranke Mitarbeiter machen dem Betrieb zu schaffen

Zudem habe man rund um den Jahreswechsel „eine extrem hohe Krankheitsquote“ gehabt, berichtet Schuster, was nicht sofort ausgeglichen werden konnte. Das habe ebenso zu Ausfällen und Verspätungen geführt wie sogenannte umweltbedingte Störungen, die Schuster anführt.

Wir haben hier ein sehr komplexes System. Wenn da ein Zug Verspätung hat, dann hat das sofort Auswirkungen auf andere Linien.

Hannelore Schuster, Sprecherin von Abellio

In diese Kategorie fallen nach Angaben der Abellio-Sprecherin der Wintersturm Sabine und der Kabelbrand im Stuttgarter Hauptbahnhof Anfang Februar sowie eine Oberleitungsstörung in Mühlacker im Herbst und generelle infrastrukturelle Probleme.

„Generell muss man sagen, dass unser Fahrplan sehr sportlich ist. Gerade die Strecke Bruchsal–Bretten–Mühlacker ist sehr stark ausgelastet“, betont Schuster und fügt an: „Wir haben hier ein sehr komplexes System. Wenn da ein Zug Verspätung hat, dann hat das sofort Auswirkungen auf andere Linien.“

Mehr Zugausfälle als vor dem Wechsel

Schuster verweist darauf, dass man bei Abellio längst nicht mehr die Masse an Störungen habe, wie in den Wochen direkt nach dem Betreiberwechsel. „Es liegt nicht mehr in unseren Händen, sondern es liegt in der Hand von Bombardier. Deshalb versuchen wir auch, Bombardier so viel Druck wie möglich zu machen“, versichert die Abellio-Sprecherin und stellt klar: „Bei den Fahrzeugen sind wir aktuell auf einem soliden Stand, aber wir sind natürlich noch nicht zufrieden.“

Nicht zuletzt deshalb sehen sich die CDU-Landtagsabgeordneten Joachim Kößler (Wahlkreis Bretten) und Ulli Hockenberger (Wahlkreis Bruchsal) in ihrem Vorgehen bestätigt, wegen der vielen Ausfälle und Verspätungen eine Anfrage an das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg gestellt zu haben.

„Uns ging es darum, dass man zu den Ausfällen und Verspätungen, von denen uns immer wieder berichtet wurde und nach wie vor berichtet wird, etwas Schriftliches hat. Wir hoffen natürlich, dass sich die Situation bald ändert und verbessert“, erklärt Kößler.

Aus der Antwort des Landesverkehrsministeriums, die der BNN-Redaktion vorliegt, geht unter anderem hervor, dass auf der Strecke Bruchsal–Bretten–Mühlacker im Jahr 2019 insgesamt 591 Züge und damit 82 mehr ausgefallen sind als noch 2018, als 509 Zugausfälle verzeichnet sind.

Bei Abellio sei die Zahl der Ausfälle vor allem auf fehlendes Personal und die eingesetzten Triebfahrzeuge zurückzuführen. Auch in Sachen Pünktlichkeit hinkt Abellio den vorherigen Betreibern AVG und DB Regio hinterher, wie das Schreiben des Landesverkehrsministeriums belegt.

Zu spät zur Schule, zu spät nach Hause

Diese Zahlen decken sich mit den Beobachtungen, die Schulleiter in Bretten und Gondelsheim bis zu den wegen Corona verordneten Schulschließungen gemacht haben. „Es wird massiv über Verspätungen geklagt, mindestens ein- bis zweimal wöchentlich kommen Schüler sowie Lehrer aufgrund dessen morgens bis zu 30 Minuten zu spät in den Unterricht.

Das stört die Unterrichtsabläufe gewaltig

Daniel Krüger, Schulleiter des Brettener Edith-Stein-Gymnasiums

Noch prekärer gestaltet sich die Rückfahrsituation ab 13 Uhr“, sagt etwa Barbara Sellin, die Schulleiterin der Beruflichen Schulen Bretten, und berichtet davon, dass Züge regelmäßig und ohne Vorankündigung entfallen. „Es ist leider nach wie vor an der Tagesordnung, dass Schüler zu spät kommen, weil beispielsweise Züge Verspätung haben oder ausfallen – und das stört die Unterrichtsabläufe gewaltig“, beteuert auch Daniel Krüger.

„Wir haben viele Schüler aus den umliegenden Gemeinden, deshalb treffen uns Zugausfälle und Verspätungen härter als andere Schulen“, sagt der Schulleiter des Brettener Edith-Stein-Gymnasiums und spricht damit Nikola Steinbach aus der Seele. „Es kommt eigentlich jeden zweiten oder dritten Tag vor, dass Schüler zu spät kommen, weil Züge ausfallen oder zu spät sind. Das setzt die Schüler massiv unter Stress“, betont die Rektorin der Gondelsheimer Kraichgauschule, die ebenfalls ein großes Einzugsgebiet hat.

Die Schulleiter sind ungeduldig

Nur kaum von Ausfällen oder Verspätungen ist dagegen das Melanchthon-Gymnasium Bretten betroffen, da das MGB nach Auskunft von Schulleiterin Elke Bender nur „ganz wenige Nicht-Brettener Schüler“ hat. Einig sind sich die Schulleiter aber durch die Bank weg: Die Probleme seien schon lange bekannt, nun ist es an der Zeit, dass sich etwas ändert.

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