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Vollernter statt Handarbeit

Bei Büchenau wird Spargel der Zukunft geerntet

Alles richtig gemacht: In den letzten Jahren hatte Spargelbauer Norbert Zimmermann zunehmend Schwierigkeiten, für die Ernte Saisonarbeitskräfte anzuheuern. Jetzt hat er einen Vollernter im Einsatz und die erste Bilanz ist positiv.

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Bei der Spargelernte setzt Norbert Zimmermann (im Traktor) aus Büchenau seit Ostern auf einen Vollernter. Automatisch wird dabei der ganze Damm abgetragen, die Stangen kommen auf ein Förderband und werden in Kisten sortiert. Anschließend wird der Damm wieder automatisch aufgebaut und die Folien aufgelegt. Foto: None

Bilanz gezogen wird nach der Ernte, aber schon jetzt schaut Norbert Zimmermann aus Büchenau optimistisch in die Spargel-Zukunft: „Bis jetzt läuft es positiv“, erzählt der Landwirt aus Büchenau, der rund um den Bruchsaler Ortsteil das Gemüse auf acht Hektar anbaut. Und die kann er auch ernten, trotz Corona, mit gerade mal sechs kroatischen Erntehelfern und drei deutschen Minijobbern.

„Auf der Karlsruher Spargelmesse habe ich schon seit längerem nach einem Vollernter geschaut“, erzählt der Landwirt im BNN-Gespräch, der früher 25 bis 30 ausländische Saisonarbeitskräfte im Einsatz hatte. Mitarbeiter für den Knochenjob zu rekrutieren, ist in den vergangenen Jahren aber immer schwieriger geworden; der Wunsch, sich davon unabhängig zu machen, immer größer.

Nach einer kurzfristigen Absage im Spätjahr ist dann für Norbert Zimmermann das Maß voll gewesen. Ein Spargelvollernter muss her. Die Wahl fällt auf Kirpy, eine Erntemaschine der ai-solution GmbH aus Wolfsburg, die seit zehn Jahren auf dem Markt ist.

Vollernter werden gefragt

Weltweit sind davon gerade mal 40 Stück verkauft worden, über 30 davon auf dem deutschen Markt. „Durch die Corona-Krise, den Mangel an Saisonarbeitskräfte und steigende Hygieneanforderungen hat sich die Einstellung zu dem Vollernter deutlich geändert“, stellt Geschäftsführer Christian Bornstein fest. Der Hersteller registriert nun mehr Anfragen. So lange aus Osteuropa genügend Saisonarbeitskräfte kamen, haben Landwirte die Investition von 100.000 Euro gescheut, so sein Eindruck.

Und der Verband der Spargelbauer zu lange auf die Handarbeit gesetzt. Das räche sich nun. Die automatisierte Dammernte im fünf- bis siebentägigen Rhythmus soll laut Bornstein 15 bis 20 Erntehelfer einsparen.

Lieber ein kurzer Spargel als gar keiner.
Simon Schumacher, Geschäftsführer des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer

Der unregelmäßige Wuchs und der hohe Anteil von kurzen Spargeln, die man nicht so gut verkaufen könne, hat dazu geführt, dass sich der Vollernter bis dato nicht wirklich durchgesetzt hat. Diese Einschätzung äußert Simon Schumacher, Geschäftsführer des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer in Bruchsal. „Die Handernte ist das Maß aller Dinge“, so Schumacher.

Nun hat sich allerdings der Wind gedreht, das merkt auch der Verband: „Lieber ein kurzer Spargel als gar keiner“, beschreibt er die neue Marschrichtung der Spargelbauern und setzt auf eine Neubewertung des Maschineneinsatzes.

Auch Spargelköpfe werden gekauft

„Die Spargelköpfe werden gerne für Suppen, Salat und als Gemüse gekauft“, erzählt dagegen Norbert Zimmermann, der seine Produkte im eigenen Hofladen und über die OGA anbietet. „Wir kriegen alles los“, bestätigt auch Spargelbauer Michael Schwandner aus Büchenau, der den Vollernter seit Ostern im Wechsel mit Norbert Zimmermann fährt – und dafür Miete zahlt. Das liege daran, dass Restaurants geschlossen sind und die Leute viel Spargel selber kochen.

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Automatisch werden die Spargelstangen mit rotierenden Messer abgeschnitten. Die Erde wird über ein Förderband und ein Gitter wieder zum Damm aufgehäufelt. Foto: pr

Nach einer Einführung durch die Firma und ein bis zwei Durchläufen, bis die Spargelstangen gleichmäßiger wachsen, haben sie positive Erfahrungen mit der maschinellen Ernte gesammelt.

Rotierende Messer schneiden Stangen

„Man darf die Dämme nicht zu schnell abernten und muss aufhören, wenn nur noch Köpfe kommen“, hat Schwandner festgestellt. Je nach Witterung alle sieben bis neun Tage fährt er die Dämme mit dem Schlepper ab. Mit rotierenden Messern schneidet der Vollernter den gesamten Spargeldamm ab. Die Stangen werden nach oben befördert, wo der Sand durch ein Gitter fällt. An der Rückseite der Maschine läuft die Erde zusammen und hinterlässt wieder den Damm.

Weniger Erntehelfer im Einsatz

Wo Schwandner früher zehn Erntehelfer auf seinen vier Hektar im Einsatz hatte, sind es jetzt nur vier, die auf dem Vollernter mitfahren und den Spargel in die Kisten packen. Zwar ernte er mit der Maschine mehr Köpfe und mittlere Stangen, insgesamt aber mehr als vorher mit den Erntehelfern. Die Miete für den Vollernter werde durch die Personaleinsparungen schnell wett gemacht.

Auch der Damm werde durch das regelmäßige Abtragen immer wieder von alten Strünken oder abgebrochenen Steinen gereinigt. Nach den positiven Erfahrungen will der Spargelbauer seine Anbaufläche wieder hochfahren. „Zur maschinellen Ernte gibt es keine Alternative“, erklärt Schwandner.

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