Für die einen hieß es Ausschlafen, für die anderen schlaflose Nacht. Der Sturm „Sabine“ hat im nördlichen Landkreis ganze Arbeit geleistet: Während viele Schüler sich am Montagmorgen erst gar nicht auf den Weg zur Schule machten, waren viele Feuerwehren über Nacht im Dauereinsatz.
Gefahr im Wald
Als mittags um eins die Sonne wieder lachte, waren schon die ersten Schäden beseitigt. „Ich bin optimistisch, dass es auch in den Bruchsaler Wäldern glimpflich abgelaufen ist“, erklärt Förster Michael Durst und atmet erleichtert durch. Im Wald war er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht – viel zu gefährlich, solange es noch weiter stürmt.
Erst an diesem Dienstag, wenn „Sabine“ weitergezogen ist, können Durst und sein fünfköpfiges Team aus Waldarbeitern die Wälder betreten und Schäden beseitigen. Durst warnt: „Betreten Sie die nächsten Tage die Wälder nicht, es können immer noch Äste umstürzen und Bäume umkippen.“
Schon am Montagmorgen hatte Durst bei seinen Kontrollfahrten auf Straßen und entlang von Schienen in Wäldern die ersten Spaziergänger gesehen, die sich von einem Waldspaziergang nicht haben abhalten lassen. „Diese Unvernunft ist schrecklich.“
Fliegendes Trampolin
Auf alles vorbereitet waren auch die Feuerwehren. „Sämtliche Führungshäuser im Landkreis waren ab 22 Uhr besetzt“, erklärt Bruchsals Feuerwehrpressesprecher Tibor Czemmel. Gegen 20 Uhr hatte es eine Lagebesprechung der Stadtverwaltung gegeben, um sich auf die stürmische Nacht einzustellen. „Kurz vor zehn ging es dann mit den ersten Einsätzen los“, so Czemmel.
Ein umgekippter Baum zwischen Heidelsheim und Oberacker war noch fast das Heftigste in dieser Nacht. „Es blieb verhältnismäßig ruhig“, bilanziert Czemmel. Zum Mittag standen 22 Einsätze zu Buche. Am Campus hatte es das Dach des Studentenwohnheims erwischt. Nach Untergrombach musste man ebenfalls wegen herabfallender Ziegel ausrücken. D
ie Östringer Feuerwehr musste die Landesstraße 635 zwischen Schindelberg und Odenheim absperren. Ein weggewehtes Garagendach hat mehrere Autos beschädigt, in Bad Schönborn sah man ein fliegendes Trampolin, so meldet die Polizei.
Lkw mit Styropor kippt um
Ein mit Styropor beladener Lkw-Anhänger ist auf der L554 bei Ubstadt umgekippt. Laut Polizei war der 59-jährige Fahrer gegen 6.30 Uhr in Richtung Unteröwisheim unterwegs. Der Anhänger wurde plötzlich von Sturmböen erfasst und kippte um. Bis 9.30 Uhr musste die Straße voll gesperrt werden. Der Schaden geht in die Tausende.
Schüler schlafen aus
Kräftig durchgewirbelt hat es den Nah- und Fernverkehr. Während die meisten Busse fuhren, ging auf den Schienen den halben Tag nichts mehr. Im Bruchsaler Bahnhof waren die Bahnsteige auch am frühen Nachmittag noch wie leergefegt. Sowohl die Deutsche Bahn als auch der KVV ließen keine Züge fahren.
Viele Pendler mussten sich um Alternativen bemühen. Da hatten es die Schüler leichter, ihnen hatte das Kultusministerium freigestellt, ob sie kommen. „Von 710 waren 80 Schüler gekommen“, berichtet Michael Mercatoris von der Bruchsaler Albert-Schweitzer-Realschule. Die Lehrer waren alle da und haben die erschienen Schüler kurzerhand in Klassen zusammengelegt und unterrichtet. „Heute morgen lief das Telefon heiß“, berichtet Mercatoris.
Mehr zum Thema:Die Eltern waren aufgefordert, ihre Kinder abzumelden. Klassenarbeiten und Lehrproben mussten verschoben werden. Insgesamt haben sich 2.000 Bruchsaler Schüler abgemeldet, so teilt die städtische Pressestelle mit. Die meisten fehlten am Justus-Knecht-Gymnasium.
Kirchendächer abgedeckt
Nach einer langen Nacht und einem unruhigen Morgen gab es gegen 13 Uhr die erste Entwarnung. Die Feuerwehren lösten ihre Bereitschaft auf. „Wir sind glimpflich davon gekommen“, bilanziert am Nachmittag Reinhard Richter vom Kraichtaler Ordnungsamt. Auch dort hatte man das Führungshaus in Münzesheim die gesamte Nacht über besetzt.
Die Feuerwehr kümmerte sich um umgestürzte Bäume etwa in Bahnbrücken, Oberacker, Gochsheim oder auch Unteröwisheim. Von den Kirchendächern von Menzingen und Gochsheim waren Ziegel herabgefallen.