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Aufregung in Forst

Pläne für Krematorium in Forst geraten ins Wanken

Der Forster Gemeinderat hat die Entscheidung über das Bauvorhaben am Friedhof vertagt. Während der Gemeinderatssitzung demonstrierten rund 100 Bürger gegen das Krematorium.

Bürger wehren sich gegen den Bau eines Krematoriums
Anwohner wehren sich: Bei der Gemeinderatssitzung nehmen die Bürger eine klare Stellung ein Foto: Schmith

Vor dem Alex-Huber-Forum in Forst bildeten sich Menschenschlangen. Viele waren regelrecht empört. Einige hatten Schilder gemalt: „Kein Krematorium in Forst“, „Gegen das Krematorium“ – die Anspannung der rund 100 Bürger war geradezu greifbar. Corona-Abstandsregeln spielten im Forum für viele offenbar keine Rolle mehr. Die Aufregung war groß.

Vorherrschendes Thema bei der Gemeinderatssitzung war der geplante Bau eines Krematoriums auf dem Areal des Friedhofs. Die Familie Jäckle sowie das Architekturbüro Diehm stellten das Projekt vor. „Wir wissen, das Thema hat die Gemüter sehr bewegt. Wir wollen Ihnen deshalb heute ein umfassendes Bild liefern“, eröffnete Architektin Katharina Diehm ihre Ansprache.

Bereits im Vorfeld hatte die Familie Jäckle sowie Diehm gegenüber dieser Redaktion erklärt: „Wir sind schon lange Jahre in dem Bereich tätig. Wir wissen, was die Leute wollen“, sagte Bestatter Jörg Jäckle. Er wird die neue Firma „Feuerbestattung Nordbaden“ gründen.

Bestehende Krematorien seien für Angehörige, die eine Einäscherung miterlebten, häufig erschreckend, schilderte er. „Wir haben eine andere Philosophie. Wir wollen die Begleitung für Angehörige möglich machen.“ Geplant sei im Zentrum ein Ofen zur Einäscherung; damit würden vier bis fünf Verbrennungen am Tag stattfinden. „Wir planen mit 1.000 Einäscherungen im Jahr. Damit wäre eine gute Wirtschaftlichkeit erreicht“, so Jäckle.

Das Zentrum wird keine reine Einäscherungsanlage, sondern ein Ort zur Abschiednahme.
Katharina Diehm, Architektin

„Das Zentrum wird keine reine Einäscherungsanlage, sondern ein besonderer Ort zur Abschiednahme“, schilderte Diehm abends. Auch um eine mögliche Abgasbelastung müssten sich Anwohner keine Sorgen machen. „Das, was da raus kommt, ist sehr gut gefiltert“, sagte sie. Einige Bürger im Forum hielt es nach der aus ihrer Sicht verharmlosenden Darstellung vor Empörung nicht mehr auf den Stühlen.

Krematorium soll „Ort zur Abschiesnahme” sein

Den geplanten Verbrennungsofen baut die Firma Ruppmann, die sich auf Verbrennungsanlagen für Krematorien spezialisiert hat. Leiter Henning Burk stellte die Technik in der Gemeinderatssitzung vor. Diese sei auf dem neusten Stand: „Schwarze Rauchschwaden aus dem Kamin, das ist heute kein Thema mehr“, sagte er. Burg hob die Vorteile einer Feuerbestattung hervor.

„Bei einer Erdbestattung, da beerdigen Sie den Menschen mit allen Belastungen, zum Beispiel mit Medikamenten. Nach der Verbrennung hat er diese nicht mehr. Das sollte man bei der Betrachtung eines ökologischen Fußabdruckes miteinbeziehen“, erläuterte er.

Bei der Verbrennung würden alle Grenzwerte eingehalten. Ganz ohne Emission ginge es aber nicht. „Zugegeben, die Anlage ist nicht CO2-neutral“, sagt er, „aber im Vergleich beispielsweise mit der Belastung durch die A5 ist sie viel geringer.“

Geplanter Bauentwurf
So könnte der geplante Bau des Zentrums für Feuerbestattung aussehen. Foto: Architekturbüro Diehm

Die vier Fraktionen im Forster Gemeinderat hatten sich vor der Sitzung bedeckt gehalten, wie ihre Entscheidung ausfallen wird. „Vieles in diesem Prozess ist nicht gut gelaufen. Für uns und für die Bürger“, eröffnete Hedwig Prinz für die CDU-Fraktion die Runde. „Wir haben heute zum ersten Mal genaue Informationen bekommen. Wir brauchen jetzt Zeit für einen Faktencheck. Erst dann kann eine Entscheidung fallen.“ Auch die anderen drei Fraktionen plädierten für eine Verschiebung des Antrages, die dann einstimmig bestätigt wurde.

Nicht auf alles hatten die Betreiber eine Antwort

„Für mich wäre die Entscheidung heute zu treffen gewesen“, sagte Bürgermeister Bernd Killinger. „Das Krematorium hat für mich in Forst keine Priorität.“ Killinger selbst würde im Falle einer Entscheidung gegen den Bau stimmen.

Wir werden alle rechtlichen Schritte gehen, um den Bau zu verhindern.
Markus Blümle, Anwohner

Rede und Antwort musste die Familie Jäckle sowie Architektin Diehm den Räten und Bürgern bei dem Termin stehen. Nicht auf alles – beispielsweise darauf, was im Falle einer Insolvenz passieren würde – hatten sie allerdings eine Antwort parat. Bei den Fraktionen herrschte danach Unstimmigkeit. „Wir hätten uns mehr Überzeugungen gewünscht vom Antragssteller. Die Bürgerinitiative war besser vorbereitet. Man braucht Zahlen. Mit den Fragen hätten Sie rechnen müssen“, sagte etwa Claudia Greulich (Grüne). „Wir wären offen gewesen für beide Seiten. Aber so ist es schwierig.“

Deutlich positioniert hatten sich die Anwohner. „Sie nehmen dem Friedhof in Forst den Frieden“, fürchtete einer. „Wir werden alle rechtlichen Schritte gehen, um den Bau zu verhindern. Das kann ich Ihnen versprechen“, drohte Markus Blümle von der neu gegründeten Bürgerinitiative. Auch der Mehrwert für die Gemeinde wurde hinterfragt. Die Familie Jäckle stellte eine Bürgerinformation in Aussicht.

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