Der Kampfmittelbeseitigungsdienst aus Stuttgart hat am Bruchsaler Bahnhof eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Die amerikanische Fliegerbombe war am Dienstagabend in der Nähe des Exiltheaters entdeckt worden . Zeitweise war der Bereich gesperrt, Anwohner wurden evakuiert. Inzwischen ist das Gebiet ist wieder freigegeben. Auch die Bahnen dürfen wieder fahren.
Die Entschärfung selbst habe nur wenige Minuten gedauert, sagten die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes den BNN auf Anfrage. Bei der amerikanischen Fliegerbombe handle es sich um einen 250 Kilogramm schweren Blindgänger.
Nach der Entschärfung zogen der Bruchsaler Polizeirevierleiter Wolfgang Ams und Mathias Peterle vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg ein Fazit des Einsatzes.
Die Evakuierung am Morgen und Vormittag sei "reibungslos" verlaufen, so eine Pressesprecherin der Stadt Bruchsal. Selbst bei "problematischen Gebäuden" wie dem Altenheim und dem Dialyse-Zentrum sei alles unproblematisch abgelaufen. Es sei keinerlei Panik aufgekommen, allerdings wären sehr viele Anrufe bei Polizei und Stadt eingegangen.
Per Lautsprecher hatte die Polizei die Bewohner im Evakuierungsgebiet am Morgen aufgefordert, die Sicherheitszone zu verlassen.
Im Vorfeld der Evakuierung hat die Stadtverwaltung ein Infoblatt ausgegeben, das die Bewohner des Gebiets rund um den Fundort der Fliegerbombe über den Ablauf der Evakuierung informierte.
Noch in der Nacht hatte die Stadtverwaltung Bruchsal einen genauen Evakuierungsplan ausgegeben:
Die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick äußerte sich gegenüber den BNN zur Lage:
Die Entschärfungsarbeiten im Bereich der Fundstelle begannen morgens um 8 Uhr. Kurz nach 11 Uhr war die Bombe entschärft.
Bahnhof gesperrt
Ab 8.15 Uhr machten die Züge der Deutschen Bahn keinen Halt mehr am Bahnhof in Bruchsal, ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Zwei Evakuierungslinien waren im Einsatz - "Sonderfahrt EB 1" und "Sonderfahrt EB 2".
Auch der Bereich zwischen Kino und Saalbachcenter war vollständig gesperrt. In diesem Bereich befindet sich auch das Dialyse-Zentrum, welches ebenfalls von den Evakuierungsmaßnahmen betroffen war. Für die Evakuierung waren mehrere Rettungswagen und die Feuerwehr im Einsatz.
Fahrtausfälle auf AVG-Linien
Auch auf einigen AVG-Stadtbahnlinien gab es Einschränkungen: Betroffen waren die Linien S31, S32 und S9, wie die AVG in einer Pressemitteilung vermeldet. Die von Mühlacker kommenden Stadtbahnen der Linie S9 endeten am Bahnhof Bretten und verkehrten für die Zeit der Vollsperrung nicht auf dem Streckenabschnitt von Bretten nach Bruchsal. Fahrgäste mussten für die Strecke von Bretten nach Bruchsal sowie in umgekehrter Richtung die Busse des Ersatzverkehrs nutzen-
Die Stadtbahnen der Linien S31/S32 endeten am Vormittag von Rastatt kommend am Karlsruher Hauptbahnhof. Dort stiegen die Passagiere dann in Busse des Schienenersatzverkehrs vom Karlsruher Hauptbahnhof in Richtung Bruchsal um.
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg (KMBD) entschärft und entsorgt Blindgänger oder vergrabene Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Team besteht aus verschiedenen Experten, angeführt von einem Leiter der Kampfmittelbeseitigung. Feuerwerker, Luftbildauswerter, Munitionsarbeiter aber auch Verwaltungsbeamte sind an den Einsätzen beteiligt. Die KMBD unterliegen den Bundesländern. Laut dem Regierungspräsidium (RP) Baden-Württemberg wurden zwischen 1946 und Ende 2017 im Land fast 25.000 Bomben entschärft.
Kein Unterricht an Albert-Schweitzer-Schule und Pestalozzi-Schule
Zur Albert-Schweitzer-Schule seien am Mittwoch nur "eine Handvoll Schüler" gekommen, sagte Eckard Baier, Konrektor der Schule, auf BNN-Anfrage. Die meisten Schüler hätten vom Unterrichtsausfall über eine "Vertretungsplan-App" erfahren, außerdem habe die "WhatsApp-Leitung" zwischen Lehrern und Eltern gut funktioniert. "Da liefen gestern Abend die Drähte heiß", so Baier. Am Morgen hatten sich einige Lehrer an der Schule eingefunden, um die wenigen Schüler, die nichts von der Evakuierung wussten, nach Hause zu fahren oder ins Sportzentrum zu bringen. Am Vormittag seien dann die Lehrer ihrerseits heimgeschickt worden.
Bombenfund keine Überraschung
Die Baufelder in dem neuen Wohngebiet Bahnstadt in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof werden seit Jahren auf Bomben untersucht, insofern kommt der Fund für Kenner nicht ganz überraschend. Bruchsal wurde am 1. März 1945 massiv bombardiert, insbesondere auch das Gebiet rund um den Bahnhof . Große Teile der Stadt wurden damals zerstört.
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