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Bruchsal bereitet sich vor

Ganze Orte werden zerschnitten - Krisensitzung wegen gesperrter Bahnübergänge

Von 60 Minuten sind die Schranken 56 Minuten dicht: Ab April herrscht Ausnahmezustand in Heidelsheim, Helmsheim und Gondelsheim. Weil die Schnellbahnstrecke Mannheim - Stuttgart voll gesperrt ist, weichen viele Fernzüge über diese Route aus - mit fatalen Folgen.

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DER BAHNÜBERGANG HEIDELSHEIM ist schon jetzt oft lange geschlossen. Zwischen April und Oktober fürchtet man Sperrzeiten von 56 Minuten innerhalb einer Stunde. Foto: Heintzen

Sie heißt Schnellfahrstrecke – sie wird aber für knapp sieben Monate zum Stillstand in der Region führen. Die Sanierung der Bahnstrecke Mannheim – Stuttgart und die damit verbundene Vollsperrung sorgen ab April zwischen Bruchsal und Gondelsheim für reichlich Probleme. Einige der Fernzüge werden dann über diese Route umgeleitet. Die Bahnübergänge Heidelsheim, Helmsheim und Gondelsheim werden zu Stoßzeiten etwa 56 Minuten pro Stunde dicht sein.

Steht die Feuerwehr dann auch  im Stau?

So langsam sickert diese Nachricht in allen Gremien, in allen Behörden und in allen Rathäusern entlang der Ausweichstrecke durch: Sanierungsarbeiten an einer Straßenbrücke in Heidelsheim wurden bereits gestoppt und ins nächste Jahr verschoben. Mittlerweile machen sich Feuerwehr und Rettungsdienste Gedanken, was diese Sperrung im Ernstfall eigentlich zu bedeuten hat.

Bahn informierte erst im Sommer

Krisensitzungen sind angesagt. „Das ist eine komplizierte Geschichte“, bilanziert Bruchsals Bürgermeister Andreas Glaser nach einer solchen Besprechung auf BNN-Anfrage. Die Gemeinden sind von der Bahn erst im Sommer vor die Tatsache gestellt worden, dass die Umleitungen wegen der Vollsperrung nicht so reibungslos laufen würden, wie vielleicht gedacht.

Mittlerweile ist klar: Wenn die Bahnübergänge Heidelsheim, Helmsheim und Gondelsheim etwa zum Feierabend nahezu komplett dicht sind, kommt es nicht nur zu Stau. Schüler kommen nicht mehr auf die andere Seite der Gleise. Die Feuerwehr könnte im Ernstfall im Stau stehen, ein Verkehrschaos scheint programmiert zu sein, insbesondere in Gondelsheim und in Heidelsheim.

Provisorische Fußgängerbrücken

„Es gibt Lösungsmöglichkeiten“, deutet Glaser immerhin an. Intensiv arbeite man mit DB Netz daran. So werde etwa darüber nachgedacht, provisorische Fußgängerbrücken an den Bahnübergängen zu errichten – auf Kosten der Bahn. Denn bleiben Bahnübergänge über Minuten dicht, besteht gerade bei Jugendlichen auch immer die Gefahr, dass diese die geschlossenen Schranken irgendwann ignorieren und die Gleise queren. „Wir können nicht riskieren, dass Jugendliche über die Schranken klettern“, betont Glaser. Auch denkt man darüber nach, einen Bahnübergang wie Helmsheim einfach komplett zu schließen und alle Autofahrer von Beginn an auf eine Umleitungsstrecke zu lotsen.

Straßensanierungen müssen verschoben werden

„Bahnübergang für Bahnübergang wird jetzt nach Lösungen gesucht“, berichtet Glaser von einem Treffen mit Bürgermeistern und der Bahn. Auch Regierungspräsidium und Landkreis müssen gegebenenfalls schon geplante Fahrbahnsanierungen verschieben. An einer Vollsperrung der Schnellfahrstrecke allerdings führe laut Glaser kein Weg vorbei. „Die Baustellenlogistik ist einfach extrem aufwendig.“ Das zweite Gleis werde beispielsweise dafür benötigt, Tonnen an Material an die Riesenbaustelle zu schicken. Die vergleichsweise kurze Sperrzeiten auf der langen Strecke nennt Glaser „sportlich“. „Jetzt geht es darum, die Symptome verträglich zu gestalten.“

Die Schnellfahrstrecke

29 Jahre alt ist die sogenannte Schnellfahrstrecke der Bahn zwischen Mannheim und Stuttgart. Vom 10. April bis 31. Oktober wird sie zur Sanierung voll gesperrt. Dann müssen viele Züge etwa über Bruchsal und Bretten umgeleitet werden. Andere Verbindungen fallen ganz aus. Fahrgäste müssen mit längeren Fahrzeiten rechnen. Täglich sind dort 66 000 Reisende in 185 Fernzügen unterwegs. Hinzu kommen 24 Güterzüge, die meist nachts fahren. ICE zwischen Mannheim und Stuttgart benötigen etwa 38 Minuten. 190 Kilometer Gleise auf zwei Spuren, 54 Weichen, 315 000 Schwellen werden erneuert, 440 000 Tonnen Schotter werden verbaut. Die Strecke verfügt über 15 Tunnel und 90 Brücken. Die Bahn investiert eigenen Angaben zufolge 183 Millionen Euro.

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DER ROLLENBERGTUNNEL bei Bruchsal ist einer von 15 Tunneln auf der Schnellfahrstrecke. Diese wird aufwendig saniert und voll gesperrt. Züge werden umgeleitet. Foto: Zäpfel

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