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Züge schaukeln sich auf

Bruchsal: Darum wackeln die Straßenbahnen auf den neuen Gleisen

„Das wackelt ja wie ein Kuhschwanz.“ Die Pendlerin schlägt ihre Zeitung zu, an Lesen ist in dieser schaukelnden S-Bahn nicht zu denken. Zwei weitere BNN-Leser melden sich in der Redaktion. Der Grund: Wenn sie mit der gelben S-Bahn zwischen Bruchsal und Karlsruhe unterwegs sind, kommt es immer wieder vor, dass sich der Wagen regelrecht aufschaukelt. Manchen wird dann schon leicht mulmig in der Magengegend.

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DIE NEUEN GLEISE – hier zwischen der Haltestelle „Gewerbliches Bildungszentrum“ und Untergrombach sorgen dafür, dass die Stadtbahnen sich aufschaukeln. Das Schienenprofil sei besonders gut für schnelle Züge wie ICE oder TGV geeignet, heißt es von der AVG. Foto: Heintzen

Gleise wurden erst saniert

Und das ausgerechnet auf der Bahnstrecke zwischen Bruchsal und Karlsruhe-Durlach, wo doch erst vor eineinhalb Jahren die Gleise saniert wurden? Damals war die Strecke über Wochen gesperrt, um die Gleise zu erneuern und einige Bahnsteige zu verlängern. Viele Pendler mussten Ersatz-Bus fahren.

„Ja, dieses Phänomen ist uns bekannt“, erklärt der Pressesprecher der Albtalverkehrsgesellschaft (AVG), Nicolas Lutterbach. Die Deutsche Bahn hat die Schienen erneuert und dabei ein europaweit gebräuchliches Profil benutzt. „Das funktioniert gut bei schnellen Zügen“, erklärt Lutterbach, „aber eben weniger gut bei anderen Bahnen“, etwa den gelben Stadtbahnen der AVG. Auch die Bahn habe bei einigen Zügen ähnliche Probleme. „Da kann es schon mal zu Schlingerverhalten kommen.“

ICE, TGV und gelbe Stadtbahnen

Auf der viel befahrenen Strecke von Bruchsal über Untergrombach, Weingarten bis nach Durlach sind nicht nur die gelben Bahnen unterwegs, sondern eben auch die Schnellzüge der DB. Dort fahren ICE, IC, es fahren Regionalzüge, Güterzüge und der französische TGV. Ein ähnliches Phänomen sei bereits vor einigen Jahren auf einer ebenfalls neu sanierten Strecke Richtung Rastatt aufgetreten, erinnert man sich bei der AVG.

„Wir stehen mit unserem Fahrzeugherstellern deswegen auch in Kontakt“, so Lutterbach. Das sind in diesem Falle hauptsächlich der Bahnhersteller Bombardier und der Maschinenbauer Hegenscheidt. Denn die Radsätze der gelben Stadtbahnen können bearbeitet werden, um das Schlingern zu verhindern. „Wir sprechen hier von einer Art Pediküre für die Stadtbahn“, erklärt Lutterbach anschaulich.

Stellt ein Triebfahrzeugführer das Schlingern an seinem Fahrzeug fest, muss die Bahn in die Werkstatt. Dann rollt sie in den Karlsruher Betriebshof West, wo die Straßenbahnräder an der Unterflurdrehmaschine ihren Feinschliff bekommen. Damit können die Räder im Millimeterbereich abgeschliffen werden, das Profil passt dann wieder zu den neuen Gleisen, das Schlingern hört auf.

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IN DER UNTERFLURDREHMASCHINE bekommen die Reifenprofile der Bahnen ihren Feinschliff. Foto: VBK

Maschine sorgt für den Feinschliff

„Zusammen mit den Herstellern probieren wir die neuen Profile aus und justieren nach, um das Fahrverhalten zu verbessern“, erklärt Lutterbach. Im Moment seien vor allem die älteren Fahrzeuge betroffen. Erst vor eineinhalb Jahren haben die Verkehrsbetriebe eine zweite Unterflurdrehmaschine angeschafft und eingebaut.

Beide sind für die Instandhaltung der Radreifen bei Schienenfahrzeugen zuständig – das können die eigenen Stadtbahnen sein, aber genauso gut auch Züge anderer Anbieter. Sie ermöglichen es, die Profile der Räder mit höchster Präzision zu bearbeiten, das wirkt dem Verschleiß entgegen und sorgt dann auch für größere Laufruhe – Schlingern und Ruckeln lassen nach.

Regelmäßig muss das Profil der Straßenbahn- und Stadtbahnräder überprüft und wieder in eine optimale Form gebracht werden. Denn durch die Reibung auf den Schienen sowie die einwirkenden Brems- und Anfahrkräfte nutzt sich der Stahl sukzessive ab und die Profile verändern sich.

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