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Verschiedene "Corona-Kirchen"

Im Raum Bruchsal wieder Gottesdienste: Stumme Protestanten - singende Katholiken

Ganz unterschiedlich streng mit den Gottesdienstbesuchern gingen díe christlichen Kirchen mit den ersten Wieder-Begegnungen in der Corona-Zeit vor. Während evangelische Gemeinden Maskenpflicht in der Kirche vorschrieben und auf Gesang beim Kurzgottesdienst verzichteten, fehlte in einer katholischen Messe eigentlich nur Weihwasser, Klingelbeutel und Friedensgruß. Bei den Abstandsregeln setzte der Pfarrer auf Eigenverantwortung der Besucher.

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In der Paul-Gerhardt-Kirche Bruchsal wurden die 40 Besucher des evangelischen Gottesdienst von Platzanweisern an die freien Bänke geführt. Trotz starker Hygienevorschriften und „Regieanweisungen“ waren die Gemeindemitlgieder froh um die kurze Feier. Für Musik sorgte die Familiencombo von Pfarrer Schowalter. Foto: Heintzen

Mit ganz unterschiedlichen "Corona-Gottesdiensten" haben im Raum Bruchsal die Christen ihre Kirchen wieder für Zusammenkünfte geöffnet. Während strengste Hygienevorschriften und Regieanweisungen die eher stillen Kurzgottesdienste der evangelischen Gemeinden prägten, gab es fast ganz normale katholische Messen mit kräftigem Halleluja der gesamten Gemeinde und Handkommunion. Die BNN schauen sich in Kirchen von Bruchsal und Bad Schönborn um.

"Bitte folgen Sie den Anweisungen unseres Regiepersonals!“ steht auf einem Schild vor der Paul-Gerhardt-Kirche in der Bruchsaler Südstadt. Diese Anweisungen sind umfangreich und streng für die am Sonntagmorgen bei Sonnenschein eintreffenden Besucher des evangelischen Gottesdienstes: Desinfektion am Eingang, Mundschutz ist Pflicht. Bänke sind gesperrt, um zwei Meter Abstand einzuhalten. Und vor allem heißt es: „Nicht mitsingen!“ Und das am Sonntag „Cantate“ - paradox.

Paul-Gerhardt-Kirche: Besucher trotz Einschränkungen dankbar

Der erste Kirchenbesuch nach langer Corona-Pause ist mit spürbaren Einschränkungen verbunden. Die 40 treuen Gemeindemitglieder des 10-Uhr-Termins sind am Ende dennoch dankbar für die halbstündige Gemeinschaft mit Maske. „Auch bei diesem Umständen ist das direkte Erlebnis nicht durch Live-Stream zu ersetzen“, meint ein Mann. Er kann mit allen Vorschriften für die sehr anderen Gottesdienste gut leben. Man werde sich auch daran gewöhnen.

Nur mit Maske darf man an die Bank geführt werden

Eine andere Besucherin findet, dass alles sei „besser wie nix“ und lobt den Einfallsreichtum von Pfarrer Achim Schowalter sowie des Ältestenkreises. Außerdem werde sie jetzt mehr zu Hause singen.

Arzt Jürgen Dick, der Hygienebeauftragte, fängt die Gottesdienstbesucher gleich ab und gibt einen Überblick. Ärztin Ursula Dörner hilft beim Desinfektionsmittel, Cordula Völker führt jeden einzelnen Gast zum Platz. Für die Auflockerung sorgt dann die Familiencombo Schowalter mit eindrücklichen Liedern und Gospels.

Bei Liedern nur "im Herzen mitsingen"

Die Texte plus nötiger Übersetzung werden an die Wand projiziert. Die Gemeinde soll „mit dem Herzen mitsingen“ - am Ende wird sie sogar mitklatschen. Pfarrer Schowalter spricht einen Impuls über den Psalm „Singt dem Herrn ein neues Lied“ . Er greift in den Fürbitten Aspekte der Pandemie auf und wird am Ende der beiden Gottesdienste um 10 und 11.30 Uhr den Konfirmanden des Jahres ein Geschenk überreichen. Denn die jungen Gemeindemitglieder wären an diesem Maisonntag aufgenommen worden.

Parallel zur morgendlichen Zusammenkunft in "Paul-Gerhard" nutzen 51 Besucher der Bruchsaler Lutherkirche die 60 möglichen Plätze beim Gottesdienst mit Walter Vehmann und Diakonin Carmen Debatin.

Nur wenige katholische Messen

Die meisten katholischen Pfarreien in Bruchsal beginnen erst am nächsten Wochenende mit Gottesdiensten. Sie beteiligten sich aber bereits an der ökumenischen Abendandacht am Samstag um 18 Uhr auf dem Babett-Ihle-Platz, wo mit Abstandsgebot ein stimmungsvoller Auftakt in den Wiederbeginn stattfand. In Büchenau oder Östringen konnten Katholiken schon eine Sonntags- oder Vorabendmesse feiern.

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Kräftiger Halleluja-Gesang in St. Vitus Langenbrücken

Auch in Bad Schönborn und Kronau. Der dortige Pfarrer Wolfgang Kesenheimer hatte seine Gemeinde im Pfarrblatt auf die besondere, aber nicht völlig andere Situation hingewiesen. Denn am Samstagabend wurde in St. Vitus Langenbrücken kräftig Halleluja gesungen. „In der Osterzeit ohne Gesang - das geht nicht! Aber wer aus Infektionsgefahr nicht mitsingt, hört nur zu“, betont Kesenheimer.

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In der katholischen Kirche St. Vitus Langenbrücken hielten sich die Einschränkungen durch den Infektionsschutz in Grenzen. Es durfte gesungen werden und die Handkommunion wurde verteilt. Pfarrer Wolfgang Kesenheimer setzte auch auf Eigenverantwortung der Gemeinde. Foto: lie

Pfarrer setzt auf Selbstverantwortung der Gemeinde

Überhaupt setzt er stark auf die Selbstverantwortung der Gemeinde und lobt sie nach der Messe dafür. Er schaute vor dem Eingangsklingeln nach dem Abstand der zahlreichen Besucher und hätte im Notfall auf andere Gottesdiensttermine in der Seelsorgeeinheit verwiesen. Es gab keine Markierungen - in Kronau war das am Sonntag anders. Erwachsene Messdiener begleiteten die gesamte Liturgie.

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Kommunionhelferin trägt Handschuhe, kaum Masken bei Besuchern

Der Pfarrer predigte anhand eines literarischen Textes von Dante über Ängste und reale Bedrohungen. Nach der Wandlung wusch er sich Kesenheimer in der Sakristei die Hände, die Kommunionhelferin trug Handschuhe. Ausgeben wurde die Hostie auf die Hand. Es fehlte in der einstündigen Messe eigentlich nur Weihwasser, Klinglbeutel und Friedensgruß. „Wenn der Abstand gehalten wird, sehe ich wenig Probleme in der Kirche, in den Geschäften gibts viel kritischere Situationen“, meine eine ältere Besucherin. Nur einige Teilnehmer in St. Vitus Langenbrücken trugen eine Maske.

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