Ein innerstädtischer Tunnel anstatt einer neuen B35-Ortsumfahrung im Norden – mit dieser Idee will sich Bruchsal gegenüber dem Bund eindeutig positionieren. Mit großer Einigkeit und folgerichtig einstimmig hat sich der Gemeinderat am Dienstagabend für eine Untertunnelung der B35 zwischen Schnabel-Henning-Straße und Wohngebiet Weiherberg ausgesprochen. Gleichzeitig fordert man den Bund auf, dass auch Heidelsheim und Helmsheim von Verkehr und Lärm entlastet werden.
Viele Varianten bereits vom Tisch
Der Bund hatte die Bruchsaler Ortsumfahrung zur Überraschung vieler 2016 weit oben in die Prioritätenliste seines Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen. „Wir stehen ganz am Anfang der Planung“, erklärte der Vertreter des Regierungspräsidiums, der leitende Baudirektor Axel Speer.
Das Bundesverkehrsministerium habe aber bereits signalisiert, dass neben der einst angedachten Ortsumfahrung über den Rotenberg theoretisch auch der Ausbau der bestehenden Trasse denkbar wäre. Ausgeschlossen wurde bereits ein halbes Dutzend anderer Varianten, beispielsweise im Süden Bruchsals oder entlang der Schnellbahnstrecke der Bahn.
Vorbild Gernsbach
CDU-Stadtrat Wolfram von Müller sah im Tunnel eine vernünftige Lösung. In Ettlingen, Gernsbach oder Annweiler könne man gute Beispiele innerstädtischer Tunnel sehen. Peter Garbe von den Grünen sieht im Tunnel die Chance, Fern- und Nahverkehr zu entflechten, besteht aber darauf, auch Helmsheim und Heidelsheim zu entlasten.
Für Alexandra Nohl (SPD) ginge mit der Tunnellösung ein großer Wunsch in Erfüllung. „Es wäre ein Glücksfall.“ Ähnlich positiv äußerten sich Roland Foos (FW), Volker Ihle (FDP) und Gabriele von Massow (AfD/UBiB). Letztere sah allerdings die Gefahr einer Überlastung der Prinz-Wilhelm-Straße.
Keine Ausweichstrecke für A5 und A8
Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick sieht gar eine „historische Dimension“ in dieser Tunnelmöglichkeit. Für sie gelte es, Bruchsal vom überörtlichen Verkehr zu entlasten, zugleich aber keine attraktive Autobahnausweich-Route zwischen A5 und A8 zu schaffen. „Es soll besser laufen, aber nicht zu gut“, machte die OB bereits am Vormittag in einem Pressegespräch klar.
20.000 Fahrzeuge täglich im Tunnel
Die Machbarkeitsstudie, die die Stadt auf eigene Kosten in Auftrag gegeben hat, sehe nun eine Lösung vor, die diesen Ansprüchen gerecht wird. Das Büro Modus Consult und Verkehrsplaner Frank Gericke hätten die technische Machbarkeit des Tunnels unter der Grabener Straße (B35) nachgewiesen, verkündeten OB und Stadtplaner Hartmut Ayrle.
So wurde bisher berichtet:Die Auffahrt aus dem Tunnel etwa am Weiherberg hätte eine Steigung von sechs Prozent. Die B35 – laut Ayrle die meistbefahrende Straße der Stadt – verschwände unter der Erde. Südstadt und Bahnstadt sowie Weiherberg und Silberhölle würden nicht mehr vom überörtlichen Verkehr durchschnitten werden. Bis zu 20.000 Fahrzeuge täglich würden laut Gericke so unter die Erde verlagert werden und könnten Bruchsal kreuzungsfrei durchqueren.
Kreisel statt Prinz-Max-Kreuzung
Oberirdisch bliebe die Grabener Straße bestehen, allerdings als innerörtliche Straße, die mit Kreiseln etwa an der Prinz-Max-Kreuzung statt den Ampeln ertüchtigt würde, wie Gericke in Aussicht stellte. Das Ganze hätte Folgen für weitere innerstädtische Straßen, etwa die Moltkestraße, die zur Fahrradstraße werden könnte.
Rotenberg-Lösung oder innerstädtischer Tunnel, zwischen diesen beiden Varianten wird der Bund als Bauträger und damit Zahler letztlich entscheiden müssen.
Bund hat 60 Millionen Euro "reserviert"
Über Kosten und Zeitplan wollte und konnte am Dienstag jedenfalls noch keiner eine seriöse Auskunft geben. 60 Millionen Euro hatte der Bund zunächst veranschlagt. Eine Realisierung könnte sich noch Jahre wenn nicht Jahrzehnte hinziehen.