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Längere Umsteigezeiten?

Verkehrsexperte kritisiert Umbaupläne des Bahnhofs Bruchsal

KVV-Fahrgastbeirat Lars Briem kritisiert den geplanten Umbau des Bruchsaler Bahnhofs. Er meint: Die Verlegung des Busbahnhofs führt zu deutlich längeren Umsteigezeiten. Es ist der Kritikpunkt, den viele an diesem Konzept haben.

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KVV-Fahrgastbeirat Lars Briem kritisiert den geplanten Umbau des Bruchsaler Bahnhofs. Foto: N/A

Lars Briem ist Pendler. Er wohnt in Hambrücken und arbeitet in Karlsruhe. An Arbeitstagen fährt er morgens mit dem Bus 125 zum Bahnhof Bruchsal und von dort mit der Bahn weiter nach Durlach und mit einer weiteren Stadtbahn Richtung Uni. Was hält er vom geplanten Großumbau des Bruchsaler Bahnhofs? Immerhin ist Briem nicht nur ÖPNV-Pendler, sondern auch KVV-Fahrgastbeirat. So etwas wie ein Klassensprecher für die KVV-Kunden. Außerdem befasst er sich beruflich mit dem Thema Verkehr, als Informatiker am KIT-Institut für Verkehrswesen.

„Die Verlegung des Busbahnhofs Richtung Saalbachcenter führt zu deutlich längeren Umsteigezeiten“, ist sich Briem sicher. Es ist der Kritikpunkt, den viele an diesem Konzept haben. Briem allerdings hat nicht nur das neue Konzept intensiv studiert, er kennt auch die Situation vor Ort aus dem Effeff. Er steigt jeden Tag von Bus auf Bahn um, weiß, wie knapp mitunter die Anschlüsse sind. „Ich sehe schon heute Leute regelmäßig rennen.“ Außerdem verlängert sich die Fahrzeit der Busse, weil sie fast alle über die neuralgische Kreuzung vor dem Bahnhof müssen.

Minutengenau getaktete Fahrpläne

Manche müssen sogar doppelt drüber: Der 125er von Waghäusel kommend muss über die Kreuzung, um zum Bahnhof zu kommen. Bei der anschließenden Fahrt Richtung Spöck muss er nochmals die Kreuzung passieren. Fahrpläne sind auf Minuten, gar Sekunden genau getaktet. Da könne eine Ampel mehr oder weniger schon zu Verwerfungen führen.

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KVV-Passagierbeirat Lars Briem Foto: Privat

Dass Kurzeitparker und Taxis auch künftig direkt vor dem Bahnhofsgebäude parken soll, hält Briem als KVV-Fahrgastbeirat für sinnvoll. Wenig Verständnis hat er allerdings für das geplante Parkhaus auf dem heutigen Busbahnhof. „Das wird mehr Verkehr anziehen. Zudem hat die Fahrbahn davor künftig drei Fahrstreifen. Das wird mehr Autoverkehr in der ohnehin schon belasteten Straße geben und nicht weniger.“ Außerdem müssten Fußgänger auf dem Weg zum Bahnhof künftig drei Fahrspuren überqueren – auch nicht eben eine Verbesserung.

Dass die Stadt mehrfach betont hat, dass die neue Fußgängerampel gut angenommen werde, ist für Briem durchaus verständlich: „Wenn ich sie als Fußgänger nicht annehme, bin ich tot“, erklärt er mit einer guten Portion Sarkasmus. Immerhin: Für die Busfahrer habe sich die Situation beim Ausfahren aus dem Busbahnhof dank der neuen Ampel verbessert.

Für Bruchsaler wird es besser,
für alle anderen schlechter.

Positiv bewertet Briem die geplanten Fahrradstellplätze unter dem Parkhaus. Auch am Rande des heutigen Victoriaparks sind laut Konzept Fahrradstellplätze geplant: „Warum auf der anderen Seite der Straße?“, fragt sich Briem. Die Zentralisierung aller Busse am Bahnhof und die Auflösung des heutigen Bustreffs Rendezvous hält Briem für einen der wenigen positiven Punkte. Sein Kritikpunkt jedoch: „Für Bruchsaler wird es besser, für alle anderen schlechter.“ Fahrgäste aus der Region, die Bruchsal als Umsteige-Bahnhof nutzen, seien nicht ausreichend berücksichtigt.

Was passiert mit den Fahrradstellplätzen?

Gemeinderäte von Hambrücken, Ubstadt-Weiher oder Waghäusel seien erst gar nicht befragt worden. „Außerdem vermisse ich in den Plänen Stellplätze für Carsharing.“ Auf der Bahnstadt-Seite des Bahnhofs sieht Briem aber noch Potenzial. Dort könnten Parkplätze entstehen, auch die Güterhallen-Nutzung ist noch offen. Das Konzept gebe zudem keinerlei Auskünfte über Fahrradstellplätze hinter dem Bahnhof. Und was ist mit Fernbussen? Haltestellen für Fernbusse seien im aktuellen Plan des Busbahnhofs noch nicht vorgesehen. Warum sie nicht hinter dem Bahnhof ansiedeln? fragt Briem. Nahverkehr vorne, Fernverkehr hinten – ein Konzept das durchaus auch andernorts funktioniere, etwa am Karlsruher Hauptbahnhof.

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