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Insekt liebt Regentonnen

Möglicher Krankheitsüberträger: Japanische Buschmücke breitet sich in der Region aus

Die Japanische Buschmücke hat sich neben anderen Mückenarten wie der Wald-, Haus- oder Rheinschnake rund um Bruchsal längst flächendeckend ausgebreitet – und droht, dort nun schon einige andere Stechmückenarten zu verdrängen.

Die Buschmücke hat weiße Ringelungen, die Beine sind am Ende dunkel.
Die Buschmücke hat weiße Ringelungen, die Beine sind am Ende dunkel. Foto: Kabs

Sie steht auf Regentonnen und verschmäht Gullys nicht. Auf der Suche nach einer Blutmahlzeit legt sie bis zu 500 Meter zurück, wie Daniel Hoffmann beim Golfclub Bruchsal festgestellt hat. Auf diese Art und Weise hat sich die Japanische Buschmücke neben anderen Mückenarten wie der Wald-, Haus- oder Rheinschnake längst flächendeckend ausgebreitet – und droht andere Stechmückenarten zu verdrängen.

Während die Tigermücke eher lokal auftritt, wie 2017 erstmals in Karlsruhe , ist die Japanische Buschmücke mittlerweile in ganz Baden-Württemberg vertreten. Das hat jedenfalls ein vierjähriges Forschungsprojekt ergeben, das Projektleiter Hoffmann nun abgeschlossen hat.

19 Stationen im bebauten Bereich, im Wald oder in landwirtschaftlich geprägten Gebiet hat der Biologe und Mitarbeiter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) dafür ausgesucht. Untersucht wurde die Stechmückenart in Bruchsal am Golfplatz, beim Campingplatz am Eichelberg, auf dem Friedhof St. Peter oder in der Kleingartenanlage Stegwiesen.

Miteinbezogen wurden Plätze in Forst, Ubstadt-Weiher, Karlsdorf-Neuthard oder an der Murg bei Raumünzach im Landkreis Rastatt.

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Japanische Buchmücke dringt gern in Wohnhäuser ein

Nachdem erstmals 2008 einzelne Japanische Buschmücken in Baden-Württemberg nahe der Schweizer Grenze gefunden wurden, wollte man mehr wissen. Zwischen 2016 und 2019 wurde mit Unterstützung des Bundesministeriums für Landwirtschaft untersucht, welche Brutstätten und Standorte sie bevorzugen, wie weit sie fliegen können und auf wen die Blut saugende Mückenart „steht“.

Eine Befragung der Bürger hat ergeben, dass Aedes japonicus – so der wissenschaftliche Name – „häufig als lästig empfunden wird“. Sie sticht dabei nicht nur im Freien, sondern dringt in die Häuser ein.

Bruchsal bietet optimale Voraussetzungen für Mückenvermehrung

Bruchsal wurde für das Forschungsprojekt ausgesucht, weil die Stadt mit dem Golfplatz, der Mülldeponie und den Schrebergärten gute Voraussetzungen hat – und Daniel Hoffmann dort zu dem Zeitpunkt gewohnt hat. Auf Larven der Japanischen Buschmücke bei Raumünzach ist ein Kabs-Kollege beim Elektrofischen gestoßen. „Sie findet entlang einer längeren Flussstrecke ähnliche natürliche Brutstätten wie in Japan“, hat Hoffmann festgestellt.

Daniel Hoffmann hat vier Jahre lang die Verbreitung der Japanischen Buschmücken untersucht. Fündig wurde er auch in Gullys.
Daniel Hoffmann hat vier Jahre lang die Verbreitung der Japanischen Buschmücken untersucht. Fündig wurde er auch in Gullys. Foto: pr

Wenig wählerisch zeigt sich die Mückenart dagegen in Bruchsal bei der Wahl ihrer Brutstätten. Regentonnen gibt sie nach Beobachtung von Hoffmann gegenüber Baumhöhlen oder Bodenvertiefungen durch Forstfahrzeuge den Vorzug.

„In Regentonnen wird das Wasser immer wieder nachgefüllt, außerdem ist es wärmer als außerorts“, so der Biologe. Eine starke Vermehrung wurde in Gullys festgestellt, in denen es noch feucht ist, während an der Oberfläche bereits alles abgetrocknet ist.

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Mehrere Hundert Buschmücken-Larven an der Murg bei Raumünzach gefunden

Zeitweise mehrere Hundert Larven wurden in Felsauswaschungen an der Murg bei Raumünzach registriert. Die kleinen Felstümpel im Uferbereich bieten aber nur nach Regen oder Hochwasser genügend Feuchtigkeit. Dort kommen die Fische auch nicht an die Larven heran.

Dass die Weibchen der Japanischen Buschmücke zur Eiablage zwischen 400 bis 500 Meter zurücklegen können, hat Daniel Hoffmann beim Golfplatz Bruchsal beobachtet. Dabei legen sie auch tagsüber längere Strecken zurück, während die Hausmücke eher in der Dämmerung aktiv ist.

Anhand von Farbmarkierungen haben die Forscher schon festgestellt, dass sich Stechmücken mit Hilfe des Winds Kilometer weit tragen lassen. Bei der Rheinschnake waren es beispielsweise bis zu 30 Kilometer, so der Biologe.

Kabs bekämpft Japanische Buschmücke in der Region nicht gezielt

Trotz der mittlerweile flächendeckenden Verbreitung wird die Japanische Buschmücke von der Kabs nicht gezielt bekämpft. Tabletten gegen Hausmücken in der Regentonne setzen auch der Japanischen Buschmücke zu.

Derzeit hat Hoffmann noch keine größeren Vorkommen entdeckt. Die Population baue sich erst langsam auf und erreiche nach dem Juni und Juli im August ihren Höhepunkt. „Im Oktober kann es einen zweiten Schub geben“, so der Kabs-Mitarbeiter.

Buschmücke kann gefährliche Krankheiten übertragen

Nach Angaben der Kabs wurde im Labor nachgewiesen, dass die Japanische Buschmücke erfolgreich die Viren des West-Nil-Fiebers oder des Dengue-Fiebers übertragen kann. Wie gefährlich die Stechmückenart bei der Krankheitsübertragung wirklich ist, das wird derzeit noch untersucht, so Hoffmann.

„Die Japanische Buschmücke hat durch ihre hohe Anpassungsfähigkeit und die lange Saisonalität eindeutige Vorteile im Konkurrenzkampf mit anderen Arten. Dadurch können sie einheimische Arten verdrängen“, heißt es von der Kabs.

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