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Bestürzung in Bruchsal

Morddrohungen gegen schwarzen Pfarrer machen Katholiken fassungslos

Die eindeutige Morddrohung auf seinem Garagentor und zwei zertrümmerte Glasflaschen vor seiner Haustür waren nur der letzte Auslöser: Patrick Asomugha kann unter diesen Umständen nicht mehr Pfarrer im kleinen pfälzischen Queidersbach bei Kaiserslautern sein. Der 56-jährige schwarze Priester ist auch in Bruchsal wohl bekannt. Dort zeigt man sich entsetzt.

Der Kontakt nach Bruchsal riss nie ab: Auch nachdem Pfarrer Patrick Asomugha nicht mehr als Urlaubsvertretung hier wirkte, blieb immer eine Verbindung. Cecilia Rathgeb (links neben ihm) ist entsetzt über die Anfeindungen.
Der Kontakt nach Bruchsal riss nie ab: Auch nachdem Pfarrer Patrick Asomugha nicht mehr als Urlaubsvertretung hier wirkte, blieb immer eine Verbindung. Cecilia Rathgeb (links neben ihm) ist entsetzt über die Anfeindungen. Foto: pr

Die eindeutige Morddrohung auf seinem Garagentor und zwei zertrümmerte Glasflaschen vor seiner Haustür waren nur der letzte Auslöser: Patrick Asomugha kann unter diesen Umständen nicht mehr Pfarrer im kleinen pfälzischen Queidersbach bei Kaiserslautern sein.

Die Bruchsalerin Cecilia Rathgeb ist fassungslos. Die langjährige Chefin der hiesigen katholischen Frauengemeinschaft kennt den schwarzen Pfarrer seit über 20 Jahren: „Er hat geweint am Telefon“, berichtet sie im Gespräch.

Thema in der New York Times

Die Vorgänge im beschaulichen Queidersbach haben mittlerweile gar die Weltpresse auf den Plan gerufen. Dass ein katholischer Pfarrer aus Nigeria in Deutschland Morddrohungen erhält, war sogar der „New York Times“ eine Nachricht wert.

Bruchsaler Katholiken sind bestürzt

In Bruchsal hat die Meldung längst die Runde gemacht, viele Katholiken sind bestürzt. Asomugha hatte hier von 1998 an über zehn Jahre lang die Urlaubsvertretung übernommen. Seine Adoptivmutter lebte bis vor wenigen Jahren dort. „Er war und ist bei uns sehr beliebt“, berichtet Rathgeb, die wie einige andere Bruchsaler bis heute einen engen Kontakt zu ihm pflegt.

„Bitte haben Sie Verständnis, ich möchte mich nicht dazu äußern“, sagt der 56-jährige Asomugha im Gespräch. Die Vorfälle nehmen ihn hörbar mit. „Ich kann unter diesen Umständen meinen Aufgaben als Pfarrer in Queidersbach nicht mehr nachkommen.“ Die Morddrohung war nur der Gipfel einer längeren Serie von Anfeindungen.

Mobbing am Telefon: keine Hostie von einem Schwarzen

„Er wird gemobbt, das hat er mir immer wieder am Telefon erzählt“, berichtet Rathgeb. „Von einem Schwarzen wollen sie keine Hostie annehmen“, habe man ihm gesagt. „Ich glaub’, ich krieg mich nicht“, wird Rathgeb beim Erzählen regelrecht wütend.

Im Spätjahr haben Unbekannte dann die Reifen seines Autos zerstochen, zwei Mal sind sie ins Pfarrhaus eingedrungen. „Es ist nach wie vor völlig offen, wer hinter den Anfeindungen steckt“, betont Markus Herr, der Sprecher seines Dienstherrn, des Bistums Speyer. Bistum und Asomugha hatten zusammen entschieden, Queidersbach zu verlassen.

Polizei will sich nicht auf rassistisches Motiv festlegen

Waren es rassistisch motivierte Taten? Polizei und Arbeitgeber wollen sich da noch nicht festlegen. Oder spielt es eine Rolle, dass der afrikanische Pfarrer mit seiner eher liberalen Art in konservativen Kirchenkreisen angeeckt war?

Nicht nur für den Bund der katholischen Jugend im Bistum Speyer deutet vieles auf echten Rassismus hin: Man sei darüber entsetzt, dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder sonstigen Eigenschaften aus Angst ihren Beruf nicht mehr ausüben könnten müssten. „Wenn das in unserem kirchlichen Kontext geschieht, schämen wir uns zutiefst.

Jede Form von psychischer und physischer Gewalt gegen Menschen verurteilen wir“, heißt es in einer Mitteilung. Besorgt äußert sich auch das Internationale Auschwitz-Komitee, das den Rückzug als bittere Niederlage empfindet. „Wir haben eine Verantwortung unseren Mitarbeitern gegenüber“, begründet der Diözesan-Sprecher Markus Herr die Versetzung. Noch ist völlig offen, wo Asomugha künftig arbeiten wird.

Adoptivmutter aus Bruchsal

„Ich habe seine Sorgen anfangs nicht so ernst genommen“, räumt die Bruchsalerin Rathgeb ein. Ein schwarzer Pfarrer – das habe damals in Bruchsal schon nicht jedem gefallen. Dennoch hatte er hier regelrechte Fans, die sich etwa nur von ihm trauen lassen wollten.

Pfarrer Patrick ist so ein angenehmer Mensch.
Cecilia Rathgeb, langjährige Chefin der katholischen Frauengemeinschaft

„Er kann wunderbar singen“, berichtet Rathgeb. Sie erinnert sich an viele schöne Ausflüge der Frauengemeinschaft mit dem Pfarrer. Hier entstand der Kontakt zu seiner späteren Adoptivmutter, einer Bruchsalerin, die ihn als Sohn annahm, als er bereits erwachsen war. Während seiner über zehnjährigen Zeit in Bruchsal hatte er in Belgien promoviert.

Der Kontakt nach Bruchsal riss auch nicht ab, als Asomugha seine eigene Pfarrgemeinde in der Pfalz bekam. „Pfarrer Patrick ist so ein angenehmer Mensch. Auch bei seinem Priesterjubiläum in Hagenbach herrschte eine große Herzlichkeit in der Gemeinschaft“, sagt Rathgeb mit bitterem Unterton.

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