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Gemeinde unter Schock

Österreicher soll Erzieherin aus Karlsdorf-Neuthard zu Missbrauch der eigenen Tochter angestiftet haben

Die Doppelgemeinde Karlsdorf-Neuthard steht unter Schock. Eine Erzieherin des katholischen Kindergartens soll die eigene Tochter sexuell missbraucht haben. Kinder der Einrichtung sollen aber nicht betroffen sein. Die Ermittlungen kamen durch die Kripo in der Steiermark in Gang, wo ein Mann mit kinderpornografischen Aufnahmen erwischt wurde.

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In den Ortenaukreis führte die Spur in einem bundesweiten Fall von Kindesmissbrauch. Federführend in den Ermittlungen ist die Kölner Polizei. Foto: Armer

In Karlsdorf ist es Dorfgespräch. Neuthard steht unter Schock, seit eine 47-jährige Erzieherin des dortigen Kindergartens im Verdacht steht, ihre zwölfjährige Tochter sexuell missbraucht zu haben . Nach Angaben der Polizei soll die Frau aus der Doppelgemeinde Karlsdorf-Neuthard Nacktbilder und -filme von der Tochter gemacht und weitergegeben haben. Dabei soll sie auch sexuelle Handlungen an dem Mädchen vorgenommen haben. Und das seit etwa einem Jahr.

Nach BNN-Informationen war die 47-Jährige bis zu ihrer Verhaftung am 8. Juni Erzieherin im katholischen Kindergarten St. Franziskus in Neuthard. Die Eltern sind vor einer Woche bereits über den Verdacht informiert worden und waren schockiert und beunruhigt.

Nach Angaben von Bürgermeister Sven Weigt, der für größtmögliche Transparenz plädiert, hat es aber keine weiteren Verdachtsmomente im Zusammenhang mit den Kindern der Einrichtung gegeben.

In einem Brief waren die Eltern des fünfgruppigen Kindergartens vor einer Woche von der katholischen Kirche informiert worden. Die Missbrauchsbeauftrage der Erzdiözese Freiburg, Angelika Musella, wurde auch eingeschaltet, so Pressesprecher Michael Hertl.

Die Mitarbeiterinnen werden nun psychologisch bei der Aufarbeitung begleitet. Auch die Elternbeiräte sollen mit ins Boot geholt werden.

Tipp kam aus der Steiermark

Die Kriminalpolizei war durch das Landeskriminalamt Steiermark auf die 47-jährige Deutsche aufmerksam geworden, nachdem bei einem 43-Jährigen aus der Obersteiermark eine Hausdurchsuchung stattfand. Er soll kinderpornografische Inhalte besessen und via Social-Media-Kanälen verschickt haben, wie die Beamten in Österreich mitteilen.

Bei der Vernehmung gestand der 43-jährige, einschlägige Bilder an eine „Userin“ im Netz verschickt zu haben. Ein kinderpornografisches Interesse soll der Mann jedoch bestritten haben. Dabei erhärtete sich der Verdacht, dass der 43-Jährige die 47 Jahre alte Deutsche zu sexuellen Handlungen an der Minderjährigen angestiftet haben soll. Davon soll er immer wieder Fotos und Videos erhalten haben.

Pornobilder während der Vernehmung

Eine Nachricht mit einem pornografischen Inhalt erhielt der 43-jährige noch während der Vernehmung. Daraufhin informierten die steirischen Kriminalbeamte ihre Kollegen in Deutschland. Beamte der Kriminalpolizei Bruchsal durchsuchten daraufhin die Wohnung in Karlsdorf-Neuthard – trafen die 47-Jährige jedoch nicht an.

Sie war zu dem Zeitpunkt zusammen mit ihrer Tochter in Berlin, wo sie auch festgenommen wurde. Ob der Aufenthalt in Berlin im Zusammenhang mit den Taten steht, wird derzeit noch untersucht.

Zwillinge sind in staatlicher Obhut

Die zwölfjährige Tochter befindet sich seitdem in staatlicher Obhut im Landkreis Karlsruhe. Nach BNN-Informationen wurde auch ihr Zwillingsbruder in Obhut genommen. Gegen den Ehemann der 47-Jährigen und Vater der Kinder liegen nach Polizeiangaben derzeit keine Beschuldigungen vor, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe mitteilte.

Viele Daten werden gesichtet

Die Sichtung der sichergestellte Datenmenge ist sehr aufwendig. Laut Polizei zeigen die Aufnahmen nur die Tochter. Es gebe derzeit keine Hinweise, dass die Bilder und Videos gegen Geld verkauft wurde. Untersucht wird aber, ob und an wen die Aufnahme noch weitergegeben wurden. Damit dürfte sich der Kreis der Verdächtigen erweitern, wie zuletzt der Missbrauchsfall in Münster gezeigt hat. Dort gibt es mittlerweile 21 Verdächtige in vier Bundesländern.

Bundesweit wird derzeit diskutiert, das Strafmaß für sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Kinderpornografie zu verschärfen. Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Karlsruhe, Tobias Wagner, umreißt das derzeitige Strafmaß mit sechs Monate bis zu zehn Jahre. „Es kommt sehr auf den Einzelfall an“, so Wagner im BNN-Gespräch.

Etwa, ob der Beschuldigte vorbestraft ist – was die 47-jährige Mutter nicht ist – oder wie schwer der Fall ist. Weil mittlerweile keine Verdunklungs- oder Wiederholungsgefahr herrscht, wurde der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt.

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