Friedhofsbesuche zu Allerheiligen sind Tradition in vielen Familien. Wer nicht nur die Gräber der Familienangehörigen oder Freunde aufsucht, kann Entdeckungen machen.
Zufällige Begegnungen mit fremden Steinen können Erinnerungen hervorrufen. Denn manche Namen auf Grabsteinen sagen einem spontan etwas. Das kann mit dem eigenen Leben zu tun haben. Oder mit der großen Geschichte. Friedhöfe in Berlin oder Paris sind deshalb Anlaufstellen für Touristen. Auf den Grabfeldern in unserer Region stößt man ebenfalls auf Ruhestätten von Menschen mit einiger Prominenz.
Grab von Karl Hubbuch in Neuenbürg
Selbst auf einem ganz kleinen Gottesacker wie dem in Kraichtal-Neuenbürg. Mit etwas mehr Abstand zu den anderen Ruhestätten ist dort der international bekannte Maler Karl Hubbuch zusammen mit seinen Eltern und seiner Frau Ellen beigesetzt.
Gelbe Hornveilchen schmücken die bescheidene Tafel für den 1979 verstorben Vertreter der Neuen Sachlichkeit, des Verismus und des Nachkriegsexpressionismus. Immer wieder werden ihm große Ausstellungen in Deutschland gewidmet. Er lehrte vor 1933 und wieder nach dem Zweiten Weltkrieg an der Kunstakademie Karlsruhe.
Viele Sommer aber verbrachte er in Neuenbürg. Wichtige Bilder oder Zeichnungen entstanden dort. Zahlreiche Kraichtaler Motive gehören zu seinem umfangreichen Werk. Ein bemerkenswerter Teil davon ist noch bis 24. November vor der Winterpause im Schloss Gochsheim zu sehen.
Josephine Benz in Gondelsheim
Ein bekannter Frauenname taucht auf dem Gondelsheimer Friedhof auf. Dort prangt auf einer Grabplatte der Name Josephine Benz. Es handelt sich um die Mutter des Autopioniers Carl Benz. Sie verbrachte bis 1870 ihren Lebensabend in jenem Ort, den die Schwiegertochter Berta bei der ersten Autofahrt überhaupt durchquerte.
Bruchsal: Mundartdichterin und ein Ingenieur
Eine bekannte Bruchsalerin ist auf ihrem Grabstein so charakterisiert: „Stets munter u rein war dein Sinn, du beliebte Heimat- und Mundartdichterin.“ Babette Ihle (1871–1943) ist an einem Hauptweg des baumreichen und hügeligen Bruchsaler Friedhofs beigesetzt. Seit 2011 ist ein zentraler Stadtplatz nach ihr benannt, dort steht auch eine Bronzefigur für die schreibende Marktfrau.
Ganz in der Nähe von Ihles Ruheplatz findet sich ein schlichter Grabstein, der am 1. November 1900 eingeweiht wurde. Damals wurde ein Wunsch der SPD erfüllt, nämlich erschossene Bruchsaler Revolutionäre des Badischen Aufstands von 1848/49 zu ehren. Betritt man den Bruchsaler Friedhof vom Eingang neben der Peterskirche, gelangt man auf einem Pfad zu drei städtischen Ehrengräbern.
Unter verschiedenen Nadelbäumen ruhen die Oberbürgermeister Franz Bläsi und Adolf Bieringer sowie der Ingenieur Albert Obermoser. Sein 1928 entwickelter Vorlegemotor war später Grundlage für die erfolgreichen Getriebemotoren der Firma SEW.
Sigel: Ein Unternehmer der Wellnessbranche in Langenbrücken
Ein früher Unternehmer in der „Wellnessbranche“ war Franz Peter Sigel. Auf dem höchsten Punkt des Friedhofs Langenbrücken weist nun eine Informationstafel auf seinen stark verwitterten Grabstein von 1841 hin. Sigel ließ das noch bestehende Kurhaus errichten und begründete die Bädertradition mit Schwefelwasser. Noch heute wird eine Klinik von der Familie Sigel geführt.
Rheingraf von Salm: Ein Held in Philippsburg
In Philippsburg wurde 1811 Rheingraf Carl August von Salm-Grumbach auf den städtischen Friedhof umgebettet. Dabei blieb jene Pyramide erhalten, die Franzosen 1800 für den Gegner und Helden des Festungskampfs errichtet hatten. Der Rheingraf und Kommandant von Salm sammelte nach der Zerstörung Philippsburgs 1799 in ganz Deutschland Geld für den Wiederaufbau.
Der örtliche Heimatverein „Club Rheingraf von Salm“ und die Stadt sorgten 2006 dafür, dass sein Grab mit einer Gedenktafel ergänzt wurde. Die schon 1811 geplante, aber damals noch nicht realisierte Inschrift würdigt ihn so: „Trefflich als Feldherr, Mensch und Freund.“