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Investoren in Sicht

Wohnpark Bad Schönborn: Jetzt wird das Heim abgewickelt

Bis zur Schließung des Wohnparks in Bad Schönborn Ende August haben 80 Prozent der Bewohner einen neuen Platz. Unzufrieden sind (inzwischen ehemalige) Bewohner und Mitarbeiter: Manche sind arbeitslos oder haben nur dank der Hartnäckigkeit der Angehörigen eine neue Bleibe. Pflegeheiminvestoren haben Interesse am Grundstück.

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„EIN PFLEGEHEIM DARF KEIN SPEKULATIONSOBJEKT SEIN“ findet Hans Hoffmann (links). Sein Bruder Kurt Hoffmann muss sich an diesem Mittwoch aus Bad Schönborn verabschieden. Er hat zwischenzeitlich eine neue Bleibe gefunden. Foto: Petra Steinmann-Plücker

Für Annette Heiler war der Mittwoch vergangene Woche ein trauriger Tag. Sie hat den Schlüssel zu ihrem Arbeitsplatz abgegeben und sich verabschiedet. Nach drei Jahren als Alltagsbegleiterin in der Betreuungsassistenz im Senioren-Wohnpark Bad Schönborn war ihr Anfang Mai zum 30. Juni gekündigt worden – weil die Einrichtung zum 31. August schließt ( die BNN berichteten ). In den wenigen Wochen einen neuen Job finden? „Das ist ein Ding der Unmöglichkeit“.

Von unserer Mitarbeiterin Petra Steinmann-Plücker

Dabei ließen sich die Stelle, die Arbeitsbedingungen und die Arbeitszeiten für die Alleinerziehende aus Waghäusel bei der Einstellung so gut an. Nun aber ist sie arbeitslos, frustriert und „wie vor den Kopf gestoßen“. „Da wurde auf die persönliche Situation kein bisschen Rücksicht genommen“, klagt sie. Es drohe „der finanzielle Absturz mit Kind“. Und: „Man hätte menschlicher kündigen können!“

Neuer Platz dank Hartnäckigkeit

Für Kurt Hoffmann ist sicher dieser Mittwoch ein trauriger Tag. Auch er muss den Senioren-Wohnpark verlassen. Dort hatte der an Multiple Sklerose Erkrankte in den vergangenen fünf Jahren Heimat, Betreuung und Pflege gefunden. Der Hartnäckigkeit seines Bruders Hans ist es zu verdanken, dass er recht schnell einen guten Platz in einer anderen Einrichtung bekommen hat. „Aber erst nachdem ich Druck gemacht und mich auf die vertraglich zugesicherten Ansprüche berufen habe“, berichtet Hans Hoffmann im Gespräch mit der Rundschau/BNN.de.

Ein Pflegeheim darf kein Spekulationsobjekt sein.
Hans Hoffmann, Angehöriger

Erst dann habe man sich von Seiten des Wohnparks wirklich bemüht, und die Unterstützung der Bad Schönborner Mitarbeiter sei super gewesen. Was nichts daran ändert, dass der 64-jährige Karlsruher nach wie vor mit der Art und Weise hadert, mit der die Hamburger MK-Kliniken als Betreiber mit den Menschen umgegangen sei. „So etwas darf einfach nicht mehr passieren; ein Pflegeheim darf kein Spekulationsobjekt sein!“ Aus dieser Intention heraus hatte er vor Kurzem auch zur Kundgebung aufgerufen, die sich dann mit dem Demozug der „Gelbe Westen Aktiv Baden-Württemberg“ traf, und denen viel Kritik entgegen gebracht wurde. Vehement weist Hans Hoffmann den Vorwurf zurück, er habe sich von Rechtsextremen instrumentalisieren lassen. „Damit habe und will ich absolut nichts zu tun haben!“

Keine Aufwandsentschädigung für Betreuerin

Gar nicht zufrieden ist gerade Almut Hecht. Als gesetzlich bestellte Betreuerin ist sie damit beschäftigt, die Verlegung ihrer Betreuten zu organisieren – ohne zusätzliche Aufwandsentschädigung. „Das alles kostet Zeit, Geld und vor allem Nerven“. Entsetzt ist sie, „wie mit Sozialfällen umgegangen wird“, dass Plätze angeboten werden, „für die das Sozialamt nicht zahlt oder solche, die einfach nicht passen“.

80 Prozent der Bewohner haben neue Plätze

Nach Auskunft der Pressestelle der MK-Kliniken hätten „die allermeisten der Bewohner einen neuen Heimplatz gefunden“ und „ein Großteil der Mitarbeiter“ eine neue Arbeitsstelle. Ob die Immobilie respektive das Grundstück bereits verkauft sind oder wie sie weiter genutzt werden, sei „uns nicht bekannt“, das sei Sache der Eigentümerin, einer Fondsgesellschaft. Nach seiner Kenntnis seien 80 Prozent der Bewohner mit neuen Plätzen versorgt, erklärte Bürgermeister Klaus Detlev Huge. Es bestehe großes Interesse von Pflegeheiminvestoren am Grundstück und am Kurort Bad Schönborn, berichtet er weiter, ohne konkreter zu werden. Was er beklagt, ist der „Unwille des Wohnpark-Trägers zur Kooperation“.

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