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Das ist Kult!

Zeuterner E-Trabi lässt an der Ampel (fast) jedes Auto stehen

Bei diesem Auto sollte man besser zweimal hinschauen. Nicht nur, dass es ein Trabi ist in einer etwas undefinierbaren Ocker-Senf-Gelb-Tönung. Nein, dieses Auto besitzt auch keinen Auspuff. Der Grund: Der original Trabi fährt elektrisch. Und das schon seit drei Jahren und seit 35.000 Kilometern. „Ich zeige den Leuten, dass es funktioniert“, sagt der Besitzer des ungewöhnlichen Gefährts.

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EIN TRABI UND EIN BENZ: Das Auto gehört Martin Benz aus Zeutern. Er lädt seinen umgebauten Trabi nur mit Strom. Der Komfort lässt zwar etwas zu wünschen übrig, dafür ist die Beschleunigung rekordverdächtig. Foto: Heintzen

Bei diesem Auto sollte man besser zweimal hinschauen. Nicht nur, dass es ein Trabi ist in einer etwas undefinierbaren Ocker-Senf-Gelb-Tönung, Profis sagen dazu Cabri-Grün. Nein, dieses Auto besitzt auch keinen Auspuff. Der Grund: Der original Trabi fährt elektrisch. Und das schon seit drei Jahren und seit 35.000 Kilometern. „Ich zeige den Leuten, dass es funktioniert“, sagt der Besitzer des ungewöhnlichen Gefährts.

Martin Benz wollte seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern

Martin Benz ist Berufsschullehrer aus Zeutern. Er will eine Lanze für die Elektromobilität brechen und hat sich mit seinem „Trabenz“, wie er ihn liebevoll nennt, auch einen kleinen Traum erfüllt.

Der Vater dreier Jungs wollte seinen ökologischen Fußabdruck zumindest beim Zweitwagen verkleinern und stieß auf die Elektromobilität. Ein neuer Stromer allerdings schien für die Familie zu teuer. Es begann die Suche nach einem alten Kultauto. In St. Leon-Rot ist Benz dann auf den mit 600 Euro relativ günstigen Trabi gestoßen.

Leichte Bauweise passt perfekt zum Stromantrieb

„Das war super praktisch“, erinnert sich Benz an den Umbau. Der Trabi ist dank seiner Bauweise extrem leicht, was bei einem E-Auto wichtig ist. Weiterer Vorteil: „Im Osten gibt es noch immer Lagerhallen voll mit Ersatzteilen“, hat Benz festgestellt. „Jedes Teil kriegt man zu super Preisen.“ Nach der Restaurierung und einer neuen Lackierung in Original Capri-Grün ging es dem 32 Jahre alten Fahrzeug an die Innereien, den Motor.

Dieser und der Tank kamen raus, dafür besorgte Benz einen klassischen Industrie-Motor mit einer Leistung von 13 kW. „Der bringt kurzfristig wesentlich mehr Leistung als der damalige Verbrenner“, berichtet Benz. Bis zu 40 kW. „Bei der Beschleunigung lass’ ich jedes Auto stehen“, ist er begeistert vom neuen Fahrgefühl im alten Trabi. „Von null auf 30 geht er richtig ab.“ Ab 60 wird der Trabi langsamer, bei 90 ist Ende der Fahnenstange, nur selten ist Familie Benz daher mit dem Wagen auf der Autobahn unterwegs.

In fünf Stunden voll geladen

Zusammen mit seinem 14-jährigen Sohn hat der gelernte Elektroniker das Gefährt vollendet. Er und seine Frau benutzen es vor allem auf Kurzstrecken. Die Reichweite von 70 Kilometern lässt auch nicht viel mehr zu, nachts wird der Trabi an der Steckdose in der Garage aufgeladen. In fünf Stunden ist er voll. Als Akku hat Benz eine 96-Volt-Lithium-Ionen-Batterie eingebaut, wie sie etwa in Schiffen benutzt wird.

Wildfremde Menschen winken

Die Aufmerksamkeit ist Benz jedenfalls sicher. „Die Leute sind oft überrascht“, berichtet er. Daumen hoch heißt es dann, wenn Benz in seinem Trabant an der Ampel hält und wildfremde Menschen ihm zuwinken. „Wir sollten E-Mobilität eine Chance geben“, findet er. Gut 10.000 Euro hat Benz insgesamt in Kauf und Umbau investiert, er weiß, dass das nicht massenkombatibel ist. „Im Winter ist es schon relativ kalt, der Fahrkomfort lässt auch zu wünschen übrig.“

Das ist es ihm allerdings wert. Eine nachgerüstete Matte, die am Zigarettenanzünder hängt, dient als Sitzheizung. Benz ist sicher, dass er mit dem ungewöhnlichen E-Auto auch eine Vorbildfunktion hat. „In meinem Bekanntenkreis fahren jetzt schon vier Leute elektrisch.“

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