Auch der interne Krisenstab des Südwestrundfunks (SWR) habe zu einer Absage des weit über die Region hinaus bekannten Musikspektakels geraten, erklärt Jung. Markenzeichen des Popfestivals in der Bäderstadt sind nicht nur die Konzerte, sondern auch das Rahmenprogramm mit Partys und Aktionen in der Stadt.
Mit Abstandsregelungen und Mundschutz könne jedoch die gewohnte Festivalatmosphäre nicht aufkommen, meinen die Macher.
So war es in 2019:Sender nennt keine Namen von Künstlern
Welche Künstler die Popfans wegen der Absage verpassen, das will Gregor Friedel nicht verraten. „Das wäre so wie wenn ich dem Hungrigen ein Würschtel vor die Nase hielte“, meint der Festival-Chef schmunzelnd. Schwerwiegender und ausschlaggebend ist ein anderer Gedanke: „Manche Künstler sind so frisch, dass sie auch für das Festival 2021 in Frage kommen.“
Sofern der Name jetzt genannt würde, „wäre der Künstler für 2021 verbrannt“ – also nicht mehr aktuell. Da für viele Künstler in der Corona-Krise „wahnsinnig viel weggebrochen ist“, sei der eine oder andere aber auch für das nächste Jahr „noch hoch spannend“ und damit nicht etwa zweite Wahl, erläutert Friedel.
Kein Mensch weiß, wie es weitergehtSWR3- Chef Thomas Jung
Die Absage des Musikspektakels erfolgte mit Blick auf die unsichere Lage in den nächsten Wochen und Monaten. „Kein Mensch, weiß, wie es weitergeht“, betont Jung. Das sei keineswegs ein Vorwurf als Vorwurf an die Politik zu verstehen.
Großveranstaltungen seien derzeit zwar nur bis zum 31. August verboten, aber ein New Pop Festival mit Einschränkungen wegen des Mindestabstands oder Besucher mit Mundschutzmasken, das entspreche nicht der gewohnten New-Pop-Atmosphäre in Baden-Baden.
Durchgespielt wurden Szenarien mit aufgemalten Kreiseln auf dem Fußboden in den Festivallocations wie dem Kurhaus, dem Theater und dem Festspielhaus schon – auch mit deutlich reduziertem Kartenkontingent. „Wir konnten es uns nicht vorstellen“, erläutern Jung und Friedel ihr Resümee.
Zudem sei eine zweite Corona-Welle nach der Reisezeit im Sommer Anfang September nicht ausgeschlossen. Bei einer kurzfristigen Absage wären aber die finanziellen und logistischen Folgen gravierender.
„Das Risiko ist zu groß“, finden die Festivalmacher, die auch die Gesundheit von Festivalbesuchern, Künstlern und dem Personal keineswegs gefährden wollen. „Wir wollen nicht, dass Baden-Baden zu einem zweiten Heinsberg oder Ischgl wird“, sagt der SWR3-Chef. Da habe für das Festival Mitte September der Stecker gezogen werden müssen.
Alternative ist im Spätsommer geplant
Popfestival-Fans können sich aber schon einmal den Termin für 2021 vormerken: 16. bis 18. September. Als Ersatz für das abgesagte Festival soll es im Spätsommer eine andere Aktion des Senders in Baden-Baden geben. Was das sein wird, wollten Friedel und Jung noch nicht verraten. Aber: Mit New Pop habe es nichts zu tun.
Corona stellt auch die Popwelle vor neue Herausforderungen
Die Corona-Krise setzt auch den Baden-Badener Radiomachern kräftig zu. „Der Erlebnischarakter der Marke SWR3 ist weg“ verweisen Jung und Friedel etwa auf abgesagte Konzerte, die der Sender präsentieren wollte. Auch Tourneen mit den SWR3-Stars mussten gecancelt werden.
Die journalistische Säule der Popwelle sei in der Corona-Zeit allerdings gestärkt worden, eine andere Säule, die Unterhaltung, habe jedoch komplett neu erfunden werden müssen, weil die Direktkontakte zum Hörer plötzlich weggefallen sind.