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Corona-Test in Baden-Baden

Betroffene berichtet: Wie fühlt sich eine Covid-19-Erkrankung an?

Für sie fühlte sich die Covid-19-Erkrankung an wie eine Grippe, nun will sie anderen die Angst vor dem Coronavirus nehmen: Eine Frau erzählt von ihrer Diagnose und dem Umgang mit der Erkrankung. Sie ging offen mit ihrer Infektion um und findet, man solle keine Panik haben.

Die Reaktionen der anderen: Für eine ehemalige Corona-Patientin ist die Panik, die um die Krankheit gemacht wird, nicht nachvollziehbar. Sie hat in ihrem Umfeld kein Geheimnis aus der Infektion gemacht.
Die Reaktionen der anderen: Für eine ehemalige Corona-Patientin ist die Panik, die um die Krankheit gemacht wird, nicht nachvollziehbar. Sie hat in ihrem Umfeld kein Geheimnis aus der Infektion gemacht. Foto: dpa

Für sie fühlte sich die Covid-19-Erkrankung an wie eine Grippe, nun will sie anderen die Angst vor dem Coronavirus nehmen: Eine Frau erzählt von ihrer Diagnose und dem Umgang mit der Erkrankung.

In der Woche um den 20. März merkte Anke Siegler (Name von der Redaktion geändert), dass sie krank wurde. Die etwa 50 Jahre alte Frau fühlte sich schlapp, hatte 39 Grad Fieber, bekam Schnupfen. Als sie feststellte, dass der Geruchs- und Geschmackssinn komplett abhanden war – sie roch zum Test an einer Zwiebel und ihrem Parfum – , kam ihr nach zwei Tagen der Verdacht einer Corona-Infektion.

Siegler meldete sich daraufhin bei der Corona-Ambulanz in Baden-Baden. „Ich kam um halb vier nachmittags dort an und war verwundert, dass ich der einzige Patient war“, erinnert sie sich.

Es war kein schlimmes Gefühl.
Corona-Infizierte

Der Test, den sie als nicht unangenehm oder schmerzhaft empfand, zeigte ein positives Ergebnis: Siegler hatte sich mit dem Covid-19 Virus infiziert. „Ich kann bis heute nicht sagen, wer mich angesteckt hat“, sagt sie. Und sie betont: „Es war kein schlimmes Gefühl.“

Familie im gleichen Haushalt steckte sich nicht an

Die Angst nahm ihr auch, dass sie sich gesund und körperlich fit fühlte. Zehn Tage dauerte es, bis sich Siegler wieder rundum gesund fühlte, die vom Gesundheitsamt verordnete Quarantäne ist für 14 Tage angesetzt. Anke Siegler informierte zunächst ihre Familie, mit der sie in dieser Zeit auch gemeinsam in einem Haushalt lebte.

„Mein Mann und meine Kinder haben sich nicht angesteckt“, sagt Siegler. Schlaf und die Pflege im Badezimmer fanden getrennt statt, auf die gemeinsamen Mahlzeiten mit ihrer Familie legte die Mutter zweier Kinder während ihrer Infektion wert. Sie kochte auch.„Ich gehöre nicht zur Risikogruppe, bei mir fühlte es sich an wie eine Grippe“, erklärt sie.

Wird Corona zum Tabu-Thema?

Was Anke Siegler nicht begreift, ist der Hehl und die Panik, die um eine Infektion mit dem Virus gemacht wird. Sie versteht die Sorge um die Risikogruppen, will jedoch den Menschen die Angst nehmen, indem sie darauf aufmerksam macht, dass nicht alle Infizierten beatmet werden müssen.

„Ich habe in meinem Umfeld kein Geheimnis daraus gemacht“, sagt sie. Der Name in der Zeitung sei – gerade wegen des Tabus – eine andere Sache. Corona werde zum Tabuthema, bedauert sie und unterstreicht: „Ich konnte ja nichts dafür und habe auch nicht fahrlässig gehandelt.“

Dass das Tabu so weit gehe, dass Menschen mit Symptomen sich nicht mehr bei den Coronambulanzen meldeten, weil sie Angst vor einem Stigma oder vor der Kommunikation über die Krankheit hätten, sieht sie als sehr problematisch.

Täglicher Anruf vom Gesundheitsamt

Siegler ist froh, dass sie die Erkrankung hinter sich hat: „Ich fühle mich freier“, sagt sie. Nicht nur wegen der Immunität, die ohnehin noch nicht bewiesen sei. Auch, weil die Erfahrung ihr Angst nehme. Eine Lehre zieht sie aus der ganzen Coronakrise: „Wir haben nicht mehr alles im Griff“, stellt sie fest . Zudem stehe man vielem zurzeit machtlos gegenüber.

In den zwei Wochen der Quarantäne wurde sie vom Gesundsheitsamt und dessen Experten und Medizinern betreut, erhielt täglich einen Anruf, bei dem sie Fragen stellen und über ihr Befinden sprechen konnte. Zwar fand ein Anschlussgespräch statt, gestestet wurde Siegler nach ihrer Genesung allerdings nicht mehr. „Das ist üblich so“, sagt sie „ich vermute das liegt an der fehlenden Kapazität“.

Kein Grund zur Panik

Siegler erinnert sich an die Zeit ihrer Schwangerschaft. „Viele erzählten von Horrorgeburten“, klagt sie, „bei mir lief alles gut und ich bin auch nicht vom Schlimmsten ausgegangen.“ Ähnlich verhalte es sich mit der Infektion: Nicht jeder habe einen schweren Verlauf.

Eine Infektion mit dem Coronavirus sei kein Grund für Stillschweigen und Panik, auch in den zehn Tage der Krankheit dachte sie positiv: „Es ist okay“, sagt sie über ihre eigene Zeit mit der Infektionskrankheit. Dennoch verliert Siegler die schweren Verläufe von Covid-19 nicht aus dem Blick.

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