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Mittelstand plant auf Sicht

Bühler Unternehmen haben auch während der Corona-Krise Arbeit

Eines eint derzeit den internationalen Großkonzern und den Einmannbetrieb wie nie zuvor: Belastbare Prognosen lassen sich in der Zeit der Corona-Krise nicht erstellen. Auch die starken Bühler Mittelständler, ein elementarer Teil des Wirtschaftsstandorts, können verlässlich nur den Ist-Zustand beschreiben.

Die Bada AG fertigt seit 1998 technische Thermoplaste und thermoplastische Elastomere. Als „noch zufriedenstellend“ bezeichnet Geschäftsführer Andreas Schettler die Lage des Unternehmens.
Die Bada AG fertigt seit 1998 technische Thermoplaste und thermoplastische Elastomere. Als „noch zufriedenstellend“ bezeichnet Geschäftsführer Andreas Schettler die Lage des Unternehmens. Foto: Margull

„Noch zufriedenstellend“, skizziert Andreas Schettler die Lage bei der Bada AG. Allerdings, so schränkt der Geschäftsführer des Unternehmens ein, die Auslastung könne besser sein. Bada fertigt seit 1998 hochwertige technische Thermoplaste und thermoplastische Elastomere für Branchen von Automobil über Bau, Elektronik, Freizeit, Haushaltswaren bis Medizintechnik und Sport.

„Zum Glück“, so Schettler, sei das Unternehmen so breit aufgestellt. Denn während bei den Autoherstellern die Bänder still stehen, gebe es in anderen Branchen Aufträge. Prognosen seien jedoch schwierig.

50 Prozent der Bada-Belegschaft im Homeoffice

„Wir denken von Woche zu Woche.“ China könne als Referenzmodell dienen, da dieses für die europäische Wirtschaft so wichtige Land in der Corona-Krise vier bis sechs Wochen voraus sei. So könne man die Hoffnung haben, dass sich Ende April etwas nach vorn bewege. Etwa 50 Prozent der Belegschaft mit rund 100 Leuten ist bei Bada im Homeoffice. „Damit haben wir zwei Teams und bleiben handlungsfähig.“

Seit drei Wochen gibt es einen Krisenstab. Das Unternehmen hat eine Niederlassung in Spanien. Der dortige Markt sei „sehr autolastig“, die Produktion laufe deshalb auf relativ niedrigem Niveau. Es sei „in der Tiefe eine neue Dimension“ und mit der Finanzkrise 2009 nicht vergleichbar, so Schettler, der das vor allem an der sehr stark gewachsenen Globalisierung festmacht.

GMT: Genug Arbeit für alle Abteilungen

Bei der Gummi-Metall-Technik GmbH (GMT), einem international führenden Hersteller von Komponenten der Schwingungstechnologie, fällt die Bestandsaufnahme weitestgehend gut aus: „Da die Kunden ihre Ware benötigen, haben wir zurzeit gut gefüllte Auftragsbücher und entsprechend genug Arbeit für alle Abteilungen. Im Schienenfahrzeugbau ist kaum eine Verringerung der Kundenaktivität zu spüren, im Nutzfahrzeugbau oder bei Baumaschinen dagegen schon“, konstatiert Alexandra Engstler von der Geschäftsleitung. Eine realistische Planung könne aktuell nur „auf Sicht“ geschehen.

„Wir beobachten daher die Situation und ihre Entwicklung sehr genau, um notfalls zeitnah in der Lage zu sein, Entscheidungen treffen zu können.“ GMT hat Niederlassungen auf mehreren Kontinenten, die Werke in Malaysia und Indien seien wegen der dortigen Vorschriften geschlossen. An den Standorten in Irland und den USA wurde Ende März noch gearbeitet. Personell seien derzeit in Bühl keine besonderen Maßnahmen geplant. „Derzeit deutet nichts auf die Notwendigkeit des Abbaus von Arbeitszeitkonten oder gar Kurzarbeit hin“, so Alexandra Engstler.

Wir haben noch Glück.

Auch bei der Bauunternehmung Eisenbiegler fällt die Bestandsaufnahme aktuell positiv aus. „Wir haben noch Glück“, beschreibt Geschäftsführer Marc Trautmann die Lage. Aufträge sind vorhanden, „die Zulieferer stehen alle noch Gewehr bei Fuß“. Wegen der Materiallage mache man sich weniger Sorgen, so Trautmann. Gleichwohl zeichneten sich zwei kritische Bereiche ab. Der eine findet sich in den Biegebetrieben, die den Armierungsstahl bearbeiten. Dort sind sehr viele Osteuropäer beschäftigt – das heißt, es könnte zur Personalknappheit kommen. Ebenso findet sich diese Struktur bei den Verlege-Firmen, die den Stahl einbauen. „Wir denken von Tag zu Tag“, so Trautmann, der vor allem hofft, dass keiner seiner Mitarbeiter ausfällt.

Uhu-Werk ist voll funktionsfähig

Beim Uhu-Werk (Bolton Adhesives) sind die Betriebsstätten voll funktionsfähig. „Verwaltungs- und Managementaufgaben werden, dank verfügbarer Smart-Working-Optionen, zum Großteil vom Homeoffice aus fortgesetzt“, heißt es beim traditionsreichen Klebstoff-Hersteller. Uhu verfüge aktuell über ausreichende Lagerbestände und habe keine Schwierigkeiten, Materialien von Vorlieferanten zu beziehen. Die Logistikkette sei gewährleistet, auch wenn Transporte aus dem Ausland momentan etwas länger dauerten.„Wir beobachten einen Rückgang der Nachfrage in Südeuropa, der aber zum größten Teil durch andere Länder kompensiert wird.“ Auch bei Uhu gibt es einen Krisenstab, der sich täglich trifft.

Das Unternehmen habe von Anfang an Maßnahmen zum Mitarbeiter-Schutz getroffen. Für Bada-Chef Schettler ist klar, je länger die Krise dauere, desto schwieriger werde es hinterher. Doch zwei Momente wecken bei ihm die Hoffnung: Nach der Finanzkrise 2009 sei es in der Wirtschaft steil nach oben gegangen. Dazu rücke die Gesellschaft momentan enger zusammen, das sei positiv.
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