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Ab April in Unzhurst

Der Dorfbott kommt zurück

Der Dorfbott kommt zurück nach Unzhurst. Rolf Meier und Marcus Winter haben die Initiative ergriffen. Ein Arbeitskreis hat ein Konzept erstellt, und nun fiebern die Organisatoren dem Auftakt am Freitag, 5. April, entgegen.

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Ein Arbeitskreis hat die Rückkehr des Dorfbotts vorbereitet: (vorne von links) Angela Metzinger, Rolf Meier, Walter Zuber, (hinten) Marcus Winter, Jürgen Pfetzer und Margrit Neuburger (es fehlt Helmut Strack) Foto: Lienhard

Der Dorfbott kommt! Die Kraft dieses Ausrufs soll künftig auch in Unzhurst seine Wirkung entfalten. Erstmals wird der Dorfbott am Freitag, 5. April, um 18 Uhr zur Verkündschelle greifen, und die Organisatoren hoffen auf reichlich Zuspruch.

Ein stärkeres Miteinander

In digitalen Zeiten, in denen Datenautobahnen oft die vorrangigen oder gar einzigen Kommunikationswege bilden, wollten Rolf Meier und Marcus Winter einen Kontrapunkt setzen. Die beiden umtriebigen Unzhurster wollen an die Tradition des Dorfbotts anknüpfen und damit das Dorf attraktiver machen. „Das Miteinander soll stärker gelebt werden“, wünscht sich Meier. Informationen ließen sich heute einfach beschaffen, viel zu oft sei der Preis dafür aber der Verlust an persönlicher Begegnung.  Der Dorfbott schien den Unzhurstern ein Mittel, um gegenzusteuern: „Als der Dorfbott noch unterwegs war, erfuhren die Leute nicht nur Neues aus dem Dorf, sie ‚babbelten‘ auch miteinander.“  Meier und Winter informierten sich in Eisental, wo der Dorfbott bereits seit zwei Jahren regelmäßig so erfolgreich unterwegs ist, dass seine Vorbildfunktion weit ins Land strahlt. „Kopieren wollen wir das aber nicht“, sagt Meier.

Standort bei der Festhalle

Als Meier und Winter Bürgermeister Jürgen Pfetzer ihre Idee unterbreiteten, sagte der sofort die Unterstützung durch die Gemeinde zu: „Wir füttern den Dorfbott mit Nachrichten und geben Anlaufhilfe“, sagt Pfetzer. Ein Arbeitskreis wurde gebildet, dem neben Meier, Winter und Pfetzer auch Angela Metzinger, Margrit Neuburger, Helmut Strack und Walter Zuber angehören; Rolf Meier wird der „Chef“-Dorfbott, bei Bedarf vertreten  ihn Marcus Winter oder Helmut Strack. Sie diskutierten verschiedene Punkte, besonders intensiv über den Platz, an dem Dorfbott in Aktion treten soll. Das historische Vorbild – am Unzhurster Rathaus – schied aus: Direkt an der Durchgangsstraße würde der Verkehr stören, und auch den Kirchgang wollte man nicht stören. Aufgrund der Entfernungen werde auch auf einen Rundgang durch die vier Ortsteile verzichtet und eine zentrale Stelle gewählt, wobei bei entsprechendem Erfolg und  Wünschen dies auch anders gehandhabt werden könnte, hieß es. Nun tritt der Unzhurster Dorfbott am Parkplatz bei der Turn- und Festhalle auf, die für Jürgen Pfetzer Vorteile bietet:  „Bei Regen können wir in die Halle ausweichen, und Toiletten sind auch vorhanden.“ Zum festen Termin wurde der jeweils erste Freitag eines Monats bestimmt, wobei in den Wintermonaten auch ausgesetzt werden könnte.

"Neugier ist groß"

Bei einem Informationsabend stellten die Organisatoren ihre Vorstellungen vor und ließen danach Anregungen in ihr Konzept einfließen.  Jetzt fiebern sie der Premiere entgegen und hoffen auf guten Zuspruch. Die bisherigen Reaktionen seien jedenfalls sehr positiv.  „Die Neugier ist groß“, hat Angela Metzinger festgestellt. Wichtig sei, dass die Vereine mitziehen; beim VfB Unzhurst seien in der jüngsten Vorstandssitzung sofort Ideen für den Dorfbott entwickelt worden. Walter Zuber wiederum lenkt den Blick auf die Neubürger, die integriert werden könnten, und Marcus Winter möchte alle Teile des Dorfs zusammenbringen.

Zum Auftakt ein "kleines Event"

„Natürlich ist das zunächst ein Experiment“, macht Bürgermeister Pfetzer deutlich. „Wir sind dabei auf das Feedback der Besucher angewiesen, die uns sagen, was gut ist und was nicht.“ Aus der Auftaktveranstaltung soll ein „kleines Event“ werden mit Freibier von der Gemeinde und von der Metzgerei Zuber gestifteten Würsten, der Musikverein wird aufspielen. Rolf Meier hat schon einiges auf dem Zettel, was er verkünden möchte. Neben dem Ortsgeschehen werde es auch Auszüge aus dem Hundertjährigen Kalender geben. Nachrichten an den Dorfbott können am Rathausbriefkasten eingeworfen oder per E-Mail an dorfbott-unzhurst@web.de geschickt werden; ein spezielles Formular liegt zudem im Rathaus aus.  Der Erfolg, da sind sich die Mitglieder des Arbeitskreises einig, wird sich weniger am Auftakt als an den weiteren Terminen entscheiden: „Geschafft haben wir es, wenn es ein Selbstläufer geworden ist und die Leute fragen, wann der Dorfbott wieder kommt“.  Die Voraussetzungen sind jedenfalls geschaffen.

Mit dem Dorfbott kehrt eine Institution nach Unzhurst zurück. Wann er erstmals unterwegs war, ist unklar. Sicher ist aber, dass er sonntags nach dem Amt auf dem Botenstein beim Rathaus seine Neuigkeiten verkündete oder dringende Nachrichten in den Straßen „ausschellte“.  Als Anfang der 1960er Jahre das Mitteilungsblatt der Gemeinde eingeführt wurde, war Schluss damit. In der Dorfchronik berichtet der frühere Bürgermeister Franz Karl Maurath, dass unter anderem die immer größere Zahl privater und amtlicher Bekanntmachungen im Verbund  mit dem zunehmenden Verkehrslärm  das Aus für den Dorfbott  gebracht hätten. Ende Februar 1962 stand er deshalb letztmals am Botenstein, unaufschiebbare Bekanntgaben wurden aber noch etliche Jahre unter der Woche „ausgeschellt“. Maurath berichtet auch von kuriosen Dingen aus jenen Jahren vor 1936, als Unzhurst (mit Breithurst), Oberwasser und Zell jeweils eigenständige Gemeinden waren.  Jede Gemeinde hatte ihren eigenen Dorfbott, der nach dem Amt aktiv wurde. Allerdings waren die Dörfer eine kirchliche Einheit, und so stand der Unzhurster Dorfbott am Botenstein und sein Oberwasserer Kollege 20 Meter weiter auf der Kirchentreppe. Ob’s dem Zeller Bott da zu eng wurde? Er verkündete seine Nachrichten jedenfalls vor dem Zeller Rathaus.

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