Die Metro-Pressestelle reagierte auch auf zweifache Anfrage nur per Mail. Zu den Standorten in Mittelbaden wollte man sich nicht äußern. „Die Metro AG hat mit dem Bieterkonsortium aus The SCP Group S.à r.l. und der x+bricks AG eine kommerzielle Einigung hinsichtlich der Veräußerung von Real erzielt“, heißt es in der kurzen Mail eines Metro-Konzernsprechers, der ausdrücklich nicht mit Namen genannt werden möchte.
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns nicht zu einzelnen Standorten äußern könnenMetro Konzersprecher
Was mit den Märkten in Mittelbaden passiert, ist ungeklärt. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns nicht zu einzelnen Standorten äußern können“, lautete die Auskunft auch auf Nachbohren der Redaktion.
„Einzelne offene Punkte sind noch in Verhandlung“, erklärte der Metro-Sprecher weiterhin. Er verwies auf eine Pressemitteilung des Konzerns: „Das vereinbarte Konzept sieht eine Veräußerung von Real als Ganzes ohne Rückbeteiligung der Metro zu einem Unternehmenswert von etwa einer Milliarde Euro vor.“
Real-Verkauf rückt in greifbare Nähe
Investor kommt aus Russland
Die Süddeutsche Zeitung hat berichtet, dass in Deutschland in dieser Dimension noch nie Standortpakete für Großflächen auf einen Schlag verkauft worden sind. Die SZ hat weiter recherchiert, dass nach Angaben des Gesamtbetriebsrats 10.000 der insgesamt etwa 34.000 Real-Mitarbeiter mittelfristig mit einer Kündigung rechnen müssen. Nach Angaben der Münchner Tageszeitung finanziert die SCP Group den Kauf größtenteils mit dem Geld des russischen Mischkonzerns AFK Sistema des Oligarchen Wladimir Jewtuschenkow.
Die Auswirkungen dieses Mega-Deals für die Märkte in Sinzheim und Bühl müssen sich noch zeigen. Nach Auskunft des Metro-Sprechers sind im Bühler Stadtteil Vimbuch aktuell 97 Mitarbeiter beschäftigt, in Sinzheim sind es 146, in Rastatt sind es 157.
Sinzheim gilt als sehr guter Standort
Metro versucht bereits seit September 2018, die angeschlagene Supermarktkette Real mit ihren bundesweit 276 Märkten loszuwerden. Rund 30 sind von Schließung bedroht. Der Markt in Sinzheim nimmt dabei eine Sonderstellung ein. Er gilt nämlich konzernintern als besonder guter Standort. Dies betonte Markus Jablonski, Pressesprecher der Real GmbH in Düsseldorf, am 8. April 2019 im Interview mit dieser Zeitung.
Wir sind traurig über diese Entwicklung.Markus Jablonski, Pressesprecher Real GmbH
Unabhängig vom Verkauf der Handelskette wird Real diesen wertvollen Standort aber in jedem Fall mittelfristig verlieren. „Wir wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass nach Ablauf unseres bis 31. März 2023 in Sinzheim laufenden Mietvertrags ein Nachmieter in das Mietverhältnis eintreten wird“, berichtete Jablonski bereits vor knapp einem Jahr. „Wir sind traurig über diese Entwicklung. Wir hätten den Vertrag mit dem Eigentümer gerne verlängert.“ Der sieht aber offensichtlich in der Zusammenarbeit mit einem neuen Betreiber bessere Perspektiven.
Hoffnung auf Übernahme der Mitarbeiter
Bald nach Sinzheim (nämlich zum 31. Dezember 2024) wird Real übrigens auch den Markt im nordbadischen Brühl aufgeben müssen, der denselben Eigentümern gehört. Jablonski hoffte 2019 im Interview, dass der neue Betreiber die 155 Mitarbeiter am Standort Sinzheim übernimmt und damit „seiner sozialen Verantwortung gerecht wird.“ Dass Märkte den Betreiber wechseln, sei in der Branche nicht ungewöhnlich. Real selbst habe in der Vergangenheit wiederholt von Mitbewerbern Standorte übernommen und komplett mit allen Beschäftigten wiedereröffnet.