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Experimente erwünscht

USM gibt Standortgarantie für Bühl

Der Schweizer Büromöbelhersteller USM gibt eine Standortgarantie für seine deutsche Zentrale in Bühl. Nach der Verlegung der Möbelmontage nach Leipzig und dem Abbau von mehreren Dutzend Arbeitsplätzen in Mittelbaden 2018 war es zu erheblichen Irritationen gekommen. Die deutsche Geschäftsführung blickt jetzt mit Optimismus in eine Zukunft, in der Bühl weiterhin eine entscheidende Rolle spielen soll.

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Die ehemalige Montagehalle im denkmalgeschützten Gebäude nach Plänen von Fritz Haller erhält eine neue Aufgabe. USM will sie für eigene Zwecke nutzen und nicht vermieten. Foto: Ulrich Coenen

Bühl als Genius loci

Es ist ein klares Standortbekenntnis, fast schon ein wenig lyrisch. „Wir sind da“, sagt Bernd Wagner, Geschäftsführer von USM in Deutschland. „Bühl ist unser Genius loci und unsere Kraftquelle.“ Damit meint der gelernte Designer nicht nur das vom Architekten und Möbeldesigner Fritz Haller entworfene Firmengebäude in der Siemensstraße, er bezieht sich ausdrücklich auf die gesamte Stadt.

Unmut nach Stellenabbau

Als die deutsche Tochter des renommierten Schweizer Büromöbelherstellers Anfang 2017 ankündigte, ihre Möbelmontage von Bühl nach Leipzig zu verlegen, gab es viel Unmut . Die traditionell gute Beziehung zwischen der Stadt und USM schien nachhaltig gestört. Gleichzeitig wurde befürchtet, dass USM auch seine Verwaltung mittelfristig aus Bühl abzieht. Bis Mitte 2018 verloren mehrere Dutzend, zum Teil seit Jahrzehnten beschäftigte Monteure ihren Jobs bei USM in Bühl. Das kleine aber feine Familienunternehmen mit Sitz in Münsingen, das weltweit rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, erschien plötzlich wie ein böser Global Player.

Mehr Mitarbeiter als vor der Krise

Das ist ein Bild, das Bernd Wagner überhaupt nicht gefällt. Mittlerweile arbeiten bei USM in Deutschland mehr Menschen als vor der Krise. 51 sind es in Verwaltung, Marketing, Planung, IT, Personalabteilung und Vertrieb in der deutschen USM-Zentrale in Bühl, weitere 52 im Außendienst und in den Showrooms an verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik. 97 Mitarbeiter sind inzwischen in Leipzig tätig, wo nicht mehr (wie früher in Bühl) nur Möbel für den deutschen Markt, sondern für ganz Europa montiert werden. Produziert wird nach wie vor ausschließlich in Münsingen. „Die Entscheidung, die Möbelmontage für Europa nach Leipzig zu verlagern, war wegen der zentralen Lage und der guten Verkehrsanbindung richtig und hat sich bewährt“, sagt Wagner.

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Das USM-Gebäude in Bühl ist eine Ikone der modernen Nachkriegsarchitktur und wurde im Stahlbausystem Maxi von Fritz Haller erbaut. Foto: Ulrich Coenen

Neue Ideen

Der Standort Bühl soll dadurch keine weitere Schwächung erfahren, im Gegenteil. 2 900 Quadratmeter Hallenfläche unmittelbar anschließend an die 600 Quadratmeter Bürofläche stehen seit dem Umzug der Montage nach Leipzig im vergangenen Jahr für neue Ideen zur Verfügung. Wurde anfangs über eine Vermietung des früheren Montagebereichs nachgedacht, ist das inzwischen kein Thema mehr. Aktuell entsteht dort eine Kombination aus Mega-Showroom, Schulungs- und Veranstaltungszentrum und experimenteller Spielwiese für USM Haller-Möbel. „Meinungen und Kooperationen zur Entwicklung des Standortes sind jederzeit willkommen“, erklärt Wagner. „Beispiele sind die Beteiligung am Bühler Jazzfestival, die Betriebsversammlung von Bosch mit mehr als 1000 Teilnehmern, die Zusammenarbeit mit dem KIT in Karlsruhe und USM-affinen regionalen Architekten.“

Klassiker von Fritz Haller

Der Klassiker, den Fritz Haller im Auftrag des Schweizer Unternehmers Paul Schärer nach dem Vorbild seines Stahlbausystems Maxi in den 1960er Jahren entworfen hat, erfreut sich bei Kunden ungebrochener Beliebtheit. „Wir wissen, dass wir uns auf den Zeitgeist einstellen müssen, ohne grundsätzlich etwas am System zu ändern“, sagt Wagner.

Strom fließt durch Stahlrohre

Karlheinz Eberle, Betriebsleiter bei USM in Bühl, weist stolz auf eine Innovation beim USM-Möbelbausystem hin, das seit mehr als einem halben Jahrhundert aus einem Rahmen aus Stahlrohren und eingespannten rechteckigen Blechen in unterschiedlichen Farben besteht (in der Schweiz nennt man das Tablar).

Zusammengehalten werden Rohre und Tablare durch die kugelförmigen Knoten. Durch Rohre und Knoten schickt USM jetzt Schwachstrom. Kabel sind nicht nötig. Mit dieser Innovation kann man nicht nur LED-Leuchten betreiben, sondern zukünftig auch Daten transportieren. Die Neuentwicklung heißt USM Haller E. Selbstverständlich lassen sich USB-Stecker installieren. „Wir wollen das Möbelbausystem nicht verwalten, sondern gestalten“, stellt Wagner fest.

Vom Home Office zum Airport

Was man mit dem USM-Möbelbausystem Haller und dem ebenfalls von Fritz Haller entworfenen Tisch alles machen und vor allem bauen kann, soll auf der riesigen Experimentierfläche in der ehemaligen Montagehalle getestet und auch ausgestellt werden. Dabei spielen Themen wie Home Office, Homework oder die Gestaltung von Airport-Systemen, Hotellerie-Bereichen, Apotheken, Ausstellungskonzepte für die USM Showrooms und bei mehr als 200 deutschen Vertriebspartnern eine immer größere Rolle. „Es wird definitiv kein Museum“, erklärt Wagner. Er plant eine große, sich ständig verändernde, zukunftsorientierte Ausstellung, die auf die sich immer schneller veränderte Arbeits- und Lebenswelten kreative Antworten darstellt.

Für jeden Gast offen

USM Bühl steht für jeden Interessenten offen. „Die Leute sollen von der Autobahn abbiegen, um bei uns reinzuschauen“, meint Wagner.

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