Der Blick von Ralf Kaufmann ist kritisch. Doch die Wohnungstür hält der gründlichen Prüfung des Polizeioberkommissars stand. Kaufmann ist Fachberater für Einbruchschutz im Polizeipräsidium Offenburg. Er schaut sich auf Wunsch jedes Bürgers dessen Wohnung oder Haus an und gibt Tipps zur besseren Einbruchsicherung. Kostenlos!
Rund 550 Einsätze dieser Art hatten Kaufmann und sein Kollege in Mittelbaden im Jahr 2018. Der Wunsch nach Beratung ist angesichts der ungeklärten Einbruchserie im Bühler Stadtteil Kappelwindeck aktuell besonders groß.
Beruhigend: Die Tür ist stabil
So ging es auch dem BNN-Redakteur, als er Kaufmann angerufen und um einen Termin gebeten hat. Der 57-jährige Polizeibeamte kennt sich aus. Einbruchschutz ist seit zehn Jahren sein Thema. „Eine Wohnung und dazu noch im Obergeschoss ist grundsätzlich weniger gefährdet als ein Einfamilienhaus“, beruhigt er den Journalisten.
Zuerst schaut er sich die Wohnungstür an. Obwohl das Mehrfamilienhaus bereits 25 Jahre alt ist, ist Kaufmann zufrieden. „Das Türblatt ist sehr massiv“, stellt er erfreut fest, während er die Tür langsam hin und her bewegt. Auch das durchgehende Winkelschutzblech mit Mehrfachverriegelung und die stabilen Bänder gefallen ihm. „Es wird schwierig, durch diese Tür einzubrechen“, konstatiert er.
Dann entdeckt der Polizeibeamte doch eine Schwachstelle. Der Schließzylinder steht einige Millimeter zu weit vor. Einbrecher könnten ihn abdrehen oder aufbohren.
Einbrecher kommen über den Balkon
Der Balkon im ersten Obergeschoss macht dem Oberkommissar aber mehr Sorgen. „An dem Regenfallrohr direkt neben der Brüstung kann ein Einbrecher hochklettern“, sagt er. Ist der erst einmal oben, kann er sich in aller Ruhe an den Fenstern zu schaffen machen. Die findet Kaufmann weniger gut. „Den Schließmechanismus mit der Rollbolzentechnik hebelt ein Einbrecher in einer Minute mit dem Schraubenzieher auf“, erklärt er dem besorgten Zeitungsmann.
Er empfiehlt eine Nachrüstung mit Pilzköpfen. „Die verkanten sich im Schließteil“, berichtet Kaufmann. „Pilzköpfe lassen sich nur sehr schwer aufhebeln, und es macht sehr viel Krach.“ Lärm mögen Einbrecher bei ihrer Arbeit aber gar nicht.
Tiefgarage nicht optimal gesichert
Zuletzt wirft der Polizeibeamte einen Blick in die große Tiefgarage. Die Oberlichter, durch die jeder einsteigen kann, behagen ihm nicht. „Es ist grundsätzlich leicht für Einbrecher, in ein Mehrfamilienhaus zu gelangen“, meint er. „Oft reicht es irgendwo zu klingeln und sich als Postbote auszugeben. Deshalb ist Sicherung der Wohnungstür so wichtig.“
Einbrüche haben in dunkler Jahreszeit Saison
Einfamilienhäuser sind bei Einbrechern besonders beliebt. Deshalb schaut sich Oberkommissar Kaufmann direkt im Anschluss ein solches Gebäude an. „Die Täter kommen meist zwischen 17 und 22 Uhr, vor allem in der dunklen Jahreszeit von Oktober bis März“, erzählt er auf dem Weg zum neuen Ziel. „Im Sommer, wenn mehr Menschen draußen unterwegs sind und die soziale Kontrolle groß ist, gibt es wesentlich weniger Einbrüche.“
Kellerlichtschaft als Einladung für Langfinger
Die Hausherrin erwartet den Polizeibeamten bereits gespannt. Der wirft zum zweiten Mal an diesem Morgen gleich einen Blick auf die Haustür und ist auch hier zufrieden. Dann dreht Kaufmann eine Runde ums Haus.
Das massive Gitter am Garagenfenster gefällt ihm, auf der Terrasse werden seine Sorgenfalten größer. Tür und Fenster haben dieselben Mängel wie in der Wohnung des Redakteurs, sollten also nachgerüstet werden. Auch der Kellerlichtschacht ist nicht ausreichend gesichert. Der Polizeibeamte empfiehlt hier eine Abhebesicherung für das Gitter.
Nicht am falschen Ende sparen
Im größeren Maßstab wiederholen sich die Hinweise, die Kaufmann bereits in der kleinen Wohnung gegeben hat. Auch auf dem Balkon sind Tür und Fenster kein wirkliches Hindernis für Einbrecher. Zusätzlich zu den Pilzköpfen empfiehlt der Oberkommissar abschließbare Tür- und Fenstergriffe. „Nicht am falschen Ende sparen“, warnt er. „Die Griffe sollten ein Drehmoment von mindestens 100 Newtonmeter haben.“ Daran scheitern dann die meisten Täter.
Die besorgte Frage der beiden Beratungskunden lautet natürlich am Ende: „Was kostet die Aufrüstung?“ Im Einfamilienhaus rechnet Kaufmann mit rund 2.000 Euro, in der Wohnung sind es 700. Wer die von der Polizei empfohlene normgerechte Nachrüstung (DIN 18104) einhält, dem winken Zuschüsse von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Ein Tipp kostet fast nichts. Kaufmann warnt vor unbeleuchteten Häusern, die Straftätern die Abwesenheit der Bewohner signalisieren. „Schließen Sie einfach eine Zeitschaltuhr an eine Stehlampe an“, empfiehlt er. Die Hausherrin nickt: „Das mache ich schon länger.“
Wer Beratung durch Polizeioberkommissar Ralf Kaufmann wünscht, kann sich beim Referat Prävention des Polizeipräsidiums Offenburg melden: Telefon (07 81) 21 45 15 , E-Mail: offenburg.pp.praevention@polizei.bwl.de .