Endlich zuhause: Mit Kuchen und Willkommensplakaten wurde Hannah Weber aus Malsch am Wochenende von ihrer Familie begrüßt. Die 19-Jährige war wegen des Coronavirus auf den Philippinen gestrandet . Tagelang hatte sie darum gebangt, einen Platz in einem der Rückhol-Flieger zu bekommen.
Nach dem Abitur war Hannah Weber mit ihrer Freundin Celine Virnich aus Malsch nach Südostasien aufgebrochen: Mit dem Rucksack tourten sie durch Thailand, Malaysia und Singapur.
Nach den Philippinen sollte Vietnam der letzte Stopp sein. Bis dahin kamen sie Mitte März jedoch nicht mehr. Das Coronavirus hatte inzwischen auch den Reiseverkehr in Asien fest im Griff. Flüge fielen aus, einige Länder verhängten Einreisestopps.
Mehrere Inseln wurden wegen des Coronavirus dicht gemacht
Weil sie für Vietnam jetzt ein Visum brauchten, das sie in der kurzen Zeit nicht auftreiben konnten, änderten Celine und Hannah kurzfristig ihre Pläne. Sie buchten einen Flug nach Bali mit Umstieg in Kuala Lumpur, von wo aus sie nach Hause fliegen wollten.
Als auch dieser Flug gestrichen wurde, begriffen sie, dass es eng werden würde. Mit der letzten Fähre schafften es die beiden von der philippinischen Insel Siquijor auf die Insel Cebu, wo ein Flughafen ist. Kurz darauf wurden mehrere Inseln dicht gemacht.
Austausch mit anderen Urlaubern via WhatsApp
"Wir hatten Glück", blickt Hannah Weber zurück. Einige der anderen 250 Urlauber, mit denen sich die 19-Jährige in einer WhatsApp-Gruppe austauschte, säßen immer noch auf einer Insel fest. Einige kamen in ihrer Not auf abenteuerliche Ideen: Weber erzählt von einer Gruppe, die mittels Privatjet von einer anderen philippinischen Insel zum Flughafen auf Cebu gekommen sei.
Allgemein sei die Rückholaktion recht chaotisch gewesen, die Kommunikation mit der deutschen Botschaft schwierig. Die hat zwar extra ein Krisentelefon für ausreisewillige deutsche Urlauber auf den Philippinen eingerichtet. "Sie war aber eigentlich nie besetzt", erzählt die 19-Jährige.
Weber und ihre Freundin Celine hatten sich auf der Liste des Auswärtigen Amtes für die Covid-19-Rückholaktion eingetragen , jeden Tag mussten sie ihre Daten im Internet bestätigen. Jeden Tag schauten sie auch auf der Internetseite der deutschen Botschaft nach, ob es Flüge zur Rückholung von Urlaubern gibt. Zuhause in Malsch bangten die Familien mit den beiden jungen Frauen.
Ausgangsbeschränkungen zum Schutz vor Corona wurden immer strenger
Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, das auf den Philippinen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bislang knapp 100 Tote gefordert hat, wurden mit der Zeit strenger.
"Anfangs waren noch ein paar Restaurants geöffnet, dann haben alle geschlossen", berichtet Weber. "Außer zum Supermarkt zu laufen und im Hotel zu sitzen gab es für uns eigentlich nichts mehr zu tun." Immerhin haben die beiden noch ein Unterkunft gefunden. Weber weiß von anderen Urlaubern, die da mehr Schwierigkeiten hatten.
Die Flüge waren alle überbucht.Sandra Weber, Mutter von Hannah aus Malsch
Ende März, nach mehreren Tagen des Wartens im Hotel und einigen abgesagten Flügen, stand dann das Ende der Odyssee in Aussicht. "Wir bekamen eine Nachricht von der deutschen Botschaft. Am 28. und 29. März sollte es drei Flüge geben. Und in einem davon könnten wir einen Platz bekommen."
Um 7 Uhr morgens standen Hannah Weber und ihre Freundin Celine in Cebu am 28. März am Flughafen, in der Hoffnung, einen Platz in einem der Flieger von Qatar Airways zu bekommen, die über Doha nach Deutschland flogen. "Die Flüge waren überbucht", berichtet Hannahs Mutter im Gespräch mit den BNN, "ein Platz war also nicht garantiert".
Check-in mit dem Megafon koordiniert
Die Überbuchung hat einen Grund: Weber weiß von Urlaubern, die auf der Liste der Covid-19-Rückholaktion standen und ein Ticket bekommen hätten - die aber nicht am Flughafen erschienen. "Die leeren Plätze wurden dann mit anderen Wartenden besetzt", erzählt sie.
Die beiden Malscherinnen hatten Glück, weit vorne in der Schlange am Flughafen zu stehen. Am Abend endlich saßen sie in dem Flieger, der sie und mehr als 300 andere Reisende nach Frankfurt bringen würde. Der Check-in wurde von einem Mann mit Megafon koordiniert. "Von der deutschen Botschaft ist niemand am Flughafen aufgetaucht."
Begrüßung mit Kuchen und Plakat in Malsch
Nach 16 Stunden Flugzeit kamen Hannah und Celine schließlich am Sonntag in Frankfurt am Main an. Ein Freund holte sie ab und brachte sie nach Hause zu den Eltern - die sich natürlich riesig freuten, ihre Kinder endlich wieder in die Arme schließen zu können.
"Wir haben ein Plakat vorbereitet, Kuchen gebacken, einen Obstsalat gemacht", erzählt Hannah Webers Mutter Sandra. "Nur Hannahs Essenswunsch - Spaghetti Bolognese - habe ich nicht erfüllt. Ich habe mir in diesen Zeiten vorgenommen, erst etwas Neues zu kaufen, wenn der Kühlschrank leer ist."
Lob für die Rückholaktion der Bundesregierung
Sandra Weber ist ein großer Stein vom Herzen gefallen, als ihre Tochter ihr die Nachricht schickte, dass sie im Flugzeug sitzt. „Wir sind sehr dankbar für die Rückholaktion“, lobt sie die Luftbrücke, mit der schon mehr als 180.000 gestrandete Urlauber zurück nach Deutschland gebracht wurden.
Wie es jetzt für Hannah und Celine weitergeht? "Eigentlich wollte ich ein Praktikum machen, bevor ich ein Studium beginne", sagt Hannah, "aber ich weiß nicht, ob das wegen Corona jetzt noch klappt".
Ein Architekturstudium hatte sie anvisiert, das würde aber erst zum Wintersemester im Herbst starten. Auch Celine will studieren, "Medienmanagement vielleicht". Bevor der Ernst des Lebens wieder losgeht, genießen die beiden aber zunächst einmal die Zeit zuhause - ohne die ständige Sorge, kein Ticket mehr für den Rückflug zu bekommen.